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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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ihn sah, vergaß sie es sofort und versank in ihrem luxuriösen Glück, an dem Ort, der für sie beide inzwischen die Welt ihrer selbsterfundenen Geschichte geworden war – das Paradies, das die Liebenden mit ihrem Glück füllen sollten.
    Und genau das taten sie. Einen Monat voller gestohlener Nächte und gelegentlicher sonnendurchfluteter Nachmittage, denn Madrigal konnte Loramendi kaum einmal tagsüber verlassen, bargen sie ihr Glück unter ihren Flügeln und nannten es eine Welt, obwohl sie beide wussten, dass es keine Welt war, sondern nur ein Versteck. Und das ist etwas ganz anderes.
    Nachdem sie sich ein paarmal getroffen hatten und begannen, sich tiefer kennenzulernen – mit der Gier der Verliebten, alles zu erfahren, im Gespräch und in der Berührung, mit jeder Erinnerung und jedem Gedanken, jedem Duft und jedem Murmeln –, als alle Scheu und Schüchternheit überwunden war, da gaben sie langsam auch dem Gedanken an die Zukunft Raum: dass sie existierte, dass sie nicht so tun konnten, als gäbe es sie nicht. Sie wussten beide, dass dies kein Leben war, vor allem nicht für Akiva, der mit niemandem Kontakt hatte außer mit Madrigal und den Tag verschlief wie die Evangelinen, sehnsüchtig darauf wartend, dass endlich die Nacht hereinbrach.
    Akiva gestand ihr, dass er der uneheliche Sohn des Imperators war, ein Angehöriger einer zum Töten gezüchteten Legion, und er erzählte ihr von dem Tag, als die Wächter in den Harem gekommen waren, um ihn seiner Mutter wegzunehmen. Wie sie sich abgewandt und es zugelassen hatte, als wäre er gar nicht ihr Kind, sondern nur eine Abgabe, die sie zu bezahlen hatte. Wie sehr er seinen Vater hasste, der Kinder zeugte, damit sie töteten, und es gab Augenblicke, da sah Madrigal, dass Akiva auch sich selbst dafür die Schuld gab, einer von ihnen zu sein.
    Madrigal strich sanft über die Narben auf seinen Fingergelenken und stellte sich die Chimären vor, für die diese Linien standen. Sie fragte sich, wie viele ihrer Seelen gesammelt und wie viele ausgelöscht worden waren.
    Sie erzählte Akiva nichts vom Wunder der Wiedererweckung. Als er fragte, warum sie keine Augen-Tätowierung auf den Handflächen trug, erfand sie rasch eine Lüge. Sie konnte ihm nicht von den Wiedergängern erzählen, das war zu viel, zu gefährlich, denn das Schicksal ihrer Rasse hing davon ab. Nein, das erzählte sie ihm nicht, nicht einmal, um seine Schuldgefühle wegen all der Chimären, die er getötet hatte, zu lindern. Stattdessen küsste sie seine Narben und sagte: »Krieg ist alles, was man uns gelehrt hat, aber es gibt andere Arten zu leben. Wir können sie finden, Akiva. Wir können sie
erfinden
. Das hier ist der Anfang.« Sie berührte seine Brust, und eine Woge der Liebe überschwemmte sie, Liebe zu dem Herzen, das sein Blut bewegte, Liebe zu seiner glatten Haut, seinen Narben und seiner Zärtlichkeit, die so gar nicht soldatenhaft war. Dann nahm sie seine Hand, drückte sie an ihre Brust und fügte hinzu: »
Wir
sind der Anfang.«
    Und so begannen sie daran zu glauben.
    Akiva sagte ihr, dass er in den zwei Jahren seit Bullfinch keine einzige Chimäre getötet hatte.
    »Ist das wahr?«, fragte sie ungläubig.
    »Du hast mir gezeigt, dass man sich auch dafür entscheiden kann, nicht zu töten.«
    Beschämt blickte Madrigal auf ihre Hände hinunter und gestand: »Aber ich habe danach noch Seraphim getötet.« Akiva fasste sie unters Kinn, so dass sie zu ihm aufblicken musste.
    »Aber indem du mich gerettet hast, hast du mich verändert, und wegen dieses Augenblicks sind wir jetzt hier. Hättest du so etwas für möglich gehalten?«
    Stumm schüttelte sie den Kopf.
    »Glaubst du nicht, dass auch andere verändert werden können?«
    »Manche schon«, meinte sie und dachte dabei an ihre Kameraden und Freunde. Und dann an den Weißen Wolf. »Aber nicht alle.«
    »Erst ein paar und dann immer mehr.«
    Erst ein paar und dann immer mehr.
Madrigal nickte, und gemeinsam stellten sie sich ein anderes Leben vor, nicht nur für sich, sondern für alle Rassen von Eretz. Und in diesem Monat, in dem sie sich versteckten und liebten, in dem sie träumten und planten, glaubten sie daran, dass auch das vorbestimmt war: dass sie die Blütenknospen eines großen, geheimnisvollen Plans waren. Ob er von Nitid stammte oder von den Göttersternen oder aus einer ganz anderen Quelle, das wussten sie nicht, sie wussten nur, dass ein mächtiger Wille in ihnen lebte, der sie drängte, Frieden in die Welt zu

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