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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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ich hab mich schon immer gefragt, woher ich das habe. Jetzt weiß ich endlich Bescheid. Meine Hörner kommen von der Seite meines Vaters, und meine Hässlichkeit hab ich meinem riesigen, bösen Monsteronkel zu verdanken.« Nach einer Pause, in der Akiva ihren Hals mit Küssen bedeckte, fügte sie hinzu: »Mir gefällt meine Geschichte besser. Ich möchte lieber aus Tränen gemacht sein als aus Dunkelheit.«
    »Beides ist nicht sonderlich erfreulich«, meinte Akiva.
    »Stimmt. Wir brauchen einen fröhlicheren Mythos. Lass uns einen erfinden.«
    Sie lagen umschlungen auf ihren Kleidern, die sie hinter Ellais Tempel auf einem großen Moospolster neben einem schmalen, leise plätschernden Bächlein ausgebreitet hatten. Inzwischen waren beide Monde verschwunden, und auch die Evangelinen waren verstummt, denn die Requiembäume hatten ihre weißen Blüten für die Nacht geschlossen. Bald würde Madrigal aufbrechen müssen, aber sie verdrängten beide den Gedanken, als könnten sie die Morgendämmerung einfach ignorieren.
    »Es war einmal …«, sagte Akiva, aber seine Stimme verhallte, als seine Lippen Madrigals Kehle berührten. »Mmm, da ist ja noch Zucker«, murmelte er. »Ich dachte, ich hätte alles erwischt. Jetzt muss ich leider noch mal überall nach dem Rechten sehen.«
    Madrigal wand sich und lachte hilflos. »Nein, nein, bitte nicht, das kitzelt!«
    Aber Akiva war unerbittlich – er kostete noch einmal ihren Nacken, und auf einmal fand Madrigal, dass es eigentlich gar nicht so sehr kitzelte, sondern eher angenehm prickelte, woraufhin sie ihren Protest umgehend einstellte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder ihrem neuen Mythos widmen konnte.
    »Es war einmal«, murmelte Madrigal, das Gesicht auf Akivas Brust, so dass die Krümmung ihres linken Horns der Linie seines Gesichts folgte und er seine Stirn dagegenlehnen konnte. »Da gab es eine Welt, die makellos war, voller Vögel und bunt gestreifter Kreaturen und hübscher Dinge wie zum Beispiel Honiglilien und Sternpilzen und Wiesel …«
    »Wiesel?«
    »Unterbrich mich nicht. Diese Welt hatte bereits Licht und Schatten, deshalb brauchte sie keine Schurkensterne, die anrücken und sie retten mussten, und sie hatte auch keine Verwendung für blutende Sonnen oder weinende Monde, und vor allem hatte sie noch nie einen Krieg erlebt, hatte noch nie dieses schreckliche, sinnlose Töten gesehen, das keine Welt jemals wirklich braucht. Auf dieser Welt gab es Erde und Wasser, Luft und Feuer, alle vier Elemente, aber ihr fehlte das letzte Element: die Liebe.«
    Akiva hatte die Augen geschlossen, lauschte lächelnd Madrigals Stimme, streichelte ihre daunenweichen, pelzkurzen Haare und fuhr mit dem Finger die Rillen ihrer Hörner nach.
    »Und so war dieses Paradies wie eine Schmuckschatulle ohne Schmuck. Da lag es, Tag für Tag geweckt mit rosiger Morgenröte und Kreaturenlauten und köstlich fremdartigen Düften, und wartete darauf, endlich von Liebenden gefunden und mit ihrem Glück erfüllt zu werden.« Pause. »Ende.«
    »Ende?« Akiva schlug die Augen auf. »Wie meinst du das – Ende?«
    Sie rieb ihre Wange an der goldenen Haut seiner Brust und antwortete: »Die Geschichte ist unvollendet. Die Welt wartet immer noch.«
    »Und weißt du, wo man sie findet?«, fragte er wehmütig. »Wir könnten uns auf den Weg machen, noch bevor die Sonne aufgeht.«
    Die Sonne. Das Wort war wie ein Weckruf, und Madrigal, die gerade die Wölbung von Akivas Schulter küsste – auch die Narbe, die an ihre erste Begegnung in Bullfinch erinnerte –, hielt abrupt inne. Auf einmal musste sie daran denken, dass sie ihn hätte verbluten lassen oder einfach töten können, dass aber etwas Unabwendbares sie daran gehindert hatte, damit sie hier sein konnten, jetzt. Und die Vorstellung, sich jetzt von ihm zu lösen, sich anzuziehen und ihn zu verlassen, rief einen Widerwillen in ihr hervor, der so heftig war, dass es schmerzte.
    Und natürlich auch Angst, was ihr Verschwinden in Loramendi ausgelöst haben mochte. Das Bild eines wutentbrannten Thiago drang in ihr Glück ein, und sie schob es entschlossen weg – den Sonnenaufgang jedoch konnte sie nicht wegschieben. Traurig sagte sie: »Ich muss gehen.«
    »Ich weiß«, antwortete Akiva, und sie hob ihr Gesicht von seiner Schulter und sah seine Traurigkeit, die der ihren entsprach. Er fragte nicht: »Was sollen wir tun?«, und sie fragte es auch nicht. Später würden sie solche Dinge besprechen müssen, aber in dieser ersten

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