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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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wurde?«
    »Oh,
ich
weiß, warum«, meinte Izîl. »Ich frage mich, ob
du
es weißt.«
    »Ich kenne unsere Geschichte.«
    Izîl lachte. Obwohl es eher klang wie ein Keuchen, da er eine Wange flach gegen die Kuppel des Minaretts presste. »Wie Moos auf Büchern, so wachsen Mythen auf der Geschichte. Vielleicht solltest du jemanden fragen, der dabei war, damals, vor vielen Jahrhunderten. Vielleicht kann Razgut es dir sagen.«
    Akiva warf einen kalten Blick auf Razgut, der sein unaufhörliches Mantra vor sich hin murmelte: »Bring mich nach Hause, bitte, Bruder, bring mich nach Hause. Ich habe gebüßt, ich bin genug bestraft worden, bring mich nach Hause …«
    Akiva sagte: »Ich brauche ihn nicht zu fragen.«
    »Ach nein? Verstehe. Ein kluger Mann hat einmal gesagt: ›Alles, was man im Leben braucht, sind Ignoranz und Selbstvertrauen; dann ist der Erfolg sicher.‹ Mark Twain war das. Er hatte einen schönen Schnurrbart. Viele kluge Männer tragen einen Schnurrbart.«
    Auf einmal veränderte sich etwas in dem alten Mann. Akiva sah, wie er den Kopf hob, um über die Steinbrüstung zu spähen, die ihn vor dem Tod bewahrte. Sein Wahnsinn schien nachgelassen zu haben, wenn er nicht gar von Anfang an nur gespielt gewesen war. Jetzt nahm er allen Mut zusammen, was angesichts der prekären Situation nicht unbeeindruckend war. Außerdem versuchte er Zeit zu schinden.
    »Mach es dir nicht unnötig schwer, alter Mann«, sagte Akiva. »Ich bin nicht hergekommen, um Menschen zu töten.«
    »Warum bist du denn hergekommen? Nicht einmal die Chimären dringen in diese Welt ein. Sie ist kein Ort für Monster …«
    »Monster? Ich bin kein Monster.«
    »Nein? Das denkt Razgut auch von sich. Nicht wahr, mein Monster?«
    Er fragte es fast zärtlich, und Razgut gurrte: »Ich bin kein Monster. Ich bin ein Seraph, ein Wesen von rauchlosem Feuer, ja, erschaffen in einer anderen Zeit, in einer anderen Welt.« Er sah Akiva gierig an. »Ich bin wie du, Bruder, ich bin genau wie du.«
    Der Vergleich gefiel Akiva ganz und gar nicht. »Ich bin nicht im Geringsten wie du,
Krüppel
«, sagte er so schneidend, dass Razgut zusammenzuckte.
    Izîl streckte die Hand aus und tätschelte den Arm, der wie ein Schraubstock um seinen Hals lag. »Ist ja gut«, sagte er mit geheucheltem Mitgefühl. »Er kann es nicht sehen. Monster können sich nicht selbst als solche erkennen. Wie der Drache, der im Dorf hockte und Jungfrauen verspeiste. Als er die Bewohner ›Monster!‹ schreien hörte, hat er sich umgeschaut.«
    »Ich weiß, wer die Monster sind.« Akivas Tigeraugen verdunkelten sich. Nur zu genau wusste er das. Die Chimären waren schuld daran, dass Leben für ihn nur noch eine Bedeutung hatte:
Krieg.
Es gab Tausende verschiedene Bestien, und egal, wie viele man tötete, es kamen immer welche nach, und immer mehr. »Ein kluger Mann hat einmal gesagt: ›Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.‹ Nietzsche«, erwiderte Izîl. »Bemerkenswerter Schnurrbart.«
    »Sag mir einfach …«, setzte Akiva an, aber Izîl fiel ihm ins Wort.
    »Hast du dich je gefragt, ob Monster Krieg machen oder ob Krieg Monster macht? Ich habe so einiges gesehen, Engel. Es gibt Guerilla-Armeen, die kleine Jungen zwingen, ihre eigene Familie zu erschießen. Solche Verbrechen reißen einem Wesen die Seele aus und schaffen Platz für Bestien, die im Innern heranwachsen. Armeen brauchen Bestien, nicht wahr? Gehorsame Bestien, die ihre schreckliche Arbeit verrichten! Und das Schlimmste daran ist, dass es fast unmöglich ist, ausgerissene Seelen wiederzufinden.
Fast.
« Er warf Akiva einen vielsagenden Blick zu. »Aber es ist möglich, falls … falls du dich je entscheiden solltest, nach
deiner
zu suchen.«
    Unbändige Wut durchzuckte Akiva. Funken regneten von seinen Flügeln und wurden vom Wind über die Dächer Marrakeschs getragen. »Warum sollte ich das tun? Dort, wo ich herkomme, alter Mann, ist eine Seele so nutzlos wie Zähne für die Toten.«
    »Gesprochen wie jemand, der sich noch immer erinnern kann, wie es ist, eine Seele zu haben.«
    O ja, Akiva erinnerte sich. Seine Erinnerungen waren Messer, die sich gegen ihn richteten. »Du solltest dich um deine eigene Seele kümmern, nicht meine.«
    »Meine Seele ist rein. Ich habe nie jemanden getötet. Aber du, oh, du hast getötet. Sieh dir deine Hände an.«
    Akiva fiel nicht auf den Köder herein, aber er

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