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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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das halbe Glas in einem Zug, schürzte die Lippen und nickte.
    »Du wirst mal hübsch, wenn du dir die Haare wachsen lässt. Dann wäre ja jetzt alles klar. Eins würde mich noch interessieren,« sagte er zu Kolja. »Du sprichst recht gut Deutsch, kannst aber nicht Russisch lesen?«
    »Wenn ich's versuche, kriege ich immer Kopfweh.«
    »Verstehe. Und du«, sagte er zu mir, »du bist einer der besten Schachspieler in Leningrad, kannst aber ebenfalls nicht lesen? Das ist doch ausgesprochen merkwürdig, oder? Die meisten Schachspieler, die ich kenne, sind ziemlich gebildet.«
    Ich machte den Mund auf, hoffte, dass mir Lügen ebenso flott über die Lippen kommen würden wie Kolja, doch Abendroth hob abwehrend die Hand und schüttelte den Kopf.
    »Lassen wir das. Du hast Küfers Test bestanden, na gut, ich respektiere das. Ihr drei seid Überlebenskünstler. Aber ich bin nicht dumm. Einer von euch ist ein Jude, der sich als Nicht - Jude ausgibt; einer ist ein Mädchen, das sich als Junge ausgibt; und ihr alle, nehme ich an, seid des Lesens und Schreibens Kundige, die sich als Analphabeten ausgeben. Und trotz der Aufmerksamkeit unserer wachsamen Gebirgsjäger und des geschätzten Obersturmführers Küfer seid ihr mit euren Tricks durchgekommen. Dennoch wolltet ihr hier mit mir Schach spielen. Ihr wolltet, dass ich auf euch aufmerksam werde. Das ist höchst merkwürdig. Ihr seid keine Dummköpfe, so viel ist klar, sonst wärt ihr längst tot. Ihr erwartet doch nicht allen Ernstes, dass ich euch freilasse, wenn ihr die Partie gewinnt, oder? Und das Dutzend Eier ... die Eier sind überhaupt der merkwürdigste Faktor in dieser Gleichung.«
    »Ich sehe ein, dass es nicht in Ihrer Macht steht, uns freizulassen«, sagte Kolja, »aber ich dachte, wenn mein Freund gewinnt, dann legen Sie vielleicht ein gutes Wort bei Ihren Vorgesetzten ein ...«
    »Selbstverständlich steht es in meiner Macht, euch freizulassen. Das ist keine Frage der ... ach so.« Abendroth deutete auf Kolja und nickte, lächelte geradezu. »Sehr gut. Du bist ein ganz Raffinierter. Willst der Eitelkeit des Deutschen schmeicheln. Kein Wunder, dass Küfer von dir so angetan war. Erkläre mir das mit den Eiern.«
    »Ich habe seit August kein Ei gegessen. Wir reden ständig von den Mahlzeiten, nach denen wir uns sehnen, und ich habe immer nur gebratene Eier im Kopf. Den ganzen Tag auf dem Marsch durch den Schnee konnte ich an nichts anderes denken.«
    Abendroth trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Betrachten wir die Lage. Ihr drei seid überführte Lügner. Ihr tischt eine dubiose Geschichte auf, um eine Privataudienz zu bekommen ...« Abendroth warf einen Blick auf die Wachen und zog die Schultern hoch. »Eine halb private Audienz mit einem höheren Offizier der verhassten Einsatzgruppe A. Offenbar habt ihr Informationen, die ihr mir verkaufen wollt.«
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann sagte Kolja: »Ich verstehe nicht.«
    »Ich glaube doch. Ihr wisst vielleicht, welche der Gefangenen Bolschewiken sind, oder ihr habt von geplanten Truppenbewegungen der Roten Armee gehört. Diese Informationen könnt ihr aber nicht vor den anderen Russen weitergeben, also arrangiert ihr dieses Treffen. Dergleichen kommt sehr oft vor. Eure Landsleute scheinen ganz erpicht darauf zu sein, den Genossen Stalin zu verraten.«
    »Wir sind keine Verräter«, sagte Kolja. »Der Junge ist zufällig ein sehr guter Schachspieler. Sie spielen ebenfalls Schach, wie ich gehört habe. Ich sah eine Chance.«
    »Das ist die Antwort, die ich mir erhofft hatte«, sagte Abendroth mit einem Lächeln. Er kippte den im Glas verbliebenen Schnaps hinunter und schenkte sich den Rest der Flasche ein, hielt das Glas ans Licht und betrachtete prüfend den Inhalt.
    »Mein Gott, der hat's aber in sich! Sieben Jahre im Eichenfass ...«
    Er trank wieder einen kleinen Schluck, jetzt ohne Hast, wollte das letzte Glas nicht zu schnell leeren. Nachdem er den Schnaps einen Moment lang genüsslich gewürdigt hatte, sagte er in ruhigem Ton etwas auf Deutsch. Einer der Soldaten richtete seine MP40 auf uns, während der andere herkam und mich nach Waffen abzuklopfen begann.
    Im Schafstall schien mir das Messer noch bestens versteckt zu sein, aber als ich nun dastand und der Soldat mich durchsuchte, konnte ich nur an die harte Lederscheide denken, die oben gegen meinen Fuß drückte. Er durchsuchte die Taschen des Marinemantels meines Vaters, fuhr unter meine Achselhöhlen, unter meinen Gürtel, meine

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