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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schüttelte den Kopf, wies mich an, still zu sein, und sagte: »Ich bin nicht verletzt. Komm, zeig mir deine Hand.«
    Ich verstand nicht, warum. Ich hob die rechte Hand hoch, die noch immer das blutige Messer umklammerte, doch Vika drückte sie sanft hinunter, fasste nach dem anderen Handgelenk und nahm meine Linke in beide Hände. Erst da begriff ich, dass mir der halbe Zeigefinger fehlte. Vika kniete sich neben einen der toten Gebirgsjäger - es war der Junge mit den Leberflecken, der blind, mit aufgeschlitzter Kehle, zur Decke starrte - und schnitt ein Stück Stoff von seiner Hose ab. Sie kam wieder her und band es um meinen Finger, eine Aderpresse, um die Blutung zu stoppen.
    Kolja hatte die zwei MP40 geschnappt. Er warf Vika eine zu, behielt die andere selbst und riss die Eierschachtel vom Tisch. Irgendwo im Gebäude hörten wir deutsche Stimmen rufen, konfuse Offiziere, die sich fragten, ob die Schüsse, die sie im Schlaf gehört hatten, ein Traum oder Realität waren. Kolja schob eines der Fenster auf und kletterte auf den Sims.
    »Beeilt euch«, sagte er und winkte uns, ihm zu folgen. Er sprang, und ich stürzte mich hinter ihm hinaus. Der Fall aus dem ersten Stock war nicht sehr tief, und der Schnee unter dem Fenster war einen Meter hoch. Beim Auftreffen verlor ich das Gleichgewicht und fiel mit dem Gesicht in den Schnee. Kolja zerrte mich auf die Beine und wischte mir den Schnee aus dem Gesicht. Wir h örten, wie oben im Besprechungs zimmer eine Salve abgegeben wurde. Im nächsten Moment sprang Vika aus dem Fenster, in der Hand die noch rauchende Maschinenpistole.
    Wir liefen von der ausgebrannten Polizeiwache weg. Ausgeschaltete Straßenlaternen bogen sich über uns wie Fragezeichen. Das aus der alten Parteizentrale kommende Gebrüll wurde lauter, und ich erwartete jeden Moment, dass Kugeln durch die Luft flogen, doch es kamen keine. Die am Eingang postierten Wachen waren vermutlich ins Haus gerannt, als sie die Schüsse hörten; bis sie ihren Irrtum erkannt hatten, waren wir bereits in der Dunkelheit verschwunden.
    Kurz darauf erreichten wir den Stadtrand. Wir verließen die Straße und rannten über gefrorene Felder, vorbei an den Silhouetten verlassener Traktoren. Hinter uns in Krasno gwardejsk hörten wir Fahrzeugmotoren aufheulen und Reifen mit aufgelegten Schneeketten rumpeln. Weiter vorn konnten wir undeutlich den schwarzen Rand des großen Waldes erkennen, der darauf wartete, uns aufzunehmen, uns vor den Augen unserer Feinde zu verbergen.
    Ich bin nie ein großer Patriot gewesen. Mein Vater hätte dergleichen zu seinen Lebzeiten nicht geduldet, und sein Tod sorgte dafür, dass seinem Wunsch entsprochen wurde. Piter verfügte in weit höherem Maße über meine Zuneigung und Loyalität als das Land als Ganzes. Doch in dieser Nacht, während wir über die ungepflügten Felder mit Winterweizen liefen, hinter uns die faschistischen Eroberer und vor uns die dunklen russischen Wälder, empfand ich urplötzlich wahre Liebe zu meinem Land.
    Wir liefen auf den Wald zu, unter uns die knackenden Weizenhalme, über uns der aufgehende Mond und die Sterne, die weiter und weiter von uns wegwirbelten, allein unter dem gottlosen Himmel.
    24
    Eine Stunde später blickten wir uns noch immer um, lauschten, ob Kettenfahrzeuge zu hören waren, doch je tiefer wir in den Wald hineingingen, desto wahrscheinlicher erschien es, dass uns die Flucht geglückt war. Wir lutschten Eiszapfen, die wir an Lärchenzweigen abbrachen, aber die Nacht war so kalt, dass wir das Eis nie lange im Mund behalten konnten. Der Stumpf meines Fingers begann im Takt meines Pulsschlags zu pochen.
    Kolja hatte seinen Mantel aufgeknöpft und die mit Stroh ausgestopfte Schachtel unter den Pullover geschoben, damit die Eier nicht einfroren. Auf den letzten Kilometern hatte er mir wiederholt auf die Schulter geklopft und wie verrückt gegrinst unter seiner gestohlenen Daunenmütze, die er mit einer albernen Schleife unter dem Kinn zugebunden hatte.
    »Da hast du es mir aber wirklich gezeigt«, verkündete er mir geschlagene vier Mal.
    Jetzt war ich ein Killer, und das deutsche Messer in meinem Stiefel war eine echte Waffe, nicht bloß das Souvenir eines kleinen Jungen. Vielleicht würde es ein besseres Licht auf mich werfen, wenn ich dir sagen könnte, dass ich eine gewisse Traurigkeit empfand, eine Art Solidarität mit den toten Männern, trotz der zwingend erforderlichen Grausamkeit. Das mit Leberflecken übers äte Gesicht des jungen Gebirgsj ägers

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