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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seufzte, als er meine Figur schlug.
    »Das hätte ich nicht zulassen dürfen.«
    »Gut gemacht«, rief Kolja vom anderen Ende des Tisches. Ich drehte mich um, sah, dass er und Vika mich noch immer scharf beobachteten, und wandte meine Aufmerksamkeit rasch wieder dem Spiel zu. Wieso war eigentlich ich zum Attentäter auserkoren worden? Kannte mich Kolja inzwischen denn nicht? Abendroth musste sterben, das wusste ich - ich wollte seinen Tod, seit ich Sojas Geschichte gehört hatte. Zweifellos hatte er Tausende von Männern, Frauen und Kindern abgeschlachtet, während er der Wehrmacht quer durch Europa folgte. Berlin verlieh ihm glänzende Orden dafür, dass er die Juden, Kommunisten und Partisanen der besetzten Länder exekutierte. Er war mein Feind. Aber als ich ihm nun am Schachbrett gegenübersaß, verfolgte, wie er nervös an seinem Ehering herumspielte, während er sich den nächsten Zug überlegte, glaubte ich nicht, dass ich dazu fähig war, ihn zu ermorden.
    Die Scheide drückte auf meinen Knöchel. Vor mir saß der Sturmbannführer, bei dem der Kragen der Uniformjacke seitlich auf eine blaue Ader an seinem dicken Hals drückte. Kolja und Vika saßen am anderen Ende des Tisches, warteten darauf, dass ich zur Tat schritt. In Anbetracht all dieser Ablenkungen gelang es mir dennoch, anständig Schach zu spielen. So bedeutungslos der Ausgang auch sein mochte, die Partie war mir wichtig.
    Ich hatte den Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf in die Handfläche geschmiegt, sodass meine Hand die Sicht auf Kolja und Vika versperrte. Beim achtundzwanzigsten Zug schob ich meinen c-Bauern auf die fünfte Reihe, was ziemlich gewagt war. Abendroth hätte die Figur mit seinem b- oder d-Bauern schlagen können. Beim Schach gibt es einen alten Grundsatz, der besagt, man soll »zur Mitte hin schlagen«. Abendroth folgte der klassischen Strategie, indem er seinen b-Bauern benutzte, um sich in der Mitte eine beherrschende Stellung zu verschaffen. Aber so wie Tarrasch sagt: »Der Turm gehört hinter die Freibauern, außer wenn dies regelwidrig ist«, ist das Schlagen zur Mitte hin die richtige Taktik, außer wenn sie falsch ist. Als die Zugfolge vorbei war, hatte jeder von uns zwei Bauern geschlagen, die Zahl unserer Figuren war noch immer ausgeglichen, und wie ein Mann, der Gift geschluckt hat, aber fröhlich weiterkaut, ohne zu begreifen, dass er dem Tod geweiht ist, hatte Abendroth keine Ahnung, dass er einen fatalen Fehler gemacht hatte.
    Statt seinen König auf das Brett zu legen, glaubte der Deutsche, in der besseren Position zu sein. Als wir uns dem Endspiel näherten, stand sein a-Bauer allein am Rand des Schachbretts, darauf aus, die achte Reihe zu erreichen, wo er sich in eine Dame verwandeln und meine Verteidigungsstellung aufbrechen konnte. Abendroth war so erpicht darauf, eine zweite Dame zu bekommen, dass er nur zu gern die diversen Abtausche akzeptierte, die ich anbot. Wie sollte er auch mit zwei Damen im Angriff verlieren? Ganz auf seinen a-Bauern konzentriert, merkte er erst, als es zu spät war, dass mein eigener Freibauer in der Mitte des Bretts stand. Am Ende erreichte mein d-Bauer seine Umwandlung einen Zug vor seinem a-Bauern. Zwei Damen sind schwer zu schlagen, es sei denn, dein Gegner bekommt die zweite Dame zuerst.
    Abendroth merkte noch immer nicht, dass das Spiel aus war, aber es war aus. Ich blickte rasch zu Vika, lächerlich stolz auf meinen bevorstehenden Sieg, und sah, dass sie die Hand in den Tarnanzug geschoben hatte. Sie wartete nicht länger darauf, dass ich zur Tat schritt, sondern griff schon zum Messer; und Kolja hatte die Hände auf die Tischkante gelegt, bereit, sich abzustoßen und anzugreifen, wenn sie es tat. Ich begegnete Vikas Blick und wusste plötzlich mit absoluter Sicherheit, wenn ich jetzt nichts unternahm, würde ihr zerfetzter Körper bald den letzten Atemzug auf dem sich wellenden Linoleumboden tun.
    Während Abendroth das Spiel und die ungewöhnliche Ansammlung von Damen studierte, tat ich so, als würde ich mich an der Wade kratzen, und schob langsam die Finger in den Stiefel. Das war kein Anfall von Courage, sondern das Gegenteil - die Angst, dass Vika sterben könnte, überwand alle meine anderen Ängste. Abendroth blickte auf seinen König, und ich sah, wie sich seine Miene veränderte, als er die Situation erfasste. Ich rechnete damit, dass er sich über die Niederlage ärgern würde. Stattdessen erhellte ein Lächeln sein Gesicht, und einen Moment lang konnte ich

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