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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Feldwebel< , hat sie gesagt. >Sie scheinen mir ein Mann zu sein, der seine Hände zu gebrauchen weiß.< Wie findest du das? Schon'ne Nummer, die Ruslanowa. Aber wunderschönes Lied.«
    Er klopfte Kolja mit dem Propusk auf die Brust, gab ihn zurück, lächelte uns beide an.
    »Bedaure, dass ich euch anhalten musste. Ihr kennt ja die Vorschriften ... Soll ja in Leningrad dreihundert Saboteure geben, und es werden jeden Tag mehr. Aber jetzt, wo ich weiß, dass ihr für den Oberst arbeitet...«
    Er zwinkerte Kolja zu.
    »Weiß Bescheid, Partisanen organisieren und so weiter, das lob ich mir. Wir Reguläre packen sie von vorn, und ihr Jungs knallt sie von hinten ab, und im Sommer scheißen wir denen ihren Reichstag voll.«
    Kolja hatte mir das Schreiben des Obersts noch am gleichen Tag vorgelesen, und es stand nichts von Partisanen darin - sondern nur, dass man uns nicht festnehmen oder aufhalten solle, da wir im Auftrag des Obersts persönlich unterwegs seien -, aber die Zeitungen berichteten ständig von einfachen Leuten vom Land, die von Spezialisten des NKWD zu mörderischen Guerillakämpfern ausgebildet worden waren.
    »Solltet sie tüchtig zu eurer Orgelmusik tanzen lassen«, sagte Kolja - ich wusste nicht, ob er den Tonfall des Feldwebels absichtlich nachahmte oder nicht -, »wir sorgen schon dafür, dass sie keinen Strudel mehr aus der Heimat bekommen.«
    »So ist's recht, so ist's recht! Versorgungslinien abschneiden, in den Wäldern verhungern lassen, vorgehen wie 1812.«
    »Aber kein Elba für Hitler.«
    »Nein, oh nein, nicht für den, kein Elba für Hitler!«
    Ich war mir nicht sicher, ob der Feldwebel wusste, was Elba ist, aber er war fest entschlossen, dass Hitler es nicht bekommen sollte.
    »Ein Bajonett in den Hintern, aber kein Elba!«
    »Sollten jetzt aufbrechen«, sagte Kolja. »Müssen vor Einbruch der Dunkelheit in Mga sein.«
    Der Feldwebel stieß einen Pfiff aus. »Habt einen langen Marsch vor euch. Immer in den Wäldern bleiben, alles klar? Der Fritz kontrolliert die Straßen, aber ein Russe braucht zum Gehen keine Straße, stimmt's? Ha! Genug Brot dabei? Nein? Können euch was abgeben. Iwan!«
    Der Feldwebel rief einen abgerissenen jungen Soldaten, der neben dem Laster stand. »Hol Brot für die Jungs da. Die gehen hinter die Linien.«
    12
    Außerhalb von Leningrad wuchsen die Bäume noch, Krähen schwatzten auf Birkenzweigen, Eichhörnchen flitzten zwischen den Tannen herum. Die Eichhörnchen sahen dick und arglos aus, leichte Ziele für einen Mann mit einer Pistole. Sie hatten Glück, dass sie im besetzten Russland lebten.
    Wir marschierten durch die Wälder, über freie Felder im kalten Sonnenschein, immer die Bahngleise in Sichtweite zu unserer Linken. Der Schnee war verharscht, mit Kiefernnadeln übersät, gut begehbar. Wir befanden uns auf Gebiet, das von den Deutschen kontrolliert wurde, aber es gab keinerlei Hinweise auf ihre Anwesenheit, nicht das geringste Anzeichen von Krieg. Ich war ungewohnt glücklich. Piter war meine Heimat, doch Piter war inzwischen ein Friedhof, eine Stadt der Geister und Kannibalen. Bei diesem Gang durch die Natur nahm ich eine körperliche Veränderung wahr, als atmete ich, nach monatelangem Aufenthalt in einem Kohlebergwerk, reinen Sauerstoff ein. Die Knoten in meinen Eingeweiden entwirrten sich, meine Ohren waren nicht länger verstopft, ich hatte Kraft in den Beinen wie seit Monaten nicht mehr.
    Kolja schien das Gleiche zu empfinden. Er blinzelte im grellen, vom Schnee reflektierten Licht, spitzte die Lippen und blies große Dampfwolken in die Luft, über die er sich freute wie ein kleines Kind.
    Neben dem Stamm einer mächtigen alten Birke entdeckte er einen grünen Fetzen Papier, bückte sich und hob ihn auf. Es war ein Zehn-Rubel-Schein, der ganz normal aussah und von dem uns Lenins Augen unter dem breiten kahlen Schädel anstarrten - nur dass Zehn-Rubel-Scheine nicht grün waren, sondern grau.
    »Falschgeld?«, fragte ich.
    Kolja nickte und deutete mit dem Finger zum Himmel, während er sich den Schein genauer besah.
    »Der Fritz wirft es zentnerweise ab. Je mehr falsche Rubel in Umlauf sind, desto weniger sind die echten wert.«
    »Aber es ist ja nicht einmal die richtige Farbe.«
    Kolja drehte den Schein um und las laut den Text vor, der auf der Rückseite stand.
    »Die Preise für Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs sind enorm gestiegen, und in der Sowjetunion florihrt der Schwarzmarkt. >Floriert< ist übrigens falsch geschrieben.

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