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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spähten durch die gewundenen Birkenreihen.
    »Ist das ein Hund?«
    Er nickte. »Scheint so.«
    Einige Sekunden später hörten wir das Heulen erneut. Es lag etwas schrecklich Menschliches in seiner Verlassenheit. Wir mussten unbedingt weiter, wir mussten Mga vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, doch Kolja ging bereits in Richtung des jaulenden Hundes.
    Der Schnee war hier tiefer, und schon bald wateten wir durch schenkelhohe Verwehungen. Die Energie, die ich zehn Minuten davor in mir gehabt hatte, begann zu schwinden. Ich war wieder müde, musste mich Schritt für Schritt vorwärtskämpfen. Kolja verlangsamte sein Tempo, damit ich nicht zurückblieb. Falls er meinetwegen ungehalten war, so ließ er es sich nicht anmerken.
    Ich hielt den Kopf gesenkt, um nur ja nicht falsch aufzutreten - ein verstauchter Knöchel hätte den sicheren Tod bedeutet -, und sah die Kettenspuren daher vor Kolja. Ich packte ihn am Ärmel, damit er stehen blieb. Wir befanden uns am Rand einer riesigen Waldlichtung. Das von der ausgedehnten Schneefläche reflektierte Sonnenlicht war so grell, dass ich die Hand über die Augen legen musste. Den Schnee durchfurchten Aberdutzend Kettenspuren, als wäre hier eine ganze Panzerbrigade durchgekommen. Mit Kettenspuren kannte ich mich nicht so aus wie mit Flugzeugmotoren, konnte die eines deutschen Sturmtigers nicht von denen eines russischen T-34 unterscheiden, aber mir war klar, dass die hier nicht von unseren Panzern stammten. Wenn wir so viele Panzer in den Wäldern gehabt hätten, dann hätten wir den Belagerungsring längst gesprengt.
    Im Schnee lagen graue und braune Bündel verstreut. Zuerst dachte ich, es seien weggeworfene Mäntel, doch dann sah ich an einem einen Schwanz, an einem anderen eine ausgestreckte Pfote, und mir wurde klar, dass es tote Hunde waren, mindestens ein Dutzend. Wieder hörten wir das Heulen, und endlich sahen wir ihn, einen schwarz-weißen Schäferhund, der sich von dem freien Feld wegschleppte, wobei die Vorderbeine die Arbeit übernahmen, die die Hinterbeine nicht tun konnten. Hinter dem verwundeten Tier zog sich eine über hundert Meter lange blutige Spur, ein roter Pinselstrich auf einer weißen Leinwand.
    »Komm mit«, sagte Kolja und trat hinaus auf das Feld, bevor ich ihn aufhalten konnte. Die Panzer waren weg, aber sie waren erst vor Kurzem hier gewesen; die Spuren im Schnee waren noch scharf umrissen, vom Wind noch nicht verweht worden. Die Deutschen waren in der Nähe, in großer Zahl, doch das kümmerte Kolja nicht. Er war schon mitten auf der riesigen Lichtung, marschierte weiter auf den Schäferhund zu, und wie üblich lief ich schleunigst hinter ihm her.
    »Geh nicht zu dicht an einen ran«, sagte er zu mir. Ich wusste nicht, warum er mir das sagte. Hatte er Angst vor Krankheiten? Dachte er, ein sterbender Hund könnte mich beißen?
    Als wir uns dem Schäferhund näherten, sah ich, dass er auf dem Rücken einen Kasten aus Holz trug, der mit Lederriemen festgeschnallt war. Aus dem Kasten ragte senkrecht ein Holzstab heraus. Ich blickte mich auf dem Feld um und sah, dass alle Hunde den gleichen Apparat trugen.
    Der Schäferhund sah nicht zu uns her. Er wollte unbedingt den Waldrand am anderen Ende des Feldes erreichen, wo er glaubte, Sicherheit oder Unterschlupf oder ein ruhiges Plätzchen zum Sterben zu finden. Blut tröpfelte aus zwei Schusswunden nahe seiner Hüfte, und ein weiterer Schuss musste ihm den Bauch aufgerissen haben, da er etwas Nasses und Verschlungenes unter sich mitschleifte, Gedärme, die eigentlich nie das Tageslicht hätten sehen sollen. Er keuchte, ließ die lange rosa Zunge seitlich aus dem Maul hängen, hatte die schwarzen Lefzen von den gelb gewordenen Zähnen zurückgezogen.
    »Die Hunde sind Minen«, sagte Kolja. »Sie bringen ihnen bei, unter einem Panzer nach Futter zu suchen, und dann geben sie ihnen nichts zu fressen, und wenn die Panzer kommen, lassen sie sie los. Peng.«
    Nur dass keiner der Hunde peng gemacht hatte. Die Deutschen wussten offenbar genau Bescheid; sie hatten ihre Richtschützen gewarnt, und ihre Richtschützen verstanden ihr Handwerk. Tote Hunde lagen auf dem Feld herum, aber keine ausgebrannten Panzer, keine umgekippten gepanzerten Fahrzeuge, keinerlei Hinweise auf eine Explosion. Das Ganze war wieder einer dieser genialen russischen Tricks, der seinen Zweck genauso verfehlt hatte wie all die anderen russischen Tricks, und ich stellte mir vor, wie die hungrigen Hunde auf die Panzer losrasen, mit ihren

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