Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
du die Edelweiß-Abzeichen?«
    Sie nickte, lehnte den Feldstecher mit einer Handbewegung ab. Zwischen den Reihen uniformierter Soldaten ging eine Herde Gefangener, die Köpfe gesenkt. Angehörige der Roten Armee in schmutzigen Uniformen schleppten sich neben benommenen Zivilisten vorwärts, die anhatten, was sie in der Eile hatten schnappen können, als die Deutschen ihre Dörfer überfielen. Einige arme Teufel waren hemdsärmelig, hatten weder Mäntel noch Handschuhe noch Kopfbedeckungen. Sie schlurften durch den Schnee, ohne aufzublicken, ohne ein Wort zu sagen, kamen direkt auf uns zu.
    »Scheint eine ganze Kompanie zu sein«, sagte Markow, steckte den Feldstecher wieder ein und machte sein Gewehr bereit. »Ausgerechnet jetzt, wo ich die Hosentasche voller Gold habe.«
    Vika legte die Hand auf Markows Arm. »Willst du so schnell zum Märtyrer werden?«
    Er blickte kurz zu ihr, visierte mit dem Gewehr schon den vordersten Nazi an.
    »Es geht nicht darum, Infanteristen zu erschießen«, sagte sie. »Sondern Leute von den Einsatzgruppen.«
    Er runzelte die Stirn und stieß ihre Hand weg, als wäre sie eine Verrückte, die ihn auf der Straße um Geld anbettelte.
    »Wir können es uns nicht aussuchen. Ich sehe nur Gebirgsjäger.«
    »Die Einsatzgruppe A ist bei der Ersten Gebirgsjägerdivi sion. Das weißt du. Abendroth muss also in der Nähe sein.«
    Kolja und ich sahen uns rasch an. Am Vorabend hatten wir den Namen Abendroth zum ersten Mal gehört; doch schon jetzt klang er für uns wie eine Drohung. Mir ging das Bild von Soja nicht mehr aus dem Kopf, wie sie sich neben ihren abgetrennten Füßen auf dem Boden krümmt. Den Mann selbst konnte ich mir nicht vorstellen, die Mädchen hatten ihn nicht beschrieben, aber ich sah seine Hände vor mir - mit Blut bespritzt, die Nägel gefeilt und gepflegt -, wie sie die Säge auf den Holzboden des Bauernhauses legen.
    »Es ist aus«, sagte Markow. »Schluss mit Weglaufen.«
    »Wer redet denn von Weglaufen? Die haben über hundert Gefangene. Wir mischen uns unter sie und ...«
    »Bist du übergeschnappt, du dummes Luder? Glaubst du, du kannst mit dem Gewehr über dem Kopf da rausgehen und dich einfach so dem Fritz ergeben?«
    »Wir ergeben uns nicht.« Sie griff nach einem tiefhängenden Ast, zog sich hoch und klemmte ihr Gewehr in den Spalt zwischen Stamm und Ast. Sie ließ sich wieder auf den Boden herab, klopfte sich den Schnee von den Handschuhen und bedeutete Markow, sein Gewehr ebenfalls zu verstecken.
    »Wir mischen uns unter die Gefangenen und passen den richtigen Zeitpunkt ab. Die Schafe da haben sie schon nach Waffen durchsucht. Du hast doch eine Pistole dabei, oder? Mach schon, beeil dich. Versteck das Gewehr.«
    »Vielleicht durchsuchen sie alle noch mal.«
    »Bestimmt nicht.«
    Die ersten Deutschen waren keine hundert Meter mehr entfernt, die Kapuzen über den Feldmützen fest zugebunden. Markow starrte auf die rosa Gesichter, die für einen erfahrenen Schützen nicht zu verfehlen waren.
    »Die Hälfte von denen bringen sie bis heute Abend um.«
    »Dann gehören wir eben zur anderen Hälfte.«
    Kolja lächelte und nickte, erwärmte sich für den Plan. Die ganze Idee war so absurd, dass sie geradezu von ihm selbst hätte stammen können, und es überraschte mich nicht, dass sie ihm gefiel.
    »Es ist einen Versuch wert«, flüsterte er. »Wenn wir uns hineinschmuggeln, haben wir noch eine Chance. Und wenn sie uns entdecken, na schön, dann endet es eben mit einer Schießerei. Der Plan ist gut.«
    »Der Plan ist beschissen«, sagte Markow. »Wie sollen wir denn hinkommen, ohne gesehen zu werden?«
    »Du hast doch noch Handgranaten, oder?«, fragte Vika.
    Markow stierte sie an. Er sah aus wie ein Mann, dessen Gesicht sehr oft Fausthiebe abbekommen hat, seine Nase war so platt wie die eines Boxers, und im Oberkiefer fehlte die Hälfte der Zähne. Dann schüttelte er den Kopf, hängte sein Gewehr an den Baum, wo ein Ast abgebrochen war, und spähte hinaus nach der sich nähernden Kolonne.
    »Du bist schon ein verdammtes Luder.«
    »Zieh das weiße Zeug aus«, erwiderte sie. »Damit fällst du nur auf.«
    Markow knöpfte schnell seinen Skianzug auf, setzte sich in den Schnee und streifte ihn über die Stiefel ab. Darunter trug er eine wattierte Jägerweste, mehrere Wollpullover und eine mit Farbspritzern übersäte Arbeiterhose. Er zog eine Stielhandgranate aus einem Segeltuchbeutel, wickelte einen Zünder von der Größe einer Zigarette aus und setzte ihn in die Granate

Weitere Kostenlose Bücher