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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausgingen und die Pferde wegen ihres Fleisches geschlachtet wurden.
    Die Deutschen schwatzten miteinander. Keiner von ihnen schien durch die Splitter schwer verletzt worden zu sein, nur ein junger Gebirgsjäger mit einer schmalen roten Schnittwunde auf der Wange hatte den Handschuh ausgezogen, um sich mit dem Daumen das Blut abzuwischen und es seinen Kameraden zu zeigen, fast stolz auf seine erste Kriegsverletzung.
    »Sie glauben, es war eine Landmine«, flüsterte Kolja. Er lauschte mit zusammengekniffenen Augen den Befehlen der Offiziere. »Das müssen Tiroler sein. Ihr Dialekt ist schwer zu verstehen. Ja, sie sagen, es war eine Landmine.«
    Die Befehle der Offiziere sickerten bis zu den einfachen Soldaten durch, die sich wieder den ergeben wartenden Gefangenen zuwandten und ihnen mit den Gewehren bedeuteten weiterzugehen.
    »Halt!«, rief einer der Russen, ein dicklippiger Zivilist in den Vierzigern, der eine gesteppte Daunenmütze mit Ohrenschützern trug, die unter dem Kinn zusammengebunden waren. »Dieser Mann ist ein Partisan!«
    Er deutete auf Markow. Alle anderen auf dem Hang waren verstummt.
    »Er kam vor einem Monat in mein Haus, hat meine ganzen Kartoffeln gestohlen, sämtliche Lebensmittel, die da waren, und hat gesagt, sie brauchten sie für den Krieg! Haben Sie gehört? Das ist ein Partisan! Der hat viele Deutsche getötet!«
    Markow stierte den Zivilisten an, den Kopf leicht schief gelegt wie ein Kampfhund.
    »Halt's Maul«, sagte er, bewusst leise, das Gesicht knallrot vor Wut.
    »Von dir lasse ich mir nicht mehr sagen, was ich zu tun habe! Von dir nicht!«
    Ein Leutnant, gefolgt von drei Soldaten, kam angetrottet, schob sich durch den dichten Kreis der Gefangenen, der sich um Markow und den Mann, der ihn beschuldigte, gebildet hatte.
    »Was ist hier los?«, brüllte er. Er war offensichtlich der Dolmetscher der Kompanie und sprach Russisch mit ukrainischem Akzent. Er sah aus wie ein dicker Mann, der in letzter Zeit sein ganzes Fett verloren hat, die breiten Wangen eingefallen, die schwere Haut schlaff auf den Gesichtsknochen.
    Der Denunziant deutete mit dem Zeigefinger, wirkte mit seinen Ohrenschützern und den zitternden Lippen wie ein zu groß geratenes Kind, und obwohl er den Leutnant ansprach, wandte er den Blick nie von Markow ab.
    »Der Mann ist ein Mörder, jawohl! Er hat Ihre Leute umgebracht!«
    Kolja machte den Mund auf, um Markow zu verteidigen, doch Vika stieß ihm ihren knochigen Ellbogen in den Bauch, und Kolja schwieg. Ich sah, wie seine Hand in die Manteltasche glitt und die Tokarew bereit machte, falls sie gebraucht wurde.
    Markow schüttelte den Kopf, und seine Lippen öffneten sich zu einem sonderbaren, hässlichen Lächeln.
    »Ich scheiß auf deine Mutter.«
    »Jetzt bist du nicht mehr so mutig! Jetzt bist du nicht mehr so stark! Klar, wenn's darum geht, einfachen Leuten die Kartoffeln zu stehlen, dann bist du knallhart, aber was bist du jetzt? Hm? Was bist du jetzt?«
    Markow fletschte die Zähne und zog eine kleine Pistole aus der Jägerweste. Trotz seiner stämmigen Statur zückte er die Waffe so schnell wie ein amerikanischer Revolverheld und richtete sie auf den Denunzianten, der zurückwich, während die um ihn versammelten Gefangenen sich aus dem Weg warfen. Aber die Deutschen waren schneller. Bevor Markow abdrücken konnte, durchlöcherte eine Salve aus den Maschinenpistolen der Gebirgsjäger das Vorderteil seiner Weste. Er taumelte, runzelte die Stirn, als hätte er einen wichtigen Namen vergessen, und fiel nach hinten in den weichen Schnee, wo Daunenfedern aus dem zerfetzten Futter seiner Weste aufstoben.
    Der Denunziant starrte hinunter auf Markows Leiche. Ihm musste klar gewesen sein, welche Konsequenzen seine Anschuldigung haben würde, aber nun, da die Tat getan war, schien er von den Folgen wie betäubt. Der Leutnant sah ihn kurz an, versuchte zu entscheiden, ob er den Mann belohnen oder bestrafen sollte. Am Ende schnappte er sich Markows Pistole als Souvenir und ging weg, kümmerte sich nicht weiter um den ganzen Schlamassel. Die jungen Soldaten folgten ihm, warfen noch einen kurzen Blick auf Markows Leiche, fragten sich vielleicht, wer von ihnen den Schuss abgegeben hatte, der ihn getötet hatte.
    Bald darauf marschierte die Kolonne weiter. Aber es hatte eine Änderung gegeben. Sechs Russen gingen nun voraus, zehn Meter vor den ersten Deutschen, dienten als menschliche Minensucher. Für sie war jeder Schritt eine furchtbare Tortur, da sie ständig damit rechnen

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