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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht. Er raste durch die unerträgliche dunkle Kälte.
    Rap blieb ihm auf den Fersen, und seine Füße wurden im Schnee schnell gefühllos. Sie erreichten die Hütte der Jungen und stürzten sich hinein.
    Die Hütte war dunkel und leer, das Feuer war bis auf die Asche hinuntergebrannt. Little Chicken hob eine eiskalte Decke auf und legte sie um den zitternden Rap, der seine Geschenke fallenließ, um die Decke fester um sich zu ziehen. Sein Gefährte machte sich an der Feuerstelle zu schaffen und blies und stocherte und hauchte dem Feuer wieder Leben ein. Bald loderten Flammen auf. Dann sah er auf, um Rap zu betrachten
– der in seiner Decke heftig zitterte. Little Chicken hockte da, mit nichts als einer Lederschürze bekleidet, dennoch schien er sich bei der niedrigen Temperatur wohl zu fühlen.
    »Nicht morgen gehen. Jetzt gehen!«
»Warum?« Raps Verstand schrie bei diesem Gedanken auf. »Dark Wing, Raven Claw. Meine Brüder folgen uns.«
    Sie wollten Rache? Aber ein Mann, der gerade erst um seinen Tod gebettelt hatte, würde doch so plötzlich nicht entkommen wollen. Rap war immer noch argwöhnisch.
    »Ich brauche meine Felle«, sagte er.
     
    Little Chicken sah ihn finster an. »Felle schlecht! Wildleder besser. Ich zeige dir.«
     
    »Du hältst die Kälte besser aus als ich.« Diese Bemerkung war nicht besonders taktvoll, und der Kobold seufzte bedauernd.
    »Ja. Aber ich kümmere mich um dich.«
»Warum sollte ich dir vertrauen?«
    Little Chicken sprang auf und stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Ich kümmere mich um Dich!« rief er. Anscheinend hatte Rap noch eine andere Möglichkeit entdeckt, ihn zu erniedrigen. Er machte ein finsteres Gesicht und atmete schwer, und seine großen Fäuste waren so fest zusammengepreßt, daß seine Knochen weiß hervortraten. Rap schwieg verwirrt.
    Little Chicken stöhnte. »Ich bin dein Abschaum – Sklave. Meine Pflicht ist, mich um dich zu kümmern. Wohin gehen?«
     
    »Süden. Über die Berge.«
     
    Little Chicken nickte, als ginge es nur um die Ecke und nicht auf eine wochenlange Reise. »Wir gehen jetzt.«
    Die Flammen des Feuers loderten inzwischen laut und hell, aber Rap fror immer noch. Dann wurde seine Decke fortgerissen, und Little Chikken begann, mehrere große Handvoll Fett in einer ekelerregend dicken Schicht auf ihm zu verteilen.
    »Hier, das kann ich machen«, protestierte Rap und versuchte, den Eimer zu nehmen. Nach wenigen Minuten entdeckte Rap, daß das Fett die Kälte abzuhalten schien, wenn es nur dick genug aufgetragen wurde. Dann wurde ihm geholfen, die neuen Wildlederhäute anzulegen, wobei sein Widerspruch völlig ignoriert wurde. Die Häute paßten überraschend gut, dennoch fummelte Little Chicken an ihnen herum und richtete die Bänder an den Handgelenken und Knöcheln und an der Taille und nahm sich viel Zeit, seinen neuen Herrn zu dessen Zufriedenheit zu kleiden. Dann sagte er »Setzen!« und begann, sich selbst einzufetten. Rap versuchte, ihm zu helfen und wurde dafür angebrüllt. Schließlich wurde es ihm widerwillig gestattet, den Rücken seines Sklaven einzureiben. Dafür, daß er Abschaum war, mangelte es Little Chicken bemerkenswert an Respekt. Er zog sein altes Wildleder über, das unbeachtet bei der Tür gelegen hatte. Dann sagte er: »Hierbleiben! Bald zurück«, und verschwand im Mondlicht.
    Raps Sehergabe verfolgte ihn automatisch und entdeckte, daß die ganze Horde von Kobolden aus dem großen Haus herausströmte. Die Jungen waren bereit, und ein Feuer war angezündet worden, um den bevorstehenden Wettbewerb zu erhellen. Little Chicken schlüpfte eilig um die gegenüberliegende Seite des Stalles herum, rannte schnell zum Haus der Frauen hinüber und hielt auf die Speisekammer zu.
    Cheep-Cheep und Fledgling Down wurden in ihren Fellen hinausgeführt. Jetzt versuchte Rap verzweifelt nicht zuzusehen, aber offenbar konnte er die Sehergabe nicht willentlich abstellen – zumindest dann nicht, wenn etwas Interessantes passierte. Er versuchte sich abzulenken, indem er die Pferde im Stall inspizierte, denn die Besucher hatten zwanzig oder mehr magere Ponies mitgebracht, und er mußte sichergehen, daß er die besten aussuchte… dennoch blieb er ein Zuschauer. Er wußte, wie die Jungen schwankten, als sie die schwere Last hochhoben, wie sie zu zittern begannen, als die Kälte sich in ihr nacktes Fleisch biß. Sie schoben und zogen nicht, wie es Little Chicken getan hatte, sie standen einfach da und starrten einander an und versuchten

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