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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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der glücklich in seiner Schneehöhle schlief, warf den Kopf herum, als habe er einen Ruf gehört. Er erhob und schüttelte sich. Er beugte sich vor, um seine Vorderbeine zu lockern. Er streckte seine Nase gen Himmel, um seine Hinterbeine zu strecken. Dann machte er sich im gestreckten, leichtfüßigen Wolfsgalopp auf in den Wald.

4
    Wildlederhäute waren tatsächlich besser als Felle – beim Laufen. Sie wogen nichts, schienen den Schweiß hinauszulassen und den Wind abzuhalten, und die Füße konnten in den weichen Mokassins bewegt und dadurch warmgehalten werden. Eingehüllt in Fett und Leder trabte Rap über den mondbeschienen Schnee hinter Little Chicken her und wurde allmählich zuversichtlicher. Schon bald stieß Köter zu ihnen und eilte voraus.
    Nach ungefähr drei Meilen fiel Little Chicken in Schrittempo. Er schnipste die Eiszapfen unter seiner Nase weg, so daß er die Maske öffnen konnte, aber als Rap seine Hände hob, um es ihm gleichzutun, schlug der Kobold seine Hände fort.
    Rot und schnaufend betrachtete er Rap einen Augenblick lang und fragte dann: »Blasen? Druckstellen?«
    Rap murmelte unzusammenhängendes Zeug und schüttelte den Kopf. Little Chicken nickte in grimmiger Befriedigung. »Du läufst gut, Stadtjunge.«
Rap grinste, aber nur in sich hinein. Er nickte.
»Gehen wir viel schneller?«
    Rap nickte unsicher, und der Kobold lachte in sich hinein, als er seine Kapuze schloß, doch als er wieder zu traben begann, war er genauso schnell wie zuvor.
    Die Bewohner von Krasnegar brauchten gute Beine. Rap hatte gehofft, die Woche zu Pferde hätte ihn kräftiger gemacht als Little Chicken. Als die Stunden verrannen, verwarf er diesen Gedanken. Die Nacht verschwamm zu einer Mischung aus Schnee und Bäumen, aus Schatten und Mondlicht, aus pochendem Herzen, warmem Aus-und eisigem Einatmen, aus vor Kälte brennender Brust, aus Köter, der vor ihnen hertrabte, immer ein wenig auf Distanz, aus Little Chicken, der immer ein wenig vor ihm lief, normalerweise trabte und nur selten ging. Manchmal mußten sie mit erhobenen Händen laufen, um die Zweige zurückzuhalten, manchmal waren sie durch das Dickicht zum Schneckentempo verdammt. Aber meistens liefen sie einfach. Sie sprachen nicht, und Rap wäre dazu auch gar nicht in der Lage gewesen. Er war schon bald nicht mehr fähig, irgend etwas zu denken oder zu fühlen außer einer ständigen, mahlenden, selbstmörderischen Entschlossenheit, daß der Stadtjunge mit dem Kobold Schritt halten mußte.

    Kurz bevor der Mond unterging erreichten sie Porcupine–Totem, und als die Hunde zu bellen begannen, ließ Little Chicken die Masken fallen. Er schob Rap vor sich her, als sie sich den Türen näherten. Zu jenem Zeitpunkt war Rap zu erschöpft, um sich nach dem Grund zu fragen, aber er wurde ohne weitere Fragen als Flat Nose vom RavenTotem akzeptiert. Die meisten Leute des Clans waren abwesend, weil sie den RavenTotem besuchten, aber einige junge Männer und viele alte Leute sowie einige Kinder, die zu klein zum Reisen waren, waren zurückgelassen worden.
    Das Dorf sah dem des RavenTotem ziemlich ähnlich, vielleicht war es ein wenig größer. Rap stolperte in eine Hütte und traf auf unerträglich glühende Hitze. Seine Knie gaben beinahe sofort nach. Dennoch hatten die Bewohner gerade geschlafen und waren eben erst dabei, das Feuer für die Besucher wieder zu entfachen, also war die Halle für ihre Begriffe wahrscheinlich sogar ziemlich kalt. Little Chickens Finger nahmen Rap fachkundig das Wildleder ab. Rap ließ es erleichtert geschehen, sank bei der Feuerstelle nieder und trank gierig, war man ihm zu trinken gab. Sein Verstand war so trübe wie der Rauch unter der Decke. Alles, was er wollte, war schlafen, schlafen, schlafen…
Dann schubste Little Chicken, bis auf den Lendenschurz unbekleidet, ihn an der großen Feuerstelle flach zu Boden und holte den unvermeidlichen Eimer Fett hervor, den die Gastgeber ihm anboten. Er inspizierte sorgfältig Raps Füße und machte sich daran, seine Beine einer heftigen Massage zu unterziehen, wobei er fachmännisch die Sehnen entspannte und die Schmerzen linderte. Es war himmlisch.
    »Verweichlichter Stadtjunge«, brummte er geringschätzig.
    Rap stimmte ihm zu und dachte, er könne keine zwei Schritte mehr laufen. Als die Massage vorbei war, bot er an, Little Chicken zu massieren, obwohl er wußte, daß er sich nicht so geschickt anstellen würde.
    Little Chickens Augen blitzten wütend auf. »Den Abschaum?«
    Vielleicht

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