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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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als das, was er da verlangte?
     
    High Raven war vor Wut rot angelaufen und starrte Rap an. »Ihr bringt Schande über den Clan! Ihr enttäuscht unsere Gäste!«
    »So macht man es in meinem Volk!« protestierte Rap und starrte zurück. Vor langer Zeit hatte er entdeckt, daß er dem alten Hononin nur die Stirn bieten konnte, wenn er diesen starren Blick anwendete – stur. Bei High Raven funktionierte das allerdings nicht.
    »Wir sind Euer Volk! Der Raven–Clan!«
»Ich habe aber noch ein anderes Volk.«
    Der Anführer schäumte vor Wut. »Unverschämtheit! Abtrünniger! Verlaßt dieses Haus. Geht! Nehmt den Abschaum mit!«
    Rap dachte an die arktische Nacht dort draußen und an das dünne Wildleder, das ihm ausgehändigt worden war. Er fragte sich, ob er wenigstens das Leder anbehalten durfte, oder ob er so wie er war hinausgeworfen würde.
    »Ich bin Euer Gast! Ich habe gute Felle getragen. Ihr schickt Eure Gäste fort und behaltet ihre Felle?« Er wußte, was mit diesen Fellen geschehen war.
    Das wußte auch High Raven, aber er wußte nicht, daß Rap es wußte. Er blickte finster in die Runde. »Felle werden gefunden. Ihr geht morgen.« Er sah auf den unterwürfigen Little Chicken hinunter, der winselte und sein Gesicht in den Staub drückte. »Und nehmt den Abschaum mit.«
    Die Zuschauer murmelten unwillig und enttäuscht vor sich hin, aber es hörte sich so an, als sei es Rap gestattet worden, sicher abzureisen, und als habe er auch gleich einen Begleiter bekommen – einen Begleiter, der ihm vermutlich bei der ersten Gelegenheit den Hals umdrehen würde.
    Aber Little Chicken war nicht so leicht zu überzeugen wie sein Vater. Er kniete sich hin und erhob seine gefalteten Hände in einem letzten verzweifelten Hilferuf an Rap. »Flat Nose! Erspar mir die Schande! Ich gebe eine gute Vorstellung! Werde nicht schreien! Lange, lange Schmerzen!«
    Sein Leid schien so echt und so intensiv, daß Rap einen Augenblick zögerte. Er hatte bei der Prüfung sicherlich falsch gespielt und Little Chikken um einen wie es schien leichten Sieg betrogen. War es jetzt fair, ihm einen langsamen Tod vorzuenthalten, wie er ihn sich sehnlichst wünschte? Little Chicken würde, wie es aussah, nicht in der Lage sein, so weiterzuleben… aber Rap mußte weiterleben, und er war der Gewinner. Er schüttelte den Kopf.
Der stämmige Kobold warf seinen Kopf zurück und stieß ein langes Wehklagen aus. Dann rappelte er sich mühsam hoch und schlich davon, mit doppelter Schande beladen, und versteckte seine Nacktheit mit den Händen.
    Aus High Ravens Blick war zu lesen, daß Rap nicht länger auf dem Ehrenplatz willkommen war. Er wollte gerade gehen, als er seine Geschenke auf der Plattform liegen sah. Er dachte, daß Little Chicken sie vielleicht annehmen würde, klaubte sie eilig zusammen und ging davon. Die Menge teilte sich, um ihn durchzulassen und starrte ihn verächtlich an.
    High Raven erhob seine Arme. »Der RavenTotem enttäuscht seine Gäste nicht! Mehr Essen! Cheep-Cheep, Fledgling Down – tretet vor.«
    Raps Knie begannen plötzlich vor Entsetzen zu zittern – er hatte soeben einen der kleineren Jungen dazu verdammt, Little Chickens Platz auf dem Schlachtklotz einzunehmen. Er glaubte, daß Little Chicken es eher verdiente, doch dann erinnerte er sich daran, daß nur seine Ankunft und der Verrat durch Darad Cheep-Cheep oder Fledgling Down davor bewahrt hatten, dort aufzutreten, also war eigentlich alles beim alten. Nicht sein Fehler.
    Er erreichte das Ende der Menge und blieb verblüfft stehen. Einige der Zuschauer sandten immer noch wütende Blicke in seine Richtung. Er hatte keine Freunde an diesem Ort, aber jetzt durfte er vermutlich auch nicht mehr in der Hütte der Jungen schlafen, also würde er bleiben müssen. Dann fiel eine Hand wie ein fallender Baumstamm auf seine Schulter. Er wurde herumgerissen und blickte ins Gesicht von Little Chicken.
    Er hatte einen Lendenschurz gefunden, aber sein Gesicht war immer noch vorn Staub des Bodens und von Tränen verschmiert. Außerdem zeigte sein Gesicht den Ausdruck von Eile. »Kommst du!« Er machte eine Bewegung auf die Tür zu.
    Rap stemmte sich gegen ihn und versuchte, sich zu widersetzen. Mit Little Chicken in die Nacht hinaus? Selbstmord!
     
    Der junge Kobold schien durch Raps Widerstand verwirrt, dann erahnte er den Grund dafür. Er lächelte bitter. »Flat Nose Angst vor Abschaum?«
    Rap straffte seine Schultern und setzte sich in Bewegung. Dieses Mal bummelte Little Chicken

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