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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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die seine, unsichtbar für die anderen. Diese vielen Abschiedsszenen…
    »Ich kann es nicht glauben!« sagte Inos zum hundertsten Male. »Wir sind wirklich unterwegs!«
     
    »Ihr werdet es nur zu wirklich finden, wenn wir erst länger unterwegs sind, Ma’am.« Andor lächelte.
     
    Mit diesem Lächeln an ihrer Seite konnte Inos alles ertragen.
    »Das wird ein großes Abenteuer!« sagte Tante Kade strahlend. Ihre glänzenden Apfelbäckchen leuchteten vor Aufregung, aber unter ihrem kornblumenblauen Reisehütchen lugte kein Haar unbefugt hervor. »Ich wollte schon immer mal die Strecke über Land zurücklegen.«
    Nun, wenn sie daran glaubte, wer war Inos, ihr da zu widersprechen?
    Tante Kades unzerstörbarer Humor konnte manchmal recht irritierend sein, doch er wäre auf der Reise leichter zu ertragen als Schmollen, und einige Personen ihres Alters würden sich nur zu gerne über all das beschweren, was sie so fröhlich hinnahm.
    Andor zeigte auf die letzten Dächer von Kinvale, als sie einen Gipfel erreichten, dann war die Stadt verschwunden. »Nun, Sir Andor«, Kade kuschelte sich in eine Ecke, »endlich haben wir Gelegenheit, alle Neuigkeiten zu hören.«
    Wieder erwärmte Andors Lächeln die ganze Kutsche. »Natürlich, Ma’am! Doch vergeßt nicht, sie sind bereits überholt – ich bin am Winterfest losgezogen. Aber außer Eurem Bruder schien es allen im Schloß gut zu gehen. Kanzler Yaltauri machte sein Hexenschuß zu schaffen. Doktor Sagorn verschrieb ihm ein Einreibemittel, das heftig nach Käse roch…«
    In Windeseile lachten sich alle schief, sogar Isha, die eigentlich nicht zeigen durfte, daß sie zuhörte, und die keine der Personen kannte, über die gesprochen wurde. Er nahm die Schwächen der gesamten Palasthierarchie aufs Korn und machte bei den Honoratioren der Stadt weiter. Anscheinend war er schon mit ganz Krasnegar bekannt, und das war ein sehr überraschender Gedanke, der erst einmal verdaut werden mußte. Noch unter Lachen dachte Inos an Ido. Und Lin. Welche Neuigkeiten gab es über ihre Freunde aus Kindertagen? Eine flüchtige Wolke überschattete ihre Fröhlichkeit. Sie würden keine Freunde mehr sein. Eine tiefe Kluft würde sie jetzt von der Prinzessin trennen, die sie einmal als eine der ihrigen akzeptiert hatten. Welchen Zweck hatte es, Ido von dem letzten tollen Ball aus Hub zu erzählen? Welchen Sinn, Rap auf dem Spinnett vorzuspielen? Der Plaudertasche Lin wären die Skandale von Kinvale egal, auch über den örtlichen Tratsch würde er kaum mit seiner Königin reden. Dennoch verspürte sie ein irrationales, nostalgisches Bedürfnis, Neues über die alten Bekannten zu erfahren. Wer war verheiratet, wer umwarb wen? Diese Dinge interessierten sie mehr als Kanzler Yaltauris Hexenschuß.
    Doch sie konnte nicht danach fragen. Ein Gentleman wie Andor würde sich nicht mit Zimmermädchen oder Küchenjungen abgeben. Oder Stalljungen.

    Inos und Kade stiegen vorsichtig die gefährliche Treppe hinunter, an dessen Ende sie Andor vorfanden, morgenfrisch und strahlend in hellbrauner Reitkleidung. Er verbeugte sich so tief, wie es in dem vollgestopften Gasthaus nur möglich war. Trotz der frühen Stunde war das Wirtshaus vollgestopft mit Menschen, die meisten anscheinend Soldaten
– laut, geschäftig, eine bemerkenswert rauhe und ungewaschene Gesellschaft.
    »Haben Eure Hoheiten gut geschlafen?«
    Kade zwitscherte fröhlich eine Antwort; Inos brachte kein Wort heraus. Ein strenger Geruch nach Menschen und Bier war am frühen Morgen keine willkommene Begrüßung. Andor bahnte ihnen einen Weg und führte sie durch die Menge zu einem der winzigen Tische in einer Ecke am Fenster.
    Das Gasthaus hatte Inos einen großen Schreck versetzt. Irgendwie hatte sie immer angenommen, daß es im ganzen Impire so bequem und luxuriös zuging wie in Kinvale; ein dummer Gedanke. Das winzige Bett, das sie sich mit Kade geteilt hatte, war offensichtlich von Steinmetzen gefüllt worden; das leckende Dach war mit Stroh aus dem Silo gedeckt, und offensichtlich lebte Ungeziefer darin. Kurz nachdem sie eingeschlafen war, ertönte draußen ein Getöse aus Stimmen und Pferdewiehern und hielt stundenlang an. Das mußten all diese Soldaten bei ihrer Ankunft gewesen sein, die jetzt den gesamten unteren Raum füllten.
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Es lugte gerade genügend Licht durch die winzigen, schmuddeligen Fenster, daß sie Corporal Oopari und einen seiner Männer am Tisch sitzen sehen konnten. Sie sprangen auf und

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