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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Dialekt der Kobolde übersetzen. Freundschaft schon, aber Little Chicken konnte nicht begreifen, daß ein Mann mit einer Frau befreundet sein konnte. Frauen machten Spaß und waren nützlich. Freunde mußten unbedingt andere Männer sein.
    Freunde… Rap entdeckte überrascht, daß er Little Chickens Freund sein wollte.
    Die monströse Grausamkeit des jungen Kobolds war nicht seine Schuld. Sie gehörte zur Kultur seines Volkes, und er hatte es nie besser gelernt. Davon abgesehen, war er in vielerlei Hinsicht bewundernswert – selbstbewußt, zuversichtlich, tüchtig und ein hervorragender Waldbewohner. Sein Mut war unerschütterlich, seine merkwürdige Loyalität zu Rap anscheinend bedingungslos. Mit einem Wort, er war vertrauenswürdig, und Rap konnte sich kein größeres Lob vorstellen.
    »Du läufst gut, Stadtjunge.« Die ersten Worte der Reise verfolgten Rap. Sie waren nie wieder gefallen, und Raps Bemühungen, ein weiteres kleines Lob zu provozieren, waren gescheitert. All seine Mühen und Anstrengungen hatten nichts weiter als Belustigung und Geringschätzung hervorgerufen. Er wußte jetzt, daß er niemals, ganz gleich, wie sehr er sich anstrengen würde, mit Little Chicken an Stärke oder Ausdauer gleichziehen könnte. Diese Unterlegenheit nagte heftig an ihm.
    Er war also der schlechtere Mann, aber dennoch verdiente auch die Mühe eine Anerkennung, oder? Rap hatte sich an seine äußersten Grenzen getrieben und kein Lob dafür geerntet. Je mehr er sich bemühte, um so verächtlicher war die Reaktion seines Gefährten. Er hatte seine übernatürlichen Kräfte offenbart, und sie waren als Kabinettstückchen abgetan worden, unter der Würde eines Mannes. Nur eine Sache schien Little Chicken an dem Stadtjungen zufriedenzustellen – daß er bei der Prüfung betrogen hatte. Aus irgendeinem Grund schien dieses Wissen dem Kobold ausnehmend gut zu gefallen. Und dafür schämte sich Rap.
    Am zweiten Tag des Schneesturms wurde Rap langsam hektisch. Wenn er an Inos oder Andor dachte – oder sonst etwas – setzte sein Verstand vor lauter Unruhe aus. Die Zeit lief ihm davon, und er sollte ebenfalls laufen, nicht stillsitzen. Der unheimliche Darad mußte schon lange die Berge überquert haben.
    Zu seinem Ärger bemerkte Rap außerdem, daß er dringend Bewegung brauchte. Wochenlanges Laufen hatte ihm eine so gute Kondition verschafft, daß er sich ohne körperliche Betätigung ganz schwerfällig fühlte und sich nicht mehr entspannen konnte.
    Immer noch fiel Schnee, aber es war der schwere, feuchte, warme Schnee des Südens, kein feiner, trockener, arktischer Pulverschnee. Wenn der Sturm vorbei war, das wußte Rap, konnten er und Little Chikken ohne ihre Masken weitergehen, doch die Schneewehen würden ihren Weg erschweren.
    Doch wohin? Sie hatten die letzten Ansiedlungen der Kobolde hinter sich gelassen. In diesem Gebiet gab es Gehöfte der Imps, gefährlich für Kobolde und besser zu meiden. Irgendwo in der Nähe lag Pondague, ein Außenposten der Imps am einzigen Paß durch dieses Gebiet. Wäre Rap mit Andor in Pondague angekommen, hätte das Freundschaft und Sicherheit bedeutet. Sie hätten mehr Pferde verlangen, Lebensmittel kaufen und sogar Gefährten anheuern können, wenn sie gewollt hätten. Südlich des Passes lag das Impire, mit guten Straßen und Poststationen und Sicherheit.
    Jetzt bedeutete Pondague Gefahr und Feinde. Rap hatte kein Geld. Er trug Koboldkleider und Koboldtätowierungen, also würde er auf den ersten Blick niedergestreckt, wenn er auf Reichstruppen traf. Südlich der Berge zu leben würde schwierig oder gar unmöglich sein. Er hatte von Farmen gehört und wie Farmer über Wilderei dachten. Er wußte nicht, wo Kinvale lag. Er nahm an, es sei ein Ort wie Krasnegar, aber er hatte keine Ahnung, wie weit es von den Bergen entfernt lag oder wo es zu finden war.
    Zunächst würde er versuchen, den Paß unbeobachtet zu überqueren. Vermutlich wäre er südlich der Berge sicherer, wo Kobolde keine Gefahr mehr darstellten und daher nicht so schnell eine gewalttätige Reaktion hervorriefen. Er würde jemanden finden müssen – einen Priester vielleicht – und seine Probleme erläutern. Mit viel Glück würde er einen Führer bekommen, der ihm seine Geschichte glauben und ihn nach Kinvale führen würde, wenn er dafür eine Belohnung von Inos erhielte. Dann könnte sich Rap wieder wie ein zivilisierter Mensch kleiden und ein wenig von seinem Selbstvertrauen zurückgewinnen. Inos würde für ihn eine

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