Dave Duncan
Arbeit finden, bis er mit ihr nach Krasnegar zurückkehren konnte, zu Land oder zu Wasser, ganz , wie sie es wünschte.
Natürlich nur, wenn Andor sie noch nicht erreicht hatte.
Was dann?
Schließlich entschied Rap, daß er die Antwort auf diese Frage nicht wußte. Er erhob sich, nahm einen Fichtenzweig zur Hand und fegte den Boden neben dem Feuer. Der Kobold saß mit gekreuzten Beinen da und beobachtete ihn, ohne etwas zu sagen oder zu fragen.
»Richtig!« Rap zog seine Jacke aus. »Komm und gib mir Unterricht im Ringen.«
Little Chicken schüttelte den Kopf.
»Du bist mein Abschaum, sagst du? Dann befehle ich dir, zu kommen und mir Unterricht im Ringen zu erteilen!«
Entschlosseneres Kopf schütteln. Abschaum konnte offensichtlich entscheiden, wofür Abschaum gut war.
»Warum nicht?«
»Ich würde dich verletzen.« Ein schwaches Lächeln spielte um den großen Mund des Kobolds.
»Einige blaue Flecken schaden nicht. Ich will es lernen, und ich brauche Bewegung.«
Erneute Weigerung.
Rap, der ohne seinen Mantel zu zittern begann, schluckte jeden Stolz. hinunter, den er vielleicht noch übrig hatte. »Bitte, Little Chicken! Ich langweile mich! Es würde Spaß machen.«
»Zu viel Spaß.«
»Was soll das heißen?«
Little Chickens Augen funkelten im Schein des Feuers.
»Ich beginne, dich zu verletzen, vielleicht nicht aufhören. Zu viel Spaß.«
Er war sehr wohl in der Lage, einen Mann mit den bloßen Händen auseinanderzunehmen. Hastig nahm Rap sein Wams zur Hand und zog sich wieder an.
Der dritte Tag… schwaches Licht schimmerte durch die Ritzen in der Wand und durch die Fenster, die mit Zweigen verhängt waren. Bis er zu der verlassenen Hütte gekommen war, hatte Rap nicht bemerkt, daß Koboldhütten überhaupt Fenster hatten. Anscheinend waren sie im Winter ständig verhängt.
Er seufzte und blickte wieder zu Little Chicken, der wie immer mit gekreuzten Beinen dasaß, ohne Hemd, und müßig mit seinem langen Stock im Feuer herumstocherte. Seine Geduld war unmenschlich. Im Schein des Feuers glänzte seine Haut grünlich. Seine merkwürdig schrägen Augen waren unergründlich.
Noch einmal ein Gespräch beginnen? Einfach nur ein wenig Gesellschaft?
»Wenn wir nach Kinvale kommen–« Raps Stimme klang nach vielen Stunden des Schweigens merkwürdig, »–dann werde ich dich freilassen.«
»Ich bin dein Abschaum.«
»Nicht für immer! Du hast für mich Wunder vollbracht. Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen, also bin ich Dir sehr dankbar. Wenn ich dich belohnen könnte, würde ich es tun.« Vielleicht würde Inos ihm Geld geben, damit er Little Chicken belohnen konnte. Doch was würde er davon kaufen?
»Belohnen?« Das vertraute schwache Lächeln der Verachtung erschien auf dem Gesicht des Kobolds. »Du wirst mir nicht geben, was ich will.«
»Was ist es?« Rap glaubte, die Antwort schon zu kennen.
»Zurück nach RavenTotem. Langsam töten, viel Schmerzen.«
Rap erschauerte. »Ich dich töten? Und dann würden deine Brüder mir dasselbe antun?«
Der Kobold schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn du gute Arbeit machst, gute Vorstellung machst. Langsam töten – Ehre gewinnen.«
»Niemals! Das könnte ich niemandem antun. Und ich bin dir dankbar. Ich mag dich. Ich will, daß wir Freunde sind.«
»Ich bin dein Abschaum.« Little Chicken richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die glühenden Holzscheite.
»In Kinvale kannst du mir nicht helfen«, sagte Rap bestimmt. »Auch nicht in Krasnegar.«
»Ich werde auf dich aufpassen.« Little Chicken schien anzunehmen, das Gespräch sei vorbei. Mit ihm zu streiten war, als wolle man das Wintermeer mit einem Eimer ausleeren.
»Ich werde dir deine Freiheit geben!«
Der Kobold schüttelte seinen Kopf und sagte nichts.
»Du meinst, du bist auf ewig mein Abschaum?« Was konnte Rap in Krasnegar mit einem Sklaven anfangen, einem Sklaven, der sich weigerte, freigelassen zu werden?
Jetzt sah Little Chicken hoch und starrte ihn eine Weile lang an. Er schien eine Entscheidung zu treffen. »Nicht auf ewig.«
»Gut! Wie lange?«
»Bis die Götter mich befreien. Nicht du.«
Das war ein Fortschritt! »Und wann werden die Götter dich befreien?« »Das werde ich dann wissen.«
Der Ausdruck in dem breiten, grünbraunen Gesicht gefiel Rap plötzlich ganz und gar nicht. »Und wie werde ich es wissen?«
»Ich werde mich um dich kümmern, bis die Götter mich freilassen«, wiederholte Little Chicken. Er sog an seinen Lippen. »Dann
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