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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mauern und einem Wachtturm, einem Durchgang durch eine Schlucht.
    Kade schrie auf.
    Azak hatte sein Maultier herumgerissen, noch bevor Inos ihres zum Stehen gebracht hatte. Sie ließ die Zügel fallen, kletterte vom Rücken des Tieres und war sich plötzlich bewußt, wie steif sie war und daß ihr alles weh tat. Und sie war so viel jünger als Kade! Wie hatte sie so gedankenlos sein können, die alte Dame hier heraufzuzerren, ohne angemessene Pausen? Sie die ganze Nacht wachzuhalten…
    Als sie zum vierten Maultier und ihrer Tante hinübergehumpelt war, stieg Azak ein paar Schritte weiter hinten ab, und Kade entschuldigte sich wortreich. Sie hatte ihr Gebetbuch fallenlassen, das war alles.
    Nun, wenn sie gleichzeitig lesen und auf einem Maultier reiten konnte, dann war sie nicht in allzu schlechter Verfassung.
     
    »Dennoch müssen wir eine Pause machen«, meinte Inos.
    Azak nickte zustimmend, als er mit dem Buch zurückkam, sein Tier an der Leine. Zwar war dieses Maultier größer als die anderen, doch bei Tageslicht besehen wirkte er neben ihm absurd groß, wie ein Mann, der neben einem Hund herläuft.
    Der Himmel war blau, die Sonne heiß, und gegen den Horizont fiel das Land in dürren Gebirgskämmen in die nebelige Weite der Wüste ab. Ganz kurz hatte Inos das berauschende Gefühl, ein Vogel zu sein. Die Aussicht war atemberaubend. Sie war erstaunt über die Höhe, die sie erreicht hatten und über die Größe der Welt, die unter ihnen ausgebreitet lag.
Irgendwo dort unten, zwischen den Steinen, lag die Oase Tall Cranes, voller zorniger Wegelagerer und mit einem sehr wütenden Zauberer. Zweifellos wußten die einheimischen Männer von dieser Straße und würden ihnen folgen, sobald sie ihr Vieh wieder eingesammelt hatten, aber bislang hatte der Zauberer nicht reagiert. Er hatte die Flüchtenden nicht zu sich zurückgerufen. Vielleicht hatte er sie verloren, oder sie waren schon außerhalb seiner Reichweite.
    Aber eine Ruhepause, heißer Tee und Essen…
     
    »Welcher Gott?« murmelte Azak höflich, während er durch Kades Gebetbuch blätterte. »Der Reisenden?«
     
    »Der Demut.«
    Ohne zu zögern blätterte er durch die Seiten und fand die Stelle, aber als er das Buch zurückgab, zog er eine kupferfarbene Augenbraue hoch. »Und warum solltet Ihr Sie um Hilfe bitten, Ma’am?«
    Normalerweise unterwarf sich Kade Azak genauso eifrig wie alle zarkianischen Frauen. Diesmal begegnete sie seinem spöttischen Blick mit eigenem königlichen Selbstvertrauen. Auf dem Rücken des Maultieres war sie beinahe in Augenhöhe mit ihm, was ihr zweifellos dabei half, und vielleicht wollte sie einfach nicht länger die Rolle der Mistress Phattas spielen, denn in ihren eisblauen Augen lag keinerlei Ehrerbietung, als sie antwortete. »Weil ich davon überzeugt bin, daß wir einen schrecklichen Fehler begangen haben, Eure Majestät.«
    Er errötete. »Ich bin überzeugt, daß Ihr Euch irrt.« »Das hoffe ich. Ich bete, daß ich lange genug leben werde, um mich zu entschuldigen.« In Azaks roten Augen blitzte Wut auf, und er wandte sich ab und riß an den Zügeln des Maultieres.

6
    Jemand schlug Rap ins Gesicht, um ihn aufzuwecken. Er war immer noch gefesselt und lag auf irgendwelchen kantigen Säcken unter eine Bank gequetscht. Er konnte seine Füße nicht mehr spüren, und seine Hände waren nur noch anonyme Klumpen, die unter ihm lagen. Tag und Nacht verschwammen, als läge er schon seit Wochen dort, unliebsame Fracht der Blood Wave. Selbst in der Taiga hatte er niemals so sehr gefroren. Sein Kopf pochte von den Auswirkungen des Schlages, der ihn beim Betreten des Schiffes zu Fall gebracht hatte, obwohl er den Hinterhalt rechtzeitig gesehen hatte, um sich zu ducken und dem Aufprall ein wenig die Wucht zu nehmen. Gathmor hatte nicht so viel Glück gehabt, er war immer noch ein bewußtloses Bündel, das zusammengesunken neben Rap lag.
Der Sturm tobte unvermindert weiter. Kalkor hatte die Segel tollkühn mitten hineingesetzt, seitdem wurde die Blood Wave wie eine Feder hin-und hergeworfen – stand auf dem Bug oder Heck oder hatte starke Schlagseite, stand niemals still. Sie stöhnte und ächzte unter diesem Angriff, aber ein Orkaschiff war beinahe so unverwüstlich wie ein Jotunnräuber selbst. Im Dunkeln hatte Rap die Wellen sehen können, und von seiner Position aus waren sie wie grüne Berge, höher als der Mast. Und sie rollten immer weiter auf ihn zu.
    »Wasser!« krächzte er. Das einzige Wasser, das er bekommen hatte, war

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