Dave Duncan
in der Nähe von Bergen, das bedeutet normalerweise, es gibt einen Paß. Es muß dort einmal einen Paß gegeben haben. Die Straße ist vielleicht verschwunden, aber der Paß selbst muß noch existieren.«
»Und die Banditen?«
»Falls es sie irgendwo gibt, werden sie an der Straße nach Ullacarn lauern.«
»Das nehme ich an. Norden? Sollen wir es wagen?«
»Ich wage es. Ihr auch?«
Das Spiel der Herausforderung funktionierte offensichtlich in beide Richtungen. Schon bevor ihre Nichte einwilligte, kannte Kade die Antwort. Sie rappelte sich auf, ignorierte ihre alten Gelenke, die sich beschwerten, während sie ihre Argumente vorbrachte. Ihre gesamten Instinkte waren gegen diese tollkühne Unternehmung.
»Inos! Eure Majestät! Selbst, wenn wir recht haben, und seine Erhabenheit ist ein… hat uns betrogen… zumindest unterstehen wir im Augenblick seinem Schutz. Dieses Land ist berüchtigt für seine Räuberbanden, Sire; Ihr selbst habt es uns erzählt, und…«
»Sie werden sich gewiß nicht um Opfer kümmern, die in jene Richtung gehen.« Azaks Stimme klang tief und sicher durch die Dunkelheit, und schließlich fügte er nachdenklich hinzu: »Ich frage mich, wie viele der Legenden nur aus diesem Grunde verbreitet werden – Karawanen davon abzuhalten, Wege um den Schlachthof herum zu suchen?«
Kade versuchte es aus einer anderen Richtung. »Aber in Thume verschwinden Reisende und werden nie wieder gesehen!«
»Nicht unbedingt. Ich habe gehört, wie Spielleute darüber redeten. Der Vater des Dritten Löwentöters hat Thume durchquert, so heißt es.« »Aber welchen Zweck soll das haben? Sicher ist der schnellste Weg nach Hub…«
»Der schnellste Weg nach Hub geht per Schiff ab Ullacarn«, stimmte Inos zu und klang aufgeregt. Oft stand ihre Logik auf wackligen Beinen; sie wurde sehr bedenklich, wenn Inos aufgeregt war. »Falls wir uns jedoch immer noch in Rashas Klauen befinden, wird sie sicherstellen, daß wir in Ullacarn niemals in die Nähe eines Schiffes kommen. Sie wird gewiß niemals zulassen, daß wir unsere Petition an die Vier richten, Tante. Sie mischt sich in die Politik ein – hat mich aus meinem Königreich entführt, sich in Azaks Regentschaft in Arakkaran eingemischt. Die Wächter werden sie zerquetschen, und sie weiß das! Wir können durch Thume nach Hub reisen, nicht wahr?«
»Falls wir nicht überfallen werden«, stimmte Azak zu. »Vielleicht ein Ritt von einem Monat bis Qoble. Wir können dort sein, bevor der Winter die Pässe unwegsam macht.«
Noch einen Monat auf dem Kamel! Oder dachte er an Pferde? Kadolan wollte einen Sessel, einen festen, mit Daunen gefüllten Sessel. Und es gab sowieso keine Garantie, daß die Wächter ihnen helfen würden. Das war nur der Traum der idealistischen Jugend. Diese beiden jungen Leute konnten nicht glauben, daß die Welt ein Ort der Ungerechtigkeiten war, doch das war sie ja die meiste Zeit. Die Vier konnten ihre Bitte sehr wohl einfach beiseite wischen oder eine Lösung finden, die noch schlimmer war als die gegenwärtige Situation, so dunkel diese Aussicht auch schien.
»Ein Monat?« protestierte Kade, obwohl sie wußte, daß ihre Proteste vergebens sein würden; dennoch wollte sie es wenigstens versuchen. »Bis dahin werden Nordland und das Impire eine Einigung über Krasnegar erzielt haben, und – bei allem nötigen Respekt, Sire – die Smaragdschärpe von Arakkaran wird einen anderen Regenten zieren. Die Wächter werden Eure Bitten als historische Kuriosität abtun!«
»Vielleicht!« gab Azak gerechterweise zu. »Dann werde ich lediglich darum bitten, daß sie meinen Fluch beseitigen, damit ich Eure Nichte heiraten kann. Das ist mir wichtiger als alle Königreiche in Pandemia.«
Es folgte eine Stille, in der Inosolan ihm hätte beipflichten sollen, aber sie sagte nichts.
Kadolan ergriff einen weiteren Strohhalm – sie hatte nur noch zwei. Einen davon durfte sie nicht benutzen, also versuchte sie es mit dem anderen. »Aber einen Zauberer erzürnen?«
»Ich persönlich würde ihm gerne mit einer Gartenhacke den Kopf abschlagen!« sagte Inos. »Der borstige, fette alte Narr, der mit meinem Verstand Spielchen treibt! Ich werde nicht hier herumhängen, bis Rasha und Hexenmeister Olybino mich an einen Kobold verheiraten können. Könnt Ihr uns hier herausbringen, Erster Löwentöter?«
»Euer Wunsch ist mir Befehl, meine Liebe.«
»Kommst du, Tante?«
Kadolan seufzte. »Ja, Liebes. Wenn du darauf bestehst.« Ihren anderen Strohhalm
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