Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
eine juwelenverzierte Harfe aus Elfenbein. Nach wenigen Minuten hatte Jalon sein Bestes getan, das alte, unpraktische Instrument zu stimmen und saß jetzt auf dem Deck des Steuermannes und ließ die Beine baumeln.
    Und da – ein Wunder! Irgendwie rang er der Harfe eine makellose, engelsgleiche Melodie ab und wob auf ihr Teppiche aus dem feinstem Gesang in ganz Pandemia. Einige Shantys, dann eine Ballade, und immer mehr, und entweder paßte jedes Lied perfekt zu den Bewegungen des Schiffes, oder die Blood Wave selbst tanzte zum Gesang des Spielmannes.
    Welch eine Herrlichkeit! Töne stiegen gen Himmel, sie schwebten im warmen Himmel wie eine Schar Regenbogen. Sie erleichterten das Herz oder beschwerten es. So mörderisch brutal diese Jotnar sicher waren, so konnte Rap doch manchmal in ihren Augen Tränen erkennen, während er selbst durch Gedanken an Inos gequält wurde und nicht anders konnte, als zu weinen. Doch dann sang Jalon ein aufputschendes Kriegslied, und Rap war bereit, Zark eigenhändig zu erstürmen. Dann brüllten die Jotnar, schwangen ihre Streitäxte, begierig, das gesamte Impire niederzumachen.
    »Gott des Wahnsinns!« flüsterte Gathmor in einer kurzen Pause. »Wer ist er und woher kommt er und wie macht er das?« Doch dann ertönte die rätselhafte Musik wieder, und alle verstummten, um Jalon zuzuhören. Kalkor ließ Jalon stundenlang so weiterspielen, während die Blood Wave auf der Suche nach Land über die ewig wogenden Wellen glitt.
    Sobald ein Lied zu Ende ging, riefen die barschen Jotunnstimmen Titel von weiteren Stücken, und es gab nur sehr wenige, die Jalon nicht kannte oder nicht singen konnte; sein Repertoire war enorm. Doch selbst er hatte seine Grenzen, und schließlich begann seine Stimme zu versagen. Es wäre absurd zu behaupten, daß Kalkor Mitleid mit ihm hatte, aber zumindest erkannte er die menschliche Schwäche an und schickte den Spielmann zusammen mit Vurjuk fort, damit er essen, trinken und sich ausruhen konnte. Die anderen Jotnar begannen heftige Diskussionen über das, was sie soeben gehört hatten.
    Gathmor schlief. Rap hatte Hunger, aber die Seeleute aßen gerade, und er hielt es für klüger zu warten, als sie zu unterbrechen. Statt dessen kümmerte er sich lieber um seine eigenen Probleme und Zukunftsaussichten.
Zunächst einmal, wo genau war das Schiff? Der Sturm konnte es äußerst weit vorwärts getrieben haben; er hatte keine Erfahrung, um die Entfernung abzuschätzen. Die Richtung wußte er so halbwegs, ein Talent, das zu seiner Sehergabe zu gehören schien, und auf jeden Fall konnte er stets das Kompaßhaus des Steuermannes sehen. Nach zwei oder drei Tagen an Bord war jedoch seine Aufmerksamkeit durch Schwäche und Schmerzen abgelenkt worden, und er hatte nicht mehr aufgepaßt. Zunächst hatte der Wind die Blood Wave gen Süden getrieben, dann nach Nordosten, aber sie war weder an der Küste von Kith noch in Sysanasso gestrandet. Das eine oder andere lag vermutlich voraus, denn der Steuermann hielt den nördlichsten Kurs, den er in einem Südwestwind halten konnte, und obwohl das Schiff nur ein einziges Rahsegel hatte, war es wesentlich wettertauglicher als die topplastige Stormdancer.
    Wenn die Blood Wave nicht gen Westen gefahren war, dann war Gathmor in schrecklicher Gefahr, weil er nicht mehr als Steuermann durch die Nogiden gebraucht wurde. Kalkor konnte jederzeit einen anderen finden.
    Pandemia lag irgendwo im Norden. Wenn die Blood Wave westlich an Sysanasso vorbeifuhr, würde sie in die Dragon Sea kommen, voll Waren und guter Beute für einen gnadenlosen Plünderer. Alternativ, im Osten der großen Insel, lag Ilrane mit den Elfen oder Kerith mit dem Merfolk, Gebiete, mit denen Rap sich nie beschäftigt hatte. Weiter östlich lag immer noch Zark, doch ein Sturm konnte ein Schiff wohl kaum so weit tragen.
    Was seine Gedanken wieder zu Inos zurück brachte.
    Welche Ironie, daß ein grausamer Mörder und Vergewaltiger wie Kalkor etwas gesehen haben sollte, das Rap nie erkannt hatte. Er war in seine Königin verliebt! Wie blind konnte ein Mann sein?
    Oder wie verrückt? Ein Stalljunge, der sich in eine Prinzessin verliebte – schon der Gedanke an sich war so dumm, daß er nie davon zu träumen gewagt hätte, zu dumm, um darüber nachzudenken. Auch jetzt noch.
    Und nun? Sie verdiente immer noch seine Loyalität als Untertan. Diese Loyalität sollte sogar noch stärker sein, wenn er sie liebte. Sie erwiderte seine Liebe nicht. Wie konnte sie auch? Ein niederer

Weitere Kostenlose Bücher