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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Abschaum?«
    Gathmor entwand die Streitaxt aus Vurjuks widerstandsloser Hand und schwang sie gegen Kalkors Kniekehlen. Der Than machte einen Satz, so daß die Axt an ihm vorbei ging und zwischen Raps Beinen in die Seitenplanken einschlug. Rap, für einen kurzen Augenblick von dem Würgegriff befreit, machte einen Salto rückwärts über die Reling und stürzte ins Meer. Vurjuk griff mit beiden Händen nach seinem Gefangenen und wurde von einem Schwinger getroffen, der eine Eiche zu Fall gebracht hätte. Gathmor hechtete über die Reling und folgte Rap.
    Die Blood Wave drängte vorwärts aufs Meer, hinaus aus der Gefahrenzone.



2
    Ein Bad in der stillen Bucht von Durthing ist keine Vorbereitung für das, was geschieht, wenn ein Mann in eine Springtide über einem Riff fällt. Nichts, was Rap in seiner Vergangenheit widerfahren war, hatte ihn jemals auf eine solche Erfahrung vorbereitet. Seine Sehergabe warnte ihn in allen Richtungen vor scharfen Kanten, vor Seetang, der wie Haar im Wasser schwebte, vor Sand, der in Wolken über dem Boden aufwirbelte, vor eigenartigen Meeresgewächsen und schlüpfrigen Dingen, die um ihn herumschlängelten. Und er, im geheimen Suppentopf eines Riesen gut durchgerührt, wurde hin-und her geschleudert, auf und ab und wieder auf, wurde die ganze Zeit hilflos zwischen diesen schrecklich scharf wirkenden Felsen hin-und her geworfen, die mit scharfkantigen Entenmuscheln überzogen waren. Fische flohen vor diesem Monster, das in ihre Gefilde eingedrungen war.
    Dann Stille! Er kämpfte sich zur Oberfläche durch, zur Welt aus Luft, Leben und Geräuschen. Luft! Er war in der Lagune – benommen und mitgenommen, aber unverletzt… zumindest beinahe, er hatte Hautabschürfungen an Schultern und Knien. Aber er lebte!
    Sein erster Gedanke war, an Land zu gehen und die Dorfbewohner zu warnen, aber das war unmöglich. Er war zu weit von den Hütten entfernt, da er parallel zur Küste nach Norden getrieben worden war, und außerdem hatte er auch den Strand schon hinter sich gelassen, und landeinwärts gab es nichts weiter außer Felsen und einer Klippe. Also, konzentrierte er sich darauf, seine Kräfte zu sparen, seinen Kopf hochzuhalten und nach der Blood Wave zu suchen. Er fand sie ganz an der Grenze seines Wahrnehmungsvermögens, weit vom Ufer entfernt, mit Kurs gen Norden wie er auch.
    Jetzt konnte er sich ein wenig entspannen. Mit Wind und Strömung im Rücken würde Kalkor nicht zurückkehren, um ein paar armselige Hütten zu plündern, sonst würde er seine Ruderer für allzu wenig Gewinn allzu sehr ermüden. Eher würde er nach einem besseren Fang suchen. Die unmittelbare Gefahr war vorüber.
    Doch schon bald merkte Rap, daß er unerbittlich zum Ufer gezogen wurde, wo die Brandung sich an monströsen Felsen brach, die ihn nur zu gerne zerstören wollten. Er war noch nie in richtigen Wellen geschwommen und war entsetzt, als er merkte, wie wenig seine Bemühungen ihm halfen. Das Meer bewegte ihn genau wie den Seetang, und wenn es sich entschließen sollte, ihn zu zerschmettern und die Gischt rot zu färben, dann mußte er das als sein Los akzeptieren.
    So sehr er sich auch dagegen wehrte, er wurde immer näher an die wilden, wahnsinnigen Brecher herangetrieben, an die weißen Donnerschläge. Myriaden felsiger Klauen griffen nach ihm. Querströmungen warfen in höhnisch herum, so daß er manchmal direkt auf seine Zerstörung zuschwamm. Mindestens ein achtloser Wasserstrudel warf ihn gegen die windgeschützte Seite eines besonders großen Felsens. Er trat mit Händen und Füßen Wasser und widerstand dem Sog im Kampf um sein Leben. Eine verzweifelte Minute lang konnte er seine Position halten, dann begann er wieder davonzutreiben. Seine Finger berührten treibenden Seetang. Er griff danach, zog daran und glitt leicht zu dem Felsen – ein Landtier, das endlich wieder Boden unter den Füßen hatte.
    Als er wieder zu Atem gekommen war, kroch er in Sicherheit. So weit, so gut! Die Tide schien sich bereits zu beruhigen, das hieß, er würde nicht von seinem sicheren Sitz auf den Felsen hinuntergespült werden, doch immer noch lag die Brandung zwischen ihm und dem Ufer, die Sonne war verschwunden und ebenso jeder Faden seiner Kleidung. Er konnte darauf hoffen, die paar Meter zum Ufer zu schwimmen, wenn die Strömung in einigen Stunden nachließ, oder er konnte auf Ebbe warten und hinüberwaten, aber irgendwann würde er sicher Land erreichen und dann hoffentlich zu dem Dorf laufen können. Barfuß?

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