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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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behaltet diesen Jotunnmann im Auge. Wenn er Schwierigkeiten macht, tötet ihn.«
    »Ay, ay. Sir!« rief Vurjuk mit enthusiastischem Quietschen. Er bückte sich nach der Streitaxt unter seiner Bank. Auf diese geringe Entfernung wäre ein Schwert oder Dolch angemessener gewesen, dachte Rap, aber der Jüngling wog die Axt in einer Hand und trat näher an Gathmor heran. Er war einen Kopf größer und äußerst gefährlich, dennoch ließ sich Gathmor nicht herab, ihn anzusehen.
    Rap hatte unterdes ihre Annäherung an das Ufer beobachtet, sowohl mit der Sehergabe als auch mit den Augen, die sich allmählich von Darads brutalem Angriff erholten. Die Sehergabe funktionierte besser – die Sonne stand kurz über dem Horizont, und das Licht war trügerisch. Doch das Problem war so oder so offensichtlich. Von der heftigen Flut mitgerissen glitt die Blood Wave am Rande einer langen Landzunge aus Felsen und Sand entlang, im Rhythmus der brechenden Dünung, die das Schiff in weiße Gischtfontänen hüllte. Hinter dieser unheimlichen Barriere lockten eine klare Lagune und ein freundlicher, gelber Strand, dahinter warteten Bäume und ein Weiler am Fuße steiler Klippen – ein sicherer Hafen, mit frischem Wasser und Deckung plus ungehinderten Möglichkeiten für die Räuber, ihren blutigen Zeitvertreib zu genießen.
    Vor ihnen endete die schmale gekrümmte Landspitze und fiel unter dem klaren Wasser tief hinab in ein schäumendes Durcheinander von Felsen. Dahinter lag ein offener Kanal, durch den die furchterregende Flut drängte. Doch es waren die Felsen, die bei Rap Herzrasen verursachten. Trügerisch für das Auge… tief unter der sanft wogenden Oberfläche sah er den sich wild hin-und herwiegenden Riementang. Er überprüfte den Tiefgang der Blood Wave; er war geringer als bei der Stormdancer. Aber es reichte.
    Jetzt mußte er sehen, aus welchem Holz er wirklich geschnitzt war.
    Er war neu auf dem Schiff, also würde Kalkor auf ihn achtgeben, doch möglicherweise gab es monatelang keine Chance mehr, und er würde vielleicht nie eine bessere natürliche Falle finden. Unter der tief stehenden Sonne war diese Gezeitenkabbelung für das normale Auge kaum zu erkennen. Wenn er die Blood Wave dort quer positionieren könnte, würde sie herumgerissen, und die Ruder könnten sie nicht im Zaum halten. Mehrere Minuten lang wäre sie völlig der Strömung ausgeliefert, und einige dieser felsigen Zähne waren nahe genug unter der Wasseroberfläche.
    Manche Worte der Macht brachten ein günstiges Schicksal; vielleicht würde sein Wort ihm endlich ein wenig davon bescheren.
    Pfiff, machte die Pfeife des Bootsmannes.
»Kurs halten, Sir.«
Pfiff!
»Die Lücke ist groß genug?« fragte Kalkor argwöhnisch.
    »Ay, Sir. Ausreichend.« Und das entsprach der Wahrheit, abgesehen davon, daß das Langschiff die Durchfahrt, die Rap im Auge hatte, niemals erreichen würde. Könnte diese halbe Lüge den Jotunn täuschen? Raps Herz raste wie nie zuvor. Er hielt sein Gesicht dem Meer zugewandt. Pfiff.
    Bitte, Götter! Bitte laßt mich die Welt von diesem Monster befreien!
    Natürlich würde auch Rap sterben. Wenn die Wellen ihn nicht auf den Felsen zerschmetterten, würde er an Land schwimmen, wo die anderen Überlebenden ihn fangen würden. Aber sicher war dieser perfekte Hinterhalt doch von den Göttern selbst geschaffen worden?
    Gott der Seeleute, Gott der Gnade, Gott der Gerechtigkeit… Gewährt mir heute Mut, da ich dem Guten helfen und das Böse verbannen will. Pfiff! Pfiff! Ruder kreischten in den Dollen und hievten die Blood Wave immer näher an jene unheimliche, unauffällige Dünung heran. Pfiff!
    Zwanzig Schläge sollten reichen.
Geschwind, geschwind in den Untergang.
Achtzehn.
Sechzehn.
»Ihr seid Euch doch sicher, Master Rap?« murmelte Kalkor. »Ay, Sir. Ganz sicher. Kurs halten, Steuermann.«
Vierzehn.
Zwölf.
    Das hob Kalkor seinen Schalltrichter und brüllte Befehle – Ruder hart gegensteuern, backbord auf Rückströmung achten. Die Blood Wave schien auf dem Heck zu stehen, als sie herumsprang, ihr Bug schwang seewärts, fort von der starken Strömung.
    Die rauhe Hand des Than packte Rap an der Kehle, warf ihn gegen das Dollbord, beugte ihn darüber, bis Raps Füße sich vom Boden hoben, hilflos um sich traten, und er sicher war, daß er gleich auseinanderbrechen würde. Durch dichten schwarzen Nebel sah er die blauen Augen, die voller mörderischer Wut auf ihn hinabsahen. »Wolltet mein Schiff versenken, nicht wahr, faunischer

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