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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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schien ihm Glück zu bringen. Sein Schiff trieb in einer steifen Brise auf einen unbekannten, windgeschützten Strand zu, aber sein Kurs brachte ihn in Sichtweite des Ortes, den er hatte erreichen wollen, ein abgelegenes Dorf.
Das Land war grün, bergig und bewaldet, wenn auch nicht so üppig wie in Faerie oder Kith. Zwischen den Ausläufern des Waldes lagen viele Flächen offenen Weidelandes und sogar öde Felsen. Im großen und ganzen wirkte das Land fruchtbar – warum war es nicht dichter besiedelt?
    Als die Blood Wave nahe genug herangesegelt war, daß scharfe Augen und die Sehergabe Einzelheiten erkennen konnten, zeigte sich die Mündung eines Flusses und eine Ansammlung kleiner Hütten. Keines der Gebäude sah nach Kaserne aus, und wenn es Boote gab, so mußten sie klein sein. Also war es kein imperialer Außenposten mit einer Marineschwadron oder einer Garnison, und das war alles, was die Krieger fürchten mußten.
    Die Jotnar holten ihre Äxte hervor, um sie zu schärfen, und verlangten nach den feurigsten Liedern, die der Spielmann kannte; sie begannen, sich selbst in Mordlust zu reden. Rap fand diesen Vorgang grauenhaft und auf perverse Weise faszinierend. Die Piraten dachten nicht eine Sekunde daran, daß nur ein Bruchteil des Reichtums auf ihrem Schiff ihnen mehr Nahrung und Unterkunft kaufen konnte, als sie brauchten – der Gedanke an einen friedlichen Besuch kam ihnen nie in den Sinn. Sie prahlten jetzt, wie sie töten und weiter töten, vergewaltigen und weiter vergewaltigen würden. Sie forderten einander zu teuflischen Wettbewerben der Grausamkeit heraus. Innerhalb kürzester Zeit waren sie so erregt, daß sie sich kaum zurückhalten konnten. Sie rollten mit den Augen, und einige redeten wie Schwachsinnige vor sich hin. Manche zogen sich nackt aus, als könnte ihre bereits spärliche Kleidung sie irgendwie behindern. Und doch war es dieselbe Mannschaft, die in stiller Disziplin schweigend am Strand von Durthing Aufstellung genommen hatte – wen wunderte es, daß die Krieger aus Nordland der Schrecken von Pandemia waren.
    Plötzlich wurde der Spielmann zum Schweigen gebracht, obwohl er durch das wahnsinnige Gebrabbel ohnehin kaum zu hören gewesen war. Kalkor stand oben auf dem Halbdeck neben dem Steuermann und brüllte durch einen Schalltrichter Befehle. Männer hasteten zu ihren Bänken, und die Ruder wurden ausgefahren. Rap und Gathmor, die sich im Bug zusammengedrängt hatten, um in dem Wahnsinn so wenig wie möglich aufzufallen, wurden nach achtern beordert. Mittschiffs kamen sie an Jalon vorbei, der vorwärts stolperte, aschfahl unter seiner Sonnenbräune, und an seinen geschwollenen, blutigen Fingern lutschte. Das Segel wurde eingeholt; der Bootsmann begann, den Rhythmus vorzugeben.
    Jetzt bekam Rap das Angebot, mit dem er die ganze Zeit gerechnet hatte. Kalkor trat an die Kante des winzigen Halbdecks und starrte mit Verachtung in den blauen Augen auf ihn hinunter. »Nun, Faun? Man hat mir gesagt, Ihr seid der Lotse des schwimmenden Bordells gewesen, das Eurem Freund gehörte?«
    »Ay, Sir.«
    »Dann zeigt uns, wie Ihr mit einem Langschiff umgeht. Hinauf mit Euch. Und wenn Ihr Euch als nützlich erweist, könnte ich beschließen, die Auspeitschung noch eine Weile zu verschieben. Zumindest einen Teil davon.«
    Da Rap keine Alternative sah, erklomm er die kleine Leiter, um sich zu dem Than und dem Steuermann zu gesellen.
    »Und Ihr – wie Euer Name auch lautet…«, rief Kalkor dem finster blikkenden Gathmor zu. »Werft einen Blick auf den Strand und sagt mir, wo wir sind.«
    Gathmor war blaß und verdrossen, nicht der Mann, den Rap gekannt hatte. Kein Jotunn hätte diesen Ton akzeptieren sollen, ganz besonders er nicht, aber er drehte sich gehorsam um und beobachtete die Landschaft und sah schließlich wieder zu Kalkor auf.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen. Es ist nicht Kith, auch kein Teil von Sysanasso, wo ich schon einmal gewesen wäre.«
     
    »Und auch nicht Pithmot, schätze ich«, sagte Kalkor mit höhnischem Grinsen. »Also wissen wir, wo wir sind, nicht wahr?«
     
    Dragon Reach? Es mußte Dragon Reach sein! Ein eigenartig warmer Schauer lief über Raps Rücken, als ihm klarwurde, was das bedeutete. »Vurjuk!« rief Kalkor.
    Der schlaksige junge Krieger saß auf der nächsten Bank und trug nichts außer einem konischen Stahlhelm und einem befangenen Gesichtsausdruck. Er hatte keinen Partner und daher kein Ruder zur Hand. Er sprang auf. »Ay, Sir?«
    »Holt eine Waffe und

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