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Dave Duncan

Dave Duncan

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3
    Der kleine Weiler hatte keinen Namen. Die meisten Einwohner waren alt oder in mittleren Jahren, es gab nur wenige junge Erwachsene und noch weniger Kinder. Wie Gathmor vorhergesagt hatte, waren sie sehr unterschiedlich: ungeschlachte Trolle, große Jotnar, vierschrötige Imps, und einige männliche Faune – kürzere, schmächtigere Versionen von Rap –, plus einige Leute, die offensichtlich Mischlinge waren. Rap sah mit der Sehergabe neugierig einer Frau hinterher, die von zwei Männern fortgezogen wurde, als die Fremden ankamen. Die Männer steckten sie in die entlegenste Hütte und blieben bei ihr, als wollten sie auf sie aufpassen.
    Unter den Erwachsenen gab es weit mehr Männer als Frauen, und viele, sowohl Männer als auch Frauen, trugen Markierungen ihrer Besitzer, die zeigten, daß Sklaverei an den äußeren Rändern des Impires immer noch üblich war. Alle wirkten bitter und teilnahmslos – vielleicht lag es an Krankheit oder an ihrer schlechten Ernährung oder einfach an übermäßiger Schufterei. Jeder und alles stank nach Fisch. Am Rande eines Feuers wurden die nackten Gestrandeten angerufen, und sie blieben vor drohend erhobenen Speeren und Äxten stehen, die männliche Hände fest umschlungen hielten; hinter sich das Funkeln von wütenden, mißtrauischen Augen in vom Schatten verborgenen Gesichtern.
    Gathmor erzählte seine Geschichte, oder zumindest die Teile, auf die es ankam, und einige unbehagliche Minuten lang war sich Rap der Menge der Männer und der Tatsache bewußt, daß es absolut kein Gesetz gab. Hier in der Wildnis regierte die brutale Gewalt. Er sah die Armut und die Auszehrung, er roch die Vorbehalte. Wer war er, daß er an einer solchen Tür betteln wollte?
    Da rief eine Frau hinter dem Ring aus Männern: »Bringt Ihr Metall, Fremde?«
    »Kein Metall!« rief Gathmor. »Wir haben nichts, wie Ihr sehen könnt.« »Dann seid willkommen.«
    Ohne weitere Wortwechsel, aber auch ohne Begeisterung akzeptierten die Männer die Entscheidung der Frau und ließen ihre Waffen sinken. Kleider wurden nach vorne gereicht, und die Besucher wurden zur Gruppe geführt.
    So fand sich Rap bald in einem großen Kreis wieder, in dem alle im Schneidersitz an einem Feuer saßen. Die Verpflegung, die man ihm reichte, war karg, Fisch und geröstete Wurzeln, aber obwohl er so hungrig war, hatte er ein schlechtes Gewissen, daß er es überhaupt annahm. Seihe magere Portion war größer als alle anderen, die er erkennen konnte, und er konnte sehen, wie sich die ausgemergelten Kinder hinter ihren Eltern zusammenkauerten und die Neuankömmlinge mit verdrossener Ehrfurcht beobachteten. Er fand, sie brauchten das Essen nötiger als er.
    Die Gebäude am Rande der Feuer waren baufällige Hütten aus Treibholz und Weiden; Funken und Rauch schwebten nach oben in undefinierbare, überhängende Äste, und irgendwo gluckerte ein Wasserlauf auf seinem Weg zum Meer aufgeregt vor sich hin. Die Nacht war schwül und voller Insekten. In der Ferne dröhnte die Brandung wie endloses, gleichgültiges, unveränderliches Totengeläute.
    Gathmor saß Rap gegenüber neben der weisen Frau des Weilers, eine alte Halbtrollin namens Nagg. Sie war zweifellos die häßlichste Frau, die Rap je gesehen hatte, eine Riesin mit abgezehrter Haut und krummen Knochen; Haare und Zähne waren nur noch spärlich vorhanden. Gathmor und Jalon hatten ihre Heiterkeit beim Gedanken an eine weise Trollin nur schlecht verbergen können, aber Rap nahm an, daß unter dieser alptraumhaften Parodie eines Gesichts viel Gerissenheit lauern könnte. Auf der Stormdancer hatte er Ballast als seinen Freund und einen der besten Männer an Bord kennengelernt; in Durthing war er zu dem Schluß gekommen, daß die Trolle gar nicht so dumm waren, wie sie oft vorgaben. Nagg allein hatte entschieden, daß Gathmor und seine Gefährten bleiben durften; die Dorfbewohner hatten ihre Entscheidung sofort akzeptiert, als könne man ihrem Urteilsvermögen vertrauen.
    Sie nickte und lachte leise und war begeistert, während Gathmor erklärte, daß er dringend nach Puldarn mußte, um die imperiale Marine vor den Kriegern zu warnen; doch bei seinen Bemühungen, freundlich zu wirken, wurde er wichtigtuerisch. »Wir werden nicht sagen, daß wir Euch getroffen haben«, sagte er. »Wir werden von diesem Dorf nichts verraten.«
    Nagg kreischte vor Vergnügen, selbst als sie ihren Mund voller Fisch stopfte. »Erzählt, was Ihr wollt, Jotunn«, mummelte sie. »Ihr habt die

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