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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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kühleren Stunden zu vergeuden. Und das Wetter war so gut, daß sie gleich hier draußen schlafen würden.
    Selbst draußen roch es noch schlimm genug, dachte Rap. Diese Haufen getrockneten Seetangs dort drüben würden ein gutes Bett abgeben, sagten die Dorfbewohner.
    In diesem Augenblick wären auch Kiesel eine bequeme Unterlage gewesen.
    Der Riementang stellte sich als weich, federnd und weniger stinkend heraus, als Rap befürchtet hatte. Es krachte und knackte in Raps Ohren, wenn er sich bewegte, aber er würde sich vermutlich nicht allzu häufig umdrehen. Er schloß seine Augen und gab sich einem letzten – langen – langsamen – Gähnen hin. Und schlief ein.

    Gathmor rüttelte ihn in absoluter Dunkelheit wach. »Seh!«
»Hä? Wie spät ist es?«
»Seh, habe ich gesagt! Ungefähr Mitternacht.«
Rap sah Jalon knien, halb wach, und sich mürrisch die Augen reiben. »Stimmt was nicht? Die Sonne geht erst in Stunden auf.«
»Wir gehen jetzt«, flüsterte Gathmor. »Mit den Gezeiten.«
    »Aber… Oh!« Unten am Strand lagen die vier Einbäume der Dorfbewohner, von denen Gathmor einen ausgeliehen und wieder zurückgebracht hatte. »Stehlen?« Vom Schlaf benebelt versucht Rap sich die Arbeit vorzustellen, die nötig war, um mit Steinwerkzeugen einen Einbaum herzustellen.
»Fahren mit der Flut nach Puldarn«, fügte Gathmor mit bestimmtem Flüstern hinzu. »Wir werden bei Einbruch der Nacht dort sein.«
    Rap würde kein Kanu stehlen.
Rap würde nicht nach Puldarn gehen. Rap würde nach Zark gehen.
    Doch Gathmor das zu sagen, würde bedeuten, einen Streit heraufzubeschwören, und er hatte gerade keine Lust, mit einem Jotunn zu kämpfen, mitten in der Nacht.
    Der Tang krachte und ächzte, als Rap den Kopf hob, obwohl er das nicht brauchte, wenn er sehen wollte.
    »Das werden wir nicht.«
Jetzt war es an Gathmor, ein »Hä?« von sich zu geben.
    »Sie hat Wachen aufgestellt«, murmelte Rap. »Sechs, am Strand. Sie haben Speere und Äxte.« Er lehnte sich wieder zurück und kuschelte sich bequem in den Tang. »Und sie sind alle wach«, fügte er mit schläfriger Befriedigung hinzu. Er rollte sich auf die Seite und schlief wieder ein.
    Gathmor ließ eine ganze Reihe wüster Schimpfworte hören. Doch er dachte nicht daran, selbst nachzusehen.

4
    Der Abstieg im Westen dauerte länger als der Aufstieg, was Inos sehr unfair fand. Die Lebensmittel wurden knapp, die Nächte waren kalt, und es gab nichts zu sehen außer endlosen Mauern aus Stein. Das Tal wurde breiter, einige Nebenflüsse tauchten auf, und es ging stetig bergab; es wollte einfach nirgendwo enden.
    In diesen Hügeln lebten Wölfe, die nach Sonnenuntergang heulten; Azak hatte Bärenspuren gesichtet. Als mißtrauischer Mann wählte er grundsätzlich leicht zu verteidigende Lagerplätze aus.
    In der vierten Nacht ihres Abstiegs fand er eine Höhle, die einmal ein überwölbter Torweg zu einer kleinen Burg gewesen war; der größte Teil von ihr war von alten Fluten davongespült oder zerstört worden. Schlamm hatte sich über die Ruinen gelegt, so daß hinter Gras und Büschen nur noch wenig zu sehen war; doch das Dach des Eingangs war noch da, und ein Ende wurde durch Bruchsteine blockiert. Azak beharrte, er könne es gegen eine Armee mit links verteidigen.
    Inos und Kade kuschelten sich in einer weiteren eiskalten Bergnacht zusammen, eingehüllt in ihre beiden Decken wie ein Ladung für die Wäscherei. Azak schien die ganze Nacht überhaupt nicht zu schlafen, saß im Schneidersitz am Feuer und blickte finster in die Dunkelheit des Tales hinaus. Später erzählte er, einmal habe er dort draußen Augen gesehen, aber das Heulen sei niemals wirklich nahe gekommen.
    Beim ersten Licht des Tages nahmen die Reisenden, durchgefroren und steif, ein schnelles Mahl aus Datteln und hartem Brot zu sich, dann brachen sie das Lager ab. Das Tal war abermals äußerst schmal geworden. Seine überhängenden Wände hielten die Kälte der Nacht noch gefangen und die Sonne in Schach und füllten die Luft mit blauen Schatten. Selbst die Maultiere schienen froh, weiterzukommen.
    Die Straße, die sie bislang genommen hatten, ging weiter; hier und da war sie zerstört, von Wasser fortgespült oder von Erdrutschen begraben. Azak war fasziniert. Er hatte Spekulationen darüber angestellt, welcher König oder Zauberer eine solche Arbeit angestrengt haben mochte, denn ein großer Teil der Straße war mit riesigen Platten gepflastert, andere Teile waren aus Grundgestein herausgemeißelt

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