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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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bahnen, ihr Beinschutz lag zu ihren Füßen, da das Leder ihrer Schuhe schon lange verwittert war.
    Einige bewaffnete Männer lagen mit angezogenen Beinen auf dem Rükken zwischen den zerschmetterten Knochen ihrer Pferde. Das Unkraut verbarg vermutlich nicht nur Steigbügel und Geschirr, sondern auch Münzen und Juwelen, Gold und Kunstgegenstände. Mit einer Tasche und einer Schaufel, dachte Inos, könnte sie hier in einigen Tagen ein Vermögen finden – und dabei ihren Verstand verlieren. Diese Augen…
    Ein Zittern überfiel sie, das sie nicht kontrollieren konnte. Sie starrte hoffnungsvoll auf Kade und wünschte, ihre Tante würde darauf bestehen, daß sie umkehrten und sich einen anderen Weg über die Hügel suchten, und zurück nach Zark flohen; aber Kade sagte nichts, obwohl ihr Gesicht bleich war und sich Entsetzen darin abzeichnete. Selbst Azak sah aus, als müsse er sich übergeben. Niemand sprach ein Wort, als die kleine Karawane sich ihren Weg durch das gräßliche Mausoleum bahnte.
    Jenseits der letzten Nachzügler lag das Tal wieder verlassen da und endete abrupt in einem blauen Himmel, der von spektakulären Klippen umrahmt wurde.
    Eine mächtige Festung hatte einmal stolz auf einem hohen Vorsprung gestanden und den Eingang zum Paß bewacht. Einige Spuren des östlichen vorspringenden Erkers und des Turmes waren noch zu sehen, vornübergebeugt und grotesk verdreht. Aber die Hauptgebäude und ein Großteil des Vorsprungs selbst waren dahingeschmolzen wie Butter und flossen den Hang hinunter, um die kleine Stadt zu verschlingen. Ein großer Haufen zerschmetterten schwarzen Glases und einige vorstehende Giebel und Kamine waren alles, was noch übrig war, verbrannt und zersprungen durch Hitze, verzogen und halb geschmolzen. Hierhin hatten die Pixies fliehen wollen.
    Inos sagte nichts, und auch die anderen schwiegen. Sie hatten die gepflasterte Straße aus den Augen verloren, und der Wald rückte wieder näher. Sie ritten ohne Unterbrechung hindurch, ohne ein Wort oder einen Blick zur Seite, und alle hingen Gedanken nach, die ihnen zu melancholisch erschienen, um sie durch Sprechen zu entweihen.
    Schließlich trat das Tageslicht durch die Äste, das Gelände fiel ab, und das Tal war zu Ende. Azak brachte sein Maultier zum Stehen; die anderen hielten an seiner Seite an und blickten über eine offene Wiese, die sanft gen Westen anstieg. In weiter Ferne schimmerte silbern ein Fluß und wand sich gemächlich über die Ebene. Dahinter gingen Himmel und Land unendlich weiter und entwanden sich den Grenzen menschlicher Sehschärfe in einem undeutlichen Nebel. Eine warme Brise rauschte durch die Blätter über ihnen und brachte schwach den Geruch des Meeres mit sich.
    »Thume«, sagte Azak leise. »Der Verwunschene Ort!«
    »Er wirkt gar nicht verwunschen auf mich«, entgegnete Inos. »Er sieht friedlich aus. Einladend.« Doch nach dieser versteinerten Armee hätte wohl alles einladend gewirkt.
    Sie sah zu ihrer Tante hinüber und erkannte erstaunt einen Ausdruck von… Sorge? Beunruhigung… beinahe ein Ausdruck von Angst. Kades normalerweise pralles und zufriedenes Gesicht wirkte abgehärmt und kränklich. Sicher, für eine ältere Dame, die an ein Leben eleganter Tatenlosigkeit gewöhnt war, hatte sie eine unglaublich erschöpfende Reise durchgestanden – aber sie hatte die Unbilden der Wüste und die Härten der Taiga überlebt und niemals so ausgesehen. Ihr dünnes silbernes Haar fiel ihr zerzaust vom Kopf und flatterte im Wind. Ihre Falten waren so tief eingegraben wie Narben; ihre Mundwinkel hingen nach unten. Warum hatte die versteinerte Armee einen solchen Einfluß auf sie?
    »Was denkst du, Tante?«
    Kade schüttelte den Kopf und kaute auf ihrer spröden Lippe. »Ich weiß es nicht, Liebes. Ich schätze, ich bin nur eine abergläubische alte Frau, aber… aber das gefällt mir nicht!«
    »Umkehren, meinst du?« Steif sah Kade über ihre Schulter zu der Stelle, wo die westliche Gebirgswand über den Baumwipfeln thronte. Sie zitterte. »O nein! Nicht zurück!«
    »Nun, wir haben sonst keine andere Wahl. Großer Mann?«
    Azak betrachtete Kade einen Augenblick lang und verengte seine Augen zu Schlitzen, als er sie über seinen dichten, zitternden roten Bart hinweg anschaute. Dann sah er Inos an und zeigte seine aufblitzenden Zähne. »Ich sehe keinen Hinweis auf Menschen. Was meint Ihr, meine Teuerste?«
    Er erwartete Mut bei fürstlichen Personen. Inos nahm die heitere, idyllische Landschaft noch einmal in

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