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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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anderen.
    In dem dicht zugewachsenen Dschungel lagen alle Vorteile auf der Seite des winzigen Gnomjungen. Er konnte sich durch das Bambusdickicht quetschen. Konnte sich unter Mauern aus Dornen hindurchrollen, denen sich drei nackte Männer nicht zu nähern wagten, oder wie ein Käfer über Morast huschen, der die Männer bis zu den Schultern verschlingen würde. Er war schnell, flink und auf okkulte Weise unermüdlich. Seine Kräfte befähigten ihn auch, die Richtung zu erkennen, denn er hielt einen direkten Kurs, und er zog nie so weit davon, daß die Jagd unmöglich erschien. Seine Verfolger mußten immer glauben, daß sie ihn in wenigen Minuten hatten, und wenn sie vor totaler Erschöpfung nachließen, lachte er, und sein Lachen hatte ebenfalls okkulte Kraft, denn es trieb die Männer wie glühende Peitschen weiter an. Rap konnte seinen Gefährten leicht folgen und gab ihnen ihre Sandalen. Er selbst ging barfuß, und bald taten die anderen es ihm nach, um an Geschwindigkeit zu gewinnen.
    Sein größtes Problem war, mit den anderen in Kontakt zu bleiben. Er hätte sie leicht hinter sich lassen können, und der Wunsch, es auch zu tun, nagte sehr an ihm. Darad verfügte natürlich über die Stärke eines okkulten Kriegers, und konnte mit ihm Schritt halten und die Bestrafung besser ertragen als der arme Gathmor, der nur ein Mensch und sehr erschöpft war. Rap nahm seine Hand und zog ihn mit sich, und ihr gemeinsamer Schritt war für Darad gut zu halten.
    Als die Stunden vergingen und der junge Gnom sie in die Hügel hinauf führte, ging der Dschungel schließlich in einen Park über und der Park in Heidemoor, das eine willkommene Erholung von dem peitschenden, schlagenden Gestrüpp bot. Doch bei Einbruch der Nacht ging die Jagd über steinigen Untergrund, der wie Messer in ihre Füße schnitt. Rap und seine Freunde, unfähig, einen Augenblick lang auszuruhen, weil sie immer noch hinter dem fröhlich hüpfenden Gnom mit seinem verzaubernden Lachen und seinen schönen Augen her jagten, kletterten immer höher zwischen die kahlen Gipfel. Das Murmeln der Drachen war jetzt sehr nahe.

Man’s worth something:
    No, when the fight begins within himself, 
    A man’s worth something.
    Browning, Bishop Blougram’s Apology 

(Des Menschen Wert:
    Nein, erst wenn er mit sich selber kämpft,
     
    Ist der Mensch etwas wert. )

Sechs
    Leben und Tod

1
    Auf der anderen Seite der Berge, in Thume, lag ein feuchteres, freundlicheres Land als die Wüste im Osten, mit fettem Gras, das sich an die Füße schmiegte und einem Himmel voller Blätter. Die Luft war angenehm und duftete schwer nach Wald. Die Riesen des Waldes selbst konnte Inos nicht identifizieren, aber dazwischen erkannte sie einige kleinere, von Menschen gezogene Arten, die sie schon in Arakkaran gesehen hatte – Zitronenbäume und Oliven, die wild verstreut standen. Was immer auch das alte Volk in Thume zerstört hatte, ihre Obstgärten hatte es verschont. Obstbäume akzeptierte Inos; im Gegensatz zu anderen erfüllten sie einen Zweck.
    Doch schon bald wußte sie zu schätzen, daß auch die anderen Bäume eine Hilfe sein konnten. Sie boten Schatten, und Schatten hemmten das Dickicht. Die kleinen Hufe der Maultiere strichen durch hohen Farn und tappten leise auf Lehm oder Moos. Es war keine Straße zu sehen, aber die grünen Tunnel aus Holz waren zumeist gut passierbar und führten von Zeit zu Zeit auf grasbewachsene Lichtungen, die Inos auf merkwürdige Weise an die winzigen, sonnendurchfluteten Höfe in Krasnegar erinnerten. Auf den Wiesen brannte die Sonne erbarmungslos, doch auf der anderen Seite gab es wieder Schatten, weitere dämmerige Durchgänge, an deren Seiten massive Äste emporragten, die sich über ihren Köpfen wie Dachsparren verbanden, über denen dünne Lichtstrahlen lagen. Sie kannte die Fichten der Taiga und sie hatte den Laubwald bei Kinvale gesehen, aber noch niemals hatte sie etwas derart Magisches kennengelernt.
    Lange ritten die Eindringlinge schweigend weiter. Kade war immer noch außergewöhnlich niedergeschlagen, und Inos konnte sich nur vorstellen, daß die unheimliche Begegnung mit der versteinerten Armee ihr noch immer aufs Gemüt schlug. Sie war alt; jede Erinnerung an den Tod mußte auf eine Frau in ihrem Alter makaber wirken, aber Kade würde sicherlich bald wieder die Alte sein.
    Azak war angespannt, wachsam, seine Augen irrten unruhig umher. Inos, die ihn nicht mit Gesprächen ablenken wollte, ließ sich vom Gesang eines Vogels fangen.

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