Dave Duncan
ihm im Teich saßen, verwirrte Blicke tauschten.
Vielleicht war seine Heiterkeit eine Reaktion auf das knappe Entkommen. Sie konnte auch die Aufregung über seine neuen Kräfte sein. Sehr männlich war sie sicher nicht. Rap zwang sich wieder zur Ernsthaftigkeit und schüttelte erneut Darads Hand, diesmal zivilisierter, und der Handel war perfekt.
Also würden Andor, Jalon und Darad ihm helfen. Sagorn war praktisch tot. Thinal durften sie nicht rufen, nicht hier im Land der Drachen. Rap machte sich keine Illusionen darüber, einen Drachen zurückhalten zu können, wenn Gold in unmittelbarer Nähe war. Für einen Augenblick entspannte er sich, genoß das warme Bad und fand allmählich Geschmack an seinem neuen Status als Geweihter.
Er konnte dem entfernten Murmeln der Drachen lauschen. Seine Sehergabe war nun schärfer und hatte einen größeren Aktionsradius. Seine Fähigkeit, Gathmor niederzuringen, deutete darauf hin, daß er in allem, was er tat, ein Experte sein würde. Er war jetzt genauso überzeugend wie Andor, und er konnte auf eine Art und Weise den Gesichtsausdruck anderer Menschen lesen, wie er es niemals für möglich gehalten hätte. Sein Gesicht war weniger verbrannt als Gathmors, obwohl er dem Drachen näher gewesen war; die Verletzungen an seinen Zehen schmerzten nicht mehr. Es sah so aus, als heilten seine Wunden sehr schnell, und er fragte sich, welche anderen Fähigkeiten er in den nächsten Tagen an sich entdecken würde.
Er wandte sich zu Gathmors finsterem Blick um.
»Ihr wollt mit Kalkor abrechnen?« Der Jotunn nickte zögernd.
»Dann schlage ich vor, daß Ihr auch bei mir bleibt. Es gibt noch eine weitere Prophezeiung: ich werde Kalkor wiedersehen.«
In Gathmors blassen Augen zeigte sich Interesse. »Ihr erlaubt, daß ich ihn mir schnappe?«
»Ihr könntet mit ihm nicht fertig werden. Darad könnte…«
Der Krieger knurrte auf. »Hoffnungslos, Sir! Wir haben einmal spielerisch gekämpft, und er hat mich fast zerquetscht. Nahezu alle Rippen und den Kiefer gebrochen, und da war er kaum mehr als ein Kind. Fäuste, Schwerter, Äxte – er ist der Beste.«
Das war ein bedenklicher Bericht, weil Darad ebenfalls ein Wort der Macht kannte. Entweder verfügte Kalkor über mehr angeborene Fähigkeiten, oder sein Wort war viel stärker.
Oder er kannte, wie jetzt Rap, mehr als ein Wort.
Doch darum sollte er sich erst in Zukunft Sorgen machen.
»Ich will die ganze Geschichte hören«, sagte Gathmor, »bevor ich mich zu irgend etwas verpflichte.«
Es war seine eigene Schuld, daß er sie noch nicht gehört hatte; Rap hatte oft genug versucht, sie ihm zu erzählen. »Wir können beim Laufen reden. Es ist noch weit genug bis Zark.«
»Und als nächstes?« Gathmor hievte sich steif hoch.
»Machen wir uns auf den Weg?« Raps Sehergabe gab ihm einen Anstoß, und er drehte sich zu dem Beobachter am Ufer um. Wo war er hergekommen?
Er sah nicht beunruhigend aus. Er stand auf einem umgestürzten Baumstamm und lächelte zurückhaltend, doch das Lächeln war zum Teil hinter seiner Hand verborgen – einen Finger hatte er in die Nase gesteckt. Die Nase eines Gnoms war nicht mehr als zwei Löcher im Gesicht.
Der Lumpen um seine Lenden war unglaublich dreckig und viel zu zerfetzt, um noch seinem Zweck zu dienen; die natürliche Schlammfarbe des Gnoms war nur dort zu sehen, wo der Schweiß Flocken von Schmutz fortgespült hatte. Rap bedauerte, daß seine neue scharfe Sehergabe das Gewimmel in dem widerlichen Haarschopf des Jungen erkennen konnte. Sein Kopf würde Rap bis zum Bauchnabel reichen; er war ungefähr dreizehn, je nachdem, wie schnell Gnome wuchsen. Die beiden einzigen sauberen Stellen an ihm waren die prachtvollen, bronzefarbenen Augen.
Als der Gnom sah, daß er die Aufmerksamkeit des Mannes errungen hatte, grinste er noch breiter und winkte ihn mit seiner freien Hand zu sich heran. Dann sprang er von dem Baumstamm herunter und verschwand zwischen den Bäumen.
Darad sprang taumelnd auf, Gathmor tat es ihm nach. Sie pflügten durch den Teich, ohne auf Raps Rufe zu hören.
Es erforderte große Willenskraft und war nur möglich, weil seine Sehergabe den Jungen immer noch in Sichtweite hatte, aber es gelang Rap, ihnen den Weg abzuschneiden und fünf der sechs hölzernen Sandalen zu ergreifen. Er wollte auch die sechste Sandale sowie die Gewänder mitnehmen, aber die Dringlichkeit der Aufforderung wurde unerträglich und riß ihn mit sich. Er rannte barfuß um den Teich herum und folgte den
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