Dave Duncan
und Kade rappelte sich auf, wieder anständig gekleidet wie Inos selbst, doch sah sie sehr bestürzt aus.
Inos rannte zu ihr hinüber, und sie umarmten sich.
4
Elkarath warf die Macht mit beiden Händen um sich. Das tote Pferd verschwand, und an seiner Stelle erschien ein Freudenfeuer, eine Pyramide aus Ästen, die knackten und funkelten und ein willkommenes Licht warfen. Dann schuf er um das Feuer herum einen Ring aus Teppichen.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er. »Laßt uns diesen schönen Abend genießen.« Er sah sich auf der Lichtung um. »Es besteht keine Gefahr… noch nicht.«
Er setzte sich in den Schneidersitz und lachte leise über die verwunderten Ausrufe der Frauen. »Nehmt Platz, Ladies! Nun, zieht Ihr einen bestimmten Wein vor, Hoheit?« Der okkulte Schein um ihn war verblaßt, und er war nur noch ein alter Mann in einem weißen Gewand und mit einer weißen Kopfbedeckung. Das Feuer brach sich in den Rubinen des Bandes, das seinen Kopfputz zusammenhielt.
»Oh, ich vertraue Eurem Geschmack, Erhabenheit«, äußerte Kade mit affektiertem Lachen, ließ sich auf einem der Teppiche nieder und verschränkte ihre Beine in die in Zark übliche Position, wobei sie sich nicht steifer bewegte als üblich. Sollte sie bei ihrem Sturz Verletzungen erlitten haben, hatte der Zauberer sie offensichtlich geheilt, und ihre zuvor gezeigte Unruhe war völlig verschwunden.
Wie sehr sie ihre Gefühle unterdrückte, konnte Inos nicht sagen. Es sähe Kade ganz und gar nicht unähnlich, wenn sie sogar eine Tortur wie diese durchstehen würde, ohne ihre Haltung zu verlieren. Ihre Hände zitterten kaum erkennbar, und ihre Augen blickten nervös, doch ansonsten war sie fast wie immer. Seit sie an jenem Morgen Thume betreten hatten, war sie nicht in solch guter Stimmung gewesen. Welche Ängste sie auch gequält hatten, jetzt waren sie offensichtlich durch die schützende Gegenwart des Scheichs zerstreut.
Silberne, mit einem feuchten Schleier überzogene Flaschen von Wein tauchten an ihrer Seite auf, und ein erster Schluck überzeugte Inos, daß der Tropfen genauso gut war wie alles in Herzog Angilkis oder in Azaks Keller. Der Wein war kalt, obwohl man selbst im Palast der Palmen Probleme hatte, genügend Schnee für die Kühlung der Weine herbeizuschaffen, Schnee, der auf schnellen Kamelen aus den Bergen geholt wurde.
Kade sah in die herannahende Nacht. Die Wipfel der Bäume zeichneten sich wie dunkle Finger gegen die Sterne ab. »Diese… äh – Rüpel?« Man hatte ihr gesagt, man sei sie los, und so hatte sie keine Fragen gestellt. »Sie waren Pixies? Lebende Pixies?«
Der Scheich nickte und nippte an seinem Wein. Mit seinem schneeweißen Bart und den vom Wüstenleben geröteten Wangen wirkte er wie der ideale Großvater. Seine Stimme war langsam und gelassen wie ein Gletscher. Hin und wieder zwinkerten seine Augen unter den schweren weißen Augenbrauen; aber es war beinahe unmöglich, einen Blick in diese Augen zu erhaschen. Inos fragte sich, ob seine wohlwollende Art echt war oder ob er einmal mehr einen okkulten Glamour projizierte, um ihren Verstand zu vernebeln. Vielleicht tat er es automatisch, ohne nachzudenken, so wie ein Verkäufer Höflichkeit einsetzte. »Es sieht so aus, als lebten in Thume noch immer Pixies«, stimmte er zu.
»Dann könnten noch mehr von ihnen in der Nähe sein?« Abermals versuchte Kade die Dunkelheit jenseits des Feuers mit ihren Augen zu durchdringen.
»Ich nehme stark an, daß da irgendwo noch Frauen sind, da die Rasse sich weiter vermehrt.« Er lachte leise. »Und andere Männer. Vielleicht wollen sie Rache.« Er nippte an seinem Wein, um die Spannung zu erhöhen. »Eine Gruppe nähert sich uns. Sie kommen den Fluß herauf, aber sie sind noch weit. Vielleicht wissen sie überhaupt nichts von uns. Falls sie einen Zauberer gegen mich aufbieten, sind wir natürlich verloren, aber im Augenblick erspüre ich innerhalb von drei Meilen niemanden in unserer Nähe – mit Ausnahme eines fußlahmen jungen Djinn, der in der Dunkelheit nur langsam vorwärts kommt. Ich habe dafür gesorgt, daß er in die richtige Richtung geht«, beruhigte er Inos, »und jetzt kann er schon das Feuer sehen.«
Inos erschauerte. Elkarath war ein Mensch; er brauchte Schlaf, und er konnte hintergangen werden, wie sie in Tall Cranes bewiesen hatten. Wie stark waren seine Waffen gegen die Gefahren in Thume?
»Aber wenn diese anderen herkommen… wie viele?«
»Ich weiß es nicht. Viele.«
Warum wußte er es
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