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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenigen Augenblicken war es nur noch ein struppiges Bergpony, ähnlich denen, die Inos in den Vorgebirgen auf der anderen Seite der Progisten gesehen hatte. Noch durch den Euphoriebann hindurch spürte Inos Stiche des Entsetzens, und sie hörte die vier unbeweglichen Pixies guttural murmeln.
    Das Pony selbst schien am wenigsten überrascht. Es bewegte die Ohren und wedelte mit dem Schwanz, als zucke es auf Pferdeart mit den Achseln, dann senkte es seinen Kopf und zupfte an dem üppigen Gras.
    Der Scheich kniete sich hinunter, um Inos’ Knöchel in Augenschein zu nehmen. Inos trug keine Kleider. Er lachte leise. »Ihr braucht keine Hemmungen zu haben. Keine Frau hat vor mir Geheimnisse.« Er legte eine kühle Hand auf die Schwellung, die daraufhin sofort abklang. Auch ihre anderen Kratzer und blauen Flecken verschwanden.
    »So! Das soll für den Augenblick reichen.« Der alte Mann erhob sich ohne die Steifheit, die seine Glieder gezeigt hatten, als andere zugegen gewesen waren, die sich um ihn kümmerten. Zuvorkommend hielt er Inos eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. An ihren Füßen erschienen silberne Sandalen, und als sie sich aufrichtete, wurde sie von einem seidenen Gewand umhüllt. Ein durchsichtiger Schal legte sich über ihr schmutziges, wirres Haar. Die Unterwäsche hatte er entweder vergessen oder er war zu taktvoll, um seine Magie bei solch intimen Dingen einzusetzen.
    Sie murmelte ein Dankeschön und verbeugte sich zitternd. Er dankte ihr ebenfalls mit einer Verbeugung und lachte leise, als genieße er diese seltene Gelegenheit, Fähigkeiten zu zeigen, die er normalerweise verbarg. Doch er sah sie nicht direkt an. Das tat er niemals. Als Zauberer konnte er sehen, ohne genau hinzusehen, nahm sie an, und das war ihm zur Gewohnheit geworden. Doch fand sie das stets irritierend.
    Die Gefangenen stöhnten, geiferten und zuckten in ihren Bemühungen, sich zu bewegen. In Elkaraths furchteinflößendem Schein wirkten alle jünger und schwächer – vielleicht ungewöhnlich breit, mit lockigen Haaren, wie Inos sie nie zuvor bei Männern gesehen hatte, nur bei Frauen, wenn sie künstlich hergestellt worden waren. Ihre Augen waren groß und winklig wie die von Elfen, und jetzt waren sie vor Entsetzen weit aufgerissen. Die Iris war hellbraun, beinahe golden. Aber sie waren keine scheußlichen Monster, eher Jugendliche, die nur wenig älter oder größer waren als Inos. Wie hatten sie sich derart benehmen können?
    »Abschaum!« sagte der Scheich.
»Wer sind sie?« fragte Inos.
    Er zuckte die Achseln. »In ihrem Alter keine offiziellen Wachen. Nur ein paar Jäger, nehme ich an.«
     
    »Sie sind gepflegt, sehen zivilisiert aus. Ihre Kleider sind von guter Qualität.«
    »Ha! Ihr Verhalten war aber nicht zivilisiert. Sie hatten Euch schon einige Zeit heimlich verfolgt. Ihre Leben sind verwirkt, also ist es nicht von Bedeutung, wer sie sind oder woher sie gekommen sind.«
    Die bernsteinfarbenen Augen rollten in ihren Höhlen. Inos bemerkte verwundert, daß sie ihren Angreifern gegenüber nur sehr wenig Haß verspürte. Vielleicht lag es daran, daß sie so hilflos aussahen und sie sich erinnern konnte, wie es war, wenn man durch Zauberei unbeweglich gemacht wurde, oder vielleicht, weil sie ohne dauerhaften Schaden davongekommen war. Vielleicht war es auch nur der Bann des Zauberers, der ihre Gefühle beeinflußte, aber die Jungen erschienen ihr doch sehr jung, um schon zu sterben.
    Der Scheich streichelte in würdevoller Nachdenklichkeit seinen leuchtenden weißen Bart. »Sie haben ihre Absicht, Euch Gewalt anzutun, zwar nicht vollendet, Königin Inosolan, aber es war ihre feste Absicht. Ihr seid so knapp entkommen, daß Euch die traditionelle Genugtuung zusteht.« Er zog seinen Dolch und bot ihn ihr, Griff zuerst, mit einer schwungvollen Gebärde an.
    Inos starrte bestürzt auf den Dolch. »Was soll ich damit?«
    »Nehmt Euch, was sie Euch so gerne geben wollten.« Sie zog sich einen Schritt zurück und wandte sich um und sah den entsetzten Blick der unbeweglichen Jugendlichen. »Nein!« antwortete sie. »Ich bin kein Scharfrichter! Und zu einer derartigen Barbarei würde ich mich nicht herablassen!«
    »Tatsächlich?« murmelte Elkarath und zog die okkulte Decke fort, die er über ihre Gefühle gelegt hatte.
    Wut und Haß schlugen wie eine Bombe ein, sofort gefolgt von wilder Freude darüber,. daß sich das Blatt gewendet hatte. Wieder schlug ihr Herz wild in ihren Ohren. Sie spürte, wie Gallenflüssigkeit ihre Kehle

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