Dave Duncan
bleibst doch nicht lange, Liebling?« »Nein, nein! Und es ist noch dunkel. Ich mache so schnell ich kann, Liebste.« Er tätschelte ihr liebevoll das Hinterteil, als sei sie ein Pferd. »Aber das Essen wird verderben. Und ich hatte mich so gefreut, den Kindern zu zeigen, was eine richtige Dinnerparty ist.«
Als Mutter schien sie eigenartige Prioritäten zu haben. Ugish und das älteste Mädchen kämpften jetzt wütend miteinander, rollten sich im Dreck herum und bissen einander, aber Athal’rian schenkte ihnen keinerlei Beachtung.
»Es wird ihnen nicht weh tun, einmal bis nach dem Morgengrauen aufzubleiben«, sagte Ishist fest. »Magie ist Magie, aber der Schlaf hat seine eigene Magie. Ich bin sicher, daß unser Gast ein wenig Ruhe zu schätzen weiß. Wo willst du die Besucher unterbringen?«
Sie zögerte und scharrte mit den Zehen im Dreck. »Ich dachte… im nordwestlichen Turm?« Sie wartete bange auf seine Meinung.
»Sehr gute Wahl, meine Liebe. Du bringst Master Rap also zu seinem Zimmer. Ich habe Ugish versprochen, daß er mit mir kommen darf. Hört auf damit, ihr zwei!« Er trennte die beiden Kampfhähne mit einigen wohlplazierten Tritten. Schließlich nahm er eine lange, feste Umarmung seiner Frau entgegen, bevor er sich zur Tür schleppte. Klein-Ugish folgte ihm und leckte sich mit einer sehr langen schwarzen Zunge wütend über einen blutenden Arm. Rap hielt immer noch den schmutzigen Lumpen vor sich und folgte seiner Gastgeberin durch unzählige Korridore und über schmale, gewundene Treppen. Die Wände bestanden aus rauhem Mauerwerk, die Fußböden waren mit weichem Schmutz bedeckt, als seien sie seit der Gründung des Impire nicht mehr gefegt worden. In trokkenen Ecken lagen mumifizierte Kadaver und abgenagte Knochen, während in feuchteren Teilen der Schlamm knöcheltief stand; die Türen waren bis auf die rostigen Überbleibsel von Türangeln verrottet. An anderen Stellen waren die Decken zusammengebrochen, so daß eine schwierige Kletterei über Steinhaufen erforderlich war.
Den vollen Umfang der riesigen Ruine konnte er nicht abschätzen, aber er glaubte wohl, daß sie alt genug war, um die Drachenkriege miterlebt zu haben. Überall erspürte er uralte okkulte Barrieren, doch hin und wieder erhaschte er einen Blick auf Schatten, die in unendlichen Weiten zwischen ihnen liefen. Dann er sah er manchmal eine weit entfernte Gruppe von Gnomen, die ihrem Geschäft nachgingen.
Viele Teile waren mehr oder weniger von dem zauberhaften Nebel erleuchtet, den er im Stall gesehen hatte, an anderen Stellen war es stockdunkel. Athal’rian schien den Weg hauptsächlich mit ihrer Erinnerung oder durch Berührung zu finden, er aber folgte ihr mit seiner Sehergabe und versuchte, die Einzelheiten zu ignorieren: den Ausschlag unter dem Schmutz, die dichten Insektenbisse, die elfische Anmut ihrer schlanken Hüften. Sie glitt dahin wie ein Mondstrahl und bestätigte alle Geschichten, die er über tanzende Elfen gehört hatte.
Es machte ihn krank – wie konnte irgendein menschliches Wesen unter solchen Bedingungen existieren? Doch auf eine schauerliche Weise fand er sie faszinierend. Er versuchte weiter, sie sich sauber und gut gekleidet vorzustellen.
Wenn Ugish ungefähr dreizehn Jahre alt war, dann mußte seine Mutter natürlich über dreißig sein, aber sie hatte eine Figur, um die jede Heranwachsende sie beneiden würde. Vielleicht hatte ihr hier die Zauberei geholfen, und das Austragen winziger Gnomenbabies war für eine Frau einer großen Rasse vielleicht nicht besonders strapaziös. Außerdem meinte Rap zu wissen, daß Elfen ziemlich lange lebten.
Obwohl er sich für diesen Gedanken tadelte, fühlte er sich dennoch unbehaglich bei der Vorstellung, daß eine Elfin einen Gnom geheiratet hatte. Er war davon überzeugt, daß ihre offensichtliche Vernarrtheit ein Produkt der Zauberei war, und dennoch hatte Ishist ebenso verliebt gewirkt. Konnte ein Zauberer sich selbst einen Bann auferlegen? Würde er das tun? Und wer war Rap, die Torheiten der Liebe in Frage zu stellen, wo er selbst so verrückt war, sich in eine Königin zu verlieben?
Endlich brachte ihn Athal’rian, am Ende einer atemberaubend gewundenen Treppe, zu einem Ort, der ihn unangenehm an Inissos Kammer in Krasnegar erinnerte, beinahe ebenso groß, der höchste Raum in einem runden Turm. Der Boden unter seinen Füßen ächzte besorgniserregend. Durch Lücken im Dach, das durch Kragsteine gestützt wurde, sickerte das Licht der Sterne herein,
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