Dave Duncan
sagte, sie solle es weiter versuchen. Ich glaube, das ist alles.«
Der Gnom schüttelte den Kopf. »Da ist noch mehr. Denkt nach!« Seine Augen schienen noch größer zu werden, schwärzer, tiefer und glänzender.
»Er sagte, der König würde ihr viele Gewänder schenken. Sie war darüber sehr erregt, fast erzürnt, weil…«
»Er hat noch mehr gesagt.«
Rap lehnte sich zurück und starrte zu den verzogenen Dachsparren und dem schadhaften Dach hinauf. »Daß sie… vertrauen muß… sich erinnern… an die Liebe! Auf die Liebe vertrauen!«
Er schreckte auf, als habe er gerade gedöst und sei durch eine laute Stimme geweckt worden. »Was habe ich gerade gesagt?«
»Nicht viel.« Ishist zeigte seine nadelspitzen Zähne. »Aber denkt daran, den Gott meinem Meister gegenüber zu erwähnen, wenn Ihr ihn kennenlernt. Natürlich könnte er bereits davon wissen.«
»Wie?«
Der Gnom setzte sich gerade hin und kratzte sich heftig. »Selbst Hexenmeister sind mit den Göttern sehr vorsichtig, Freund Rap. Götter zeigen selten ein derartiges Interesse an menschlichen Belangen, aber wenn sie es tun, dann ist Zauberei nichts dagegen! Die Macht der Götter ist unbegrenzt. Daran könnte es liegen, daß Ihr… aber ich rate nur. Ich muß Euch zu meinem Meister schicken, versteht Ihr? In dieser Hinsicht habe ich keine Wahl.«
»Ich verstehe.« Oothiana hatte so ziemlich dasselbe gesagt.
Ishist rutschte leicht auf seinem Stuhl nach vorne, so daß seine Beine über die Kante baumelten. »Aber es liegt in meinem Ermessen, wie ich es mache. Ich bin sein Beauftragter, kein dressierter Hund. Wenn ich eine magische Tür oder sogar einen magischen Teppich hätte, könnte ich Euch sofort nach Hub schicken oder zu seinem Haus in Valdorian – er verbringt mehr Zeit in Ilrane als im Blauen Palast. Aber magische Spielereien dieser Art sind in der Nähe von Drachen eine heikle Sache. Sie könnten den Rest dieses Bollwerkes zerstören, nur um ihrer habhaft zu werden. Also haben wir nichts dieser Art.« Er zwinkerte feierlich.
»Und wie…« Aber das sollte nicht Raps Sorge sein. Doch anscheinend war es seine Sorge. »Wie kommt er zu Besuch? Nur durch Zauberei. Ein magisches Fenster wie das des Inisso… solche Dinge sind praktisch, aber sie können niemals stärker sein als der Zauberer, der sie gemacht hat. Oft sind sie schneller und einfacher. Und ein weiterer Vorteil ist, daß sie normalerweise nicht so viele Wellen aufwerfen. Reine, grobe Macht ist so subtil wie ein Gewitter. Sie zieht die Aufmerksamkeit auf sich, und Zauberer sind alle verschlossene, heimlichtuerische Leute. Als Lith’rian zweimal in zwei Tagen hier auftauchte, brachte er alles ganz schrecklich durcheinander. Es kostete mich zwei Wochen, das Vieh wieder zu beruhigen.«
Rap fühlte Hoffnung in sich aufsteigen. Vielleicht würde er doch nicht sofort versklavt werden.
Ishist beobachtete ihn still und belustigt. »Und er ist viel besser als ich. Ich könnte Euch per Magie mindestens auf den halben Weg nach Hub bringen, aber dabei könnte ich auch eine Panik verursachen, und das könnte zu einer großen Katastrophe führen, falls sie über den Zaun fliegen. Also werdet Ihr laufen müssen. Eure beiden Freunde werden Euch natürlich begleiten.« Er warf einen Blick auf die beiden Jotnar am Fenster, die in die Bewunderung für die düster-fremdartige Landschaft versunken waren. Raps Zukunft war dem Zauberer verborgen, doch er hatte nicht gesagt, daß er auch ihre nicht erkennen konnte. Rap beschloß, nicht danach zu fragen.
»Also«, sagte Ishist leise, »ich muß entscheiden, wie ich Euch hinschikke. Ich könnte einen Zwang benutzen, wie den, der Euch hergebracht hat. Weniger dringend natürlich, aber ich kann Euch den unwiderstehlichen Befehl geben, Lith’rian aufzusuchen.« Sein Lächeln war grauenhaft. »Oder ich selbst könnte Euch mit einem Loyalitätsbann belegen; nicht so stark wie er es kann, aber stark genug. Ich kann dafür sorgen, daß Ihr zu Lith’rian gehen wollt, um ihm zu dienen.«
Kaltes Entsetzen griff nach Raps Herz, und er schüttelte heftig den Kopf. »Dann wäret Ihr glücklicher«, spottete der Gnom. »Ihr würdet das tun, was Ihr tun wollt.«
So wie die ehemals hübsche Athal’rian, vernarrt in einen Gnom? Derartige Macht war obszön und pervertierte den Benutzer ebenso wie das Opfer. Gestern war Rap zum Geweihten geworden, und nach wenigen Minuten hatte er gemerkt, wie er seine Fähigkeit gegen Andor einsetzte.
»Ich… ich würde es
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