Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Damen, ich stehe zu Ihren Diensten! Führer und furchtloser Beschützer! Dichter, Troubadour, ergebener Sklave!« Schließlich trat er ein und verbeugte sich ein zweites Mal.
    Inos zwinkerte verwirrt und wechselte verblüfft einen Blick mit Kade. Das war entweder Skarash oder ein Zwillingsbruder.
    Skarash war einer der vielen Enkel des Scheichs und einer seiner Lieblinge. Aber Skarash war bisher ein ernster, griesgrämiger junger Mann um die Zwanzig gewesen, und Inos hatte ihn zuvor nicht als fesch betrachtet. Er hatte in all den Wochen, seit sie Arakkaran verlassen hatten, niemals gelächelt oder auch nur zehn Worte mit ihr gesprochen; allerdings war das zugegebenermaßen die korrekte zarkianische Verhaltensweise gegenüber Frauen.
    Jetzt war er wie ein Imp herausgeputzt, in halbhohen Stiefeln mit Silberschnalle, Strümpfen in Meergrün, aufgeblähten Seidenreithosen und einem weißen Hemd mit unzähligen Rüschen – ein sehr großer junger Mann mit schlanker Taille, mit einem Wust kupferfarbener Locken, die hübsch in seine Stirn fielen. Ohne seinen widerspenstigen rötlichbraunen Bart wirkte er irgendwie älter, und auf jeden Fall sah er besser aus. Sein unverschämtes Pferdegrinsen war voll und ganz impisch.
    »Guten Morgen, Master Skarash.«
     
    »Ein herrlicher Morgen! Wunderbares Wetter draußen, wundervolle Damen drinnen. Die Götter sind großzügig.« Er verbeugte sich erneut.
    Skarash reichte in Schliff und Finesse nicht an die Gepflogenheiten von Kinvale heran, aber er kam ihnen sicher viel näher als alle anderen Djinns, die Inos kennengelernt hatte. Er schwatzte daher wie ein Imp.
    »Wie lauten Eure Pläne für diesen herrlichen Tag? Großvater dachte, Ihr möchtet vielleicht den Geschäftsbezirk besuchen – hier gibt es keinen echten Basar. Oder einfach nur eine Besichtigungstour machen? Ullacarn ist berühmt für seine Blumen.« Seine granatroten Augen zwinkerten Inos zu.
    Kade und Inos warfen sich noch mehr überraschte Blicke zu.
    »Ich würde sehr gerne die Geschäfte sehen«, rief Kade sehnsüchtig. »Mistress Nimosha erwähnte das Haus eines Couturiers in eben dieser Straße, glaube ich?«
    Skarash lachte laut. »Das hat sie auch gegenüber Großvater erwähnt, und er hat ihr die Ohren abgebissen! Er sagte, wegen Kleidung und Schmuck solle ich Euch zum Ambly Square führen, wo die reichen Damen einkaufen.« Er brachte einen Waschlederbeutel zum Vorschein und wedelte vielsagend damit herum. »Ich habe noch nie erlebt, daß er so erpicht darauf war, Geld auszugeben, aber er hat gedroht, ich müsse jede einzelne Münze aufessen, die ich zurückbringe. Ihr werdet mir also helfen müssen und dafür sorgen, daß alles ausgegeben wird.«
    Inos spürte, wie kalter Argwohn ihren Hals hinaufkroch. Was hatte der Magier jetzt vor? »Seine Gastfreundschaft macht seinem Haus alle Ehre. Sind an diese Großzügigkeit zufällig Bedingungen geknüpft?«
    Skarashs unverschämtes Lächeln verschwand weder, noch wurde es durch ein Wimpernzucken getrübt. »Er sagte, er würde gerne mit Euch sprechen, bevor wir losgehen. Vielleicht wollt Ihr ihm diese Frage persönlich stellen?« Sie hingen also an Fäden. An höchstwahrscheinlich unzerreißbaren Fäden. Würde Inos sich gebunden fühlen, wenn sie ein Versprechen abgab? Ein Versprechen, das unter Druck gegeben wurde, war vielleicht nicht so bindend wie ein freiwilliges, aber womöglich hätte sie nur die Wahl, in einer Zelle zu bleiben… und dieser Gedanke erinnerte sie an Azak.
    »Ist der Erste Löwentöter immer noch in den Kerkern?«
     
    »In einem Kerker. Eigentlich ist es nur ein Keller, aber er ist zu feucht, um dort wertvolle Dinge aufzubewahren.«
     
    »Darf ich ihn besuchen?«
    »Gewiß! Mistress, ich versichere Euch einmal mehr, daß Euer kleinstes Begehr mein größter Wunsch ist.« Skarash öffnete die Tür und hielt sie für sie auf.
    Inos erhob sich. Kade warf einen unentschlossenen Blick auf die prallen Brötchen und die Pfirsichkonfitüre. »Ich mache mir nicht viel aus Kerkern. Ich glaube, ich warte hier auf dich, Liebes.«
    »Soll ich noch Tee bringen lassen?«
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich bin bestimmt mit dem Essen fertig.« Sie setzte sich auf ihren Stuhl und versuchte, ein unschuldiges Gesicht zu machen.
Der Korridor war schmal, gewunden und uneben. Das übrige Gebäude war ähnlich, ein Irrgarten aus niedrigen Decken, abbröckelnden Putzwänden und unebenen Böden – eine Ansammlung von unzähligen Gebäuden, umgebaut, verbunden und

Weitere Kostenlose Bücher