Dave Duncan
neu angeordnet. »Nach links, Inos«, sagte Skarash leise.
Inos blieb stehen und sah ihm in die Augen. »Ihr wißt, wer ich bin? Warum bin ich hier?«
Er grinste höhnisch und trat näher an sie heran, um einer Frau mit einer Ladung Wäsche auszuweichen. Er blieb so nahe stehen und sah in einem Duftschwall nach Rosenwasser mit einem Zwinkern auf Inos hinunter.
»Natürlich! Ich werde Euch Hathark nennen, wenn Ihr es wünscht, aber das ist beinahe ebenso schlecht wie Phattas.« Seine Stimme verlor die djinnische Härte, und seine Gesten wurden die eines Imp. Konnte es sich um Zauberei handeln?
»Ihr habt Euch ganz eigenartig von dem griesgrämigen jungen Mann verändert, den ich in der Wüste gekannt habe.«
»Hier sind wir im Impire. Bist du in Hub…«
“… dann kleide dich wie die Hubbianer?«
»Genau.« Er nahm ihren Arm und hielt ihn fest. »Hier entlang. Und denkt daran, ich bin Kaufmann. Ich versuche immer, es den Leuten recht zu machen, besonders schönen Damen. Ich gebe, was Ihr haben wollt.«
War ein Flirt das, was sie wollte? Skarash schien darauf zuzusteuern. Sicherlich wäre es lustig, mal wieder ein wenig Geplänkel herauszufordern.
»Die Veränderung ist eine Verbesserung, finde ich. Was zieht Ihr vor – Imp oder Djinn?«
Er grinste und legte den Arm um sie. »Mit Euch – Imp.« Wieder mußten sie Platz für Gepäckträger machen, und diesmal richtete er es so ein, daß er Inos in eine Ecke drückte. »Djinns können einem Mädchen nicht allzu oft in den Ausschnitt gucken«, fügte er hinzu, sprach’s und leckte sich die Lippen.
Inos stellte drohend einen Absatz auf seinen Fußrücken. Ihr geliehenes Kleid spannte zugegebenermaßen eng über ihrem Busen, und ihr fiel ein, daß sie vor noch gar nicht so langer Zeit Polster in ihre Kleider hatte stecken wollen.
In diesem Augenblick – und nur in diesem Augenblick – fielen ihr die Pixies ein. Ihr Herz klopfte bis zum Halse. Plötzliche Todesangst. Männer, zu nahe. Hände. Augen.
»Stimmt etwas nicht?« fragte Skarash.
»Nein!« Trockener Mund, feuchte Haut. Sie rang mühsam um regelmäßigen Atem. Flirt war keine Vergewaltigung! Sie durfte diesem Gefühl jetzt nicht nachgeben, oder es würde sie bis ans Ende ihrer Tage verfolgen. Konnte sie sich erinnern, wie man auf sich aufmerksam machte? »Überhaupt nicht. Ich nehme an, ich bin einfach vom Anblick eines wohlgeformten männlichen Burschen überwältigt, auf den ich so lange verzichten mußte.«
Er schluckte und war Djinn genug, darüber einen Augenblick nachdenken zu müssen. Inos lief weiter, wobei sie verbissen versuchte, nicht an die Pixies zu denken. »Ich könnte beinahe glauben, daß Eure Veränderung durch Zauberei bewirkt wurde.«
»Zauberei? Ich weiß nichts von Zauberei«, antwortete Skarash ernst. Aber die rosigen Augen schienen ganz leicht ihre Farbe zu verändern und zu sagen: Niemand sonst weiß etwas darüber, und wenn der Magier mich als Euren Führer ausgewählt hat, so um sicherzustellen, daß es kein dummes Gerede über Zauberei gibt.
Elkarath hatte erwähnt, daß Skarash derjenige gewesen war, dem er das Auslegen des ersten magischen Teppichs anvertraut hatte. Er hatte vor der Tür Wache gestanden, als der zweite mit den Passagieren angekommen war. Er war sehr wahrscheinlich der Erwählte, der Erbe, der die Worte der Macht bekommen würde, wenn der Scheich starb.
»Nur ein Witz«, sagte Inos.
Er nickte, als sei er beruhigt, und sie liefen weiter über den Flur, in dem geschäftiges Treiben herrschte, eine weitere gewundene Treppe hinunter – die sechste oder siebte bereits. Der Lärm, der im ganzen Haus zu hören war, wurde lauter. »Wir müssen ohnehin hier durch, und Großvater möchte mit Euch sprechen.« Skarash öffnete eine Tür und geleitete Inos in das größte offene Zimmer, das sie bis dahin in Ullacarn gesehen hatte.
Es handelte sich offensichtlich um den Geschäftsbereich des Hauses des Elkarath, und da die jährliche Karawane erst am Tag zuvor angekommen war, herrschte hier ein wildes Durcheinander. Licht ergoß sich durch drei offene Türen ins Innere, von der jede groß genug war, ein Sechsergespann hindurchzulassen, aber die Luft war derart staubig, daß Inos sofort niesen mußte und ihre Augen zu tränen begannen – also legte Skarash aufmerksam wieder einen Arm um sie und führte sie zwischen hohen Fässern, Bündeln und Kisten hindurch. Der Duft nach Gewürznelken, Zimt und Kümmel war berauschend, aber auch ein Hauch von Kamel und
Weitere Kostenlose Bücher