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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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steer her by.
    Masefield, Sea-Fever 

(Zurück aufs Meer:
    Zurück muß ich, hinab zur See,
    zum verlass’nen und zum Lüften-Meer;
    Ein schlankes Schiff, zum Steuern einen Stern,
    was brauch ich mehr?)

Neun
    Auch jene dienen

1
    Der Regen rann Ulynago den Hals hinunter, und es standen nur noch zwei Stunden Tageslicht zur Verfügung, um Puldarn zu erreichen, darum schlug er heftig mit den Zügeln und bellte sein Team an. Vor ihm lief die alte Straße wie ein Strahl grauen Lichtes durch den schwarzen Wald, direkt auf den freien Platz zwischen der vor ihm liegenden Baumreihe. Hätte er zurück über die Ladung blicken können, die Aussicht nach hinten wäre beinahe identisch gewesen; bei diesem Wetter herrschte so gut wie kein Verkehr. Seit Thin Bridge, gleich hinter Tithro, war er niemandem begegnet.
    Neben ihm rollte Iggo auf der Bank hin und her, er konnte sich kaum noch wach halten. Kein Mensch würde bei einem solchen Regenschauer schlafen können, aber Iggo war schon in guten Zeiten kaum richtig wach.
    In Puldarn gab es warmes Essen, Bier und eine gewisse, gut gepolsterte Kellnerin. Ulynago war ein Mann von einfachem Geschmack.
    Bis vor vier Jahren war er Legionär gewesen. Er hatte keine echten Kämpfe miterlebt, aber während seiner Dienstzeit hatte er einige rebellierende Gnome erwischt. Revoltierende Gnome hatten die Legionen sie genannt – Gnome revoltierten immer. Witz! Doch die Gnome waren gute Verlierer gewesen. Bis zum Ende seiner Zeit hatte er sich bis zum Zenturio hochgekämpft. Dann hatten sich bessere Möglichkeiten ergeben. Er hatte mit viel mehr als seiner offiziellen Vergütung den Dienst quittiert, genug, um Pferd und Wagen zu kaufen und nach Hause zu gehen, nach South Pithmot, wo er aufgewachsen war. Als Helfer hatte er Iggo angeheuert, der groß und dumm war – einmal dumm genug, um sich mit einem betrunkenen Troll anzulegen, und hinterher noch viel dümmer.
    Alles war so, wie die Götter es wollten, abgesehen von diesem verdammten Regen. Ulynago hoffte, daß die Feuchtigkeit nicht seinen Weizen durchnässen würde, guter Weizen aus dem Norden, der ganz von Shimlundok gekommen und für das Brot der feinen Leute bestimmt war. Die feuchte Luft würde dem Weizen nicht guttun, und daher auch ihm nicht. Die Kaufleute würden versuchen, ihn im Preis zu drücken. Ohne Vorwarnung vergaß er den Weizen. Er hatte ein neues Problem – die Pferde gerieten aus dem Tritt und versuchten, nur noch zu gehen. Was zum Teufel? Der Wagen ruckelte. Ulynago kreischte und zog seine Peitsche hervor. Er ließ sie knallen. Keine Wirkung. Irgend etwas hatte ihnen Angst eingejagt, sie kämpften gegen das Gewicht, alle im falschen Tritt. Das Gespann verkantete sich. Eilig zog er die Bremse. Iggo rutschte nach vorne und erwachte unter einem Schwall von Flüchen.
    »Halt’s Maul und hol die Schaufeln!« brüllte Ulynago.
»Was ‘n los?«
    Mit einigen düsteren Ausschmückungen erklärte Ulynago, daß er keine Ahnung hatte. Das Gespann kam rumpelnd zum Stehen. Die Pferde standen dampfend in der Feuchtigkeit, aber sie zitterten. Stille. Was zum Teufel?
    Ulynago schlug erneut mit den Zügeln. Ohren bewegten sich… nichts. Gott des Wahnsinns! Die Pferde starrten in die Bäume, die vor ihnen lagen. Er spürte, wie sich seine Haare aufrichteten. Wer würde eine Ladung Weizen entführen? Natürlich hatte er noch achtzehn Goldkronen in seinem Geldgürtel. Falls die Männer hinter dem Geld her waren, was hatten sie mit seinem Gespann gemacht?
    Er stand auf und warf einen Blick zurück über die Ladung auf die Straße hinter sich – kahler Felsen, glänzend vor Feuchtigkeit, gerade und menschenleer so weit er durch die Regenschleier sehen konnte. Dieser Teil des Weges gefiel ihm nicht. Zu nahe am Drachenland, nur ein Hauch eines Drachen würde sein Gespann bis Puldarn befördern. Keine Drachen.
    Ein Mann trat zwischen den Bäumen hervor und kam auf das Gespann zu.
    Mit einem Schrei versuchte Ulynago die Pferde in Bewegung zu setzen, doch wieder geschah nichts. Unter einer Mischung aus Armeeflüchen und technischen Ausdrücken der Fuhrleute schüttelte er das Wasser von seinem Hut, ergriff sein Schwert und sprang vom Bock. Da sah er, daß der Mann nur ein Elf war. Das dumpfe Gefühl im Magen ließ ein wenig nach – mit Elfen konnte er fertig werden. Nur einer? Iggos Stiefel polterten auf der anderen Seite des Wagens zu Boden.
    Ulynago ging auf den Elf zu. Er war gewiß keine Bedrohung – unbewaffnet, nur ein Kind in lustigem

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