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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß er sich in der Gegenwart okkulter Kräfte befand.
    »Bei diesem Wind wird sie eine gute Zeit schaffen, nicht wahr? Das heißt, falls sie sich über Wasser hält. Der Skipper sagt, Malfin liegt direkt vor dem Wind, aber wir können einem Zickzackkurs folgen. Und falls Ihr eine Wette abschließen wollt, Käpt’n, würde ich sagen, daß wir Malfin auf dieser Reise nicht zu sehen bekommen.«
    Gathmor blickte düster. »Ich wette nicht gegen Euch, niemals. Aber Prakker wird beidrehen, sobald er aus der Bucht von Noom heraus ist.« »Seid Ihr sicher, daß Ihr nicht wetten wollt?« sagte Rap fröhlich. Er sah zu dem Spielmann hinüber, der stirnrunzelnd eine leise Melodie zupfte.
     
    »Ihr wart schon einmal in Ilrane, nicht wahr?«
     
    Jalon zuckte ohne aufzusehen die Achseln. »Andor zumeist. Ich war nur einige Stunden dort.«
     
    »Erzählt mir von den Himmelsbäumen.«
     
    »Andor hat Euch einmal davon erzählt«, sagte Jalon und zupfte leise weiter.
     
    »Aber Ihr verfügt über das Auge des Künstlers und die Zunge des Dichters.«
    Selbst Darad hätte eine solch dick aufgetragene Schmeichelei durchschaut, aber Jalon merkte nichts. Er legte die Laute zur Seite, stützte seinen flachsfarbenen Kopf in beide Hände und starrte die Deckenbalken an. Eine lange Minute blieb er still, dann seufzte er. »Sie sind herrlich, einfach atemberaubend. Wie Artischocken aus Kristall.«
    Gathmor rollte mit den Augen und machte ein verächtliches Geräusch.
    Jalon hatte Rap gegenüber einmal zugegeben, daß er zum Teil ein Elf war, und heute schien die Zeit gekommen, es noch einmal zu erwähnen, doch das tat er nicht. Er hatte vielleicht vergessen, schon einmal darüber gesprochen zu haben, oder er wollte Gathmor nichts davon sagen. »Nein, wirklich. Es sind eigentlich keine Bäume, sondern eine Art mineralisches Gewächs.«
    »Wie groß?«
    »Riesig. Viele sind tausend Meter hoch, einige noch höher, und ihre Spitzen sind schneebedeckt. Valdobyt Prime soll so hoch gewesen sein, daß es ganz oben keine Luft mehr zum Atmen gab. Vor Tausenden von Jahren wurde er von irgendeinem Zauberer zerstört. Ich würde Euch ein oder zwei Balladen darüber vortragen, wenn ich nur diese E-Saite reparieren könnte.«
    »Artischocken?« fragte Rap. »Eine Wegstunde hoch? Kommt schon, nun mal ernsthaft!«
     
    »Hätte sie von Kith aus sehen müssen«, schnaubte Gathmor ebenso ungläubig. Doch Jalon war in Erinnerungen versunken.
    »Oft werden sie von Wolken verdeckt. Es kann Tage dauern, sie zu erklimmen. Deswegen wurde ich gerufen – Andor war erschöpft. Ich glaube, ich wäre nie wieder von dort fortgegangen, wenn seine Gastgeber mich gekannt hätten und nicht ihn; kümmert Euch nicht um diese Geschichte… Jedes Blatt sieht aus wie eine Hand. Stellt Euch Hunderte von Kristallhänden vor, die aus einem gemeinsamen Ast ragen, allerdings kann man von dem Ast selbst nicht viel sehen. In der Handfläche ist normalerweise ein kleiner See, und die Finger gehen in kleine Verästelungen aus Kristall über, verzweigen sich immer weiter und bilden schließlich Blütenblätter wie ein Nebel aus bemaltem Glas und Schmetterlingsflügel in der Ferne. Den ganzen Tag scheint die Sonne in allen Farben, die Ihr Euch vorstellen könnt, hindurch, und auch in Farben, die Ihr Euch nicht vorstellen könnt, und die Wolken schweben wie Perlmuttfeuer vorbei.«
    »Wo leben die Menschen?« fragte Gathmor, wie immer praktisch veranlagt.
    »Sie bauen Häuser um die Seen herum oder höher auf den Hängen, zwischen den Bäumen. Es sind echte Bäume und echtes Gras, und natürlich Blumen. Elfen ohne Blumen in der Nähe gibt es nicht! Kleine Felder. Jedes Blatt ist ein Dorf. Man geht über lange Leitern von einem zum anderen, oder durch Tunnel, die sich durch den Stein winden. Die Himmelsbäume sind das Schönste, was es auf der Welt gibt«, schloß Jalon ungewohnt fest. »Kein Wunder, daß Elfen die Schönheit so sehr lieben.«
    Gathmor rieb sich die Augen. »Ich glaube, ich werde mir ein wenig Schlaf gönnen.«
    Rap verbarg ein Lächeln. »Gute Idee. Seht Ihr vielleicht eine Möglichkeit, mir einen Umhang und einen Hut zu leihen, Käpt’n?« Er würde einige Zeit an Deck verbringen müssen, um den Skipper auf Kurs zu halten. Er glaubte bereits zu spüren, wie der Wind auf den neuen Kurs des Schiffes reagierte.
    Wenn alles andere fehlschlug, würde er dem Kapitän einfach erklären müssen, daß der Hexenmeister des Südens wollte, daß er, Rap, so bald wie möglich an

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