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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Antwort.
»Was soll das Geschrei?« fragte eine neue Stimme.
    Shandie zuckte zusammen und, bevor er sich versah, schaute er sich um.
    Großvater war wach! Er hing zusammengesunken in seinem Stuhl, aber er war wach. Sein rechtes Auge war geöffnet, das linke wie immer halb geschlossen, und wie immer sabberte er, doch offensichtlich hatte er einen seiner guten Momente, und Shandie war froh, froh, froh! Das kam jetzt so selten vor! Es war, als sei der alte Mann fortgegangen, wie Tante Oro, und Shandie fühlte sich ganz wohlig, ihn zurückkommen zu sehen, obwohl es nur einige Minuten dauern würde.
    Und Großvater hatte Shandie bemerkt! Er lächelte zu ihm hinab. »Deine Toga ist loosse, Ssoldat«, lispelte er leise. Doch er lächelte und war überhaupt nicht wütend! Und Shandie mußte sich bewegen, um einem imperialen Befehl zu gehorchen, ob Ythbane das gefiel oder nicht. Eilig raffte er mit seiner rechten Hand die hinabgesunkenen Stoffbahnen zusammen und schlang sie wieder um seinen linken Arm, und er hob dieses nutzlose Glied zurück an seinen Platz und hielt es hoch. Der Faltenwurf sah fürchterlich unordentlich aus, doch vorerst würde es reichen müssen. Er lächelte kurz dankbar zu Großvater hinauf, dann wandte er sich um und starrte wieder hinüber zum Weißen Thron, unbeweglich wie ein Pfeiler. Schade, daß er keine Entschuldigung hatte, auch seine Füße ein wenig zu bewegen.
    Ythbane hatte sich von seiner Überraschung erholt. Er verbeugte sich in Richtung Thron. »Eine Diskussion über die Angelegenheit Krasnegar, Eure Majestät.«
    »Dachte, das sei erledigt?« Großvaters Stimme klang sehr nuschelig und leise, doch die Worte machten die Höflinge offensichtlich sprachlos. Ganz eindeutig verstand Großvater mehr, als sie alle geglaubt hatten.
    »Botschafter Krushjors Auslegung des Konkordats…«
»Memorandum!« brüllte der Botschafter.
    »Wassili er?« murmelte der Imperator. Ythbane machte ein finsteres Gesicht. »Er verlangt sicheres Geleit für Than Kalkor, damit er hier in Hub persönlich über eine Angelegenheit…«
    “…er hat den höchsten Anspruch auf den Thron von Krasn…«, bellte Krushjor den Konsul nieder.
    “…brennen und plündern…«
“…Than von Gark, und ein ehrenwerter…«
“…wagt es gar, hier aufzutauchen…«
    Da… plötzliche Stille, alle starrten hinauf zum Thron über Shandies linke Schulter hinweg. Wenn es nicht Zauberei war, so hatte Großvater sich bewegt.
    »Kalkor?« flüsterte die müde Stimme.
    »Ja, Sire! Derselbe mordende Krieger, der seit Monaten im gesamten Sommermeer tötet und plündert. Das Südkommando der Marine ist wegen dieser Sache vollständig neu gebildet worden, wie Eure Majestät sicher erinnern, doch es war zu spät, diesen Kalkor auf seinem Weg nach Westen durch den DyreKanal aufzuhalten. Er hat in der Bucht von Krul drei Städte geplündert und ist jetzt offenbar in oder nahe bei Uthle. Er hat die Unverfrorenheit vorzuschlagen, daß er mit seinem berüchtigten Orca-Langschiff den Ambly hinaufsegelt – den ganzen Weg bis nach Cenmere!«
    Minister und Staatssekretäre schüttelten ungläubig die Köpfe. Senatoren knurrten empört. Shandie hatte sich gerade erst gestern über die Geographie ins Bild gesetzt: das Nogiden-Archipel, die gräßlichen Anthropophagen (q. v.), die Mosweeps und Trolle…
    »Schlimmer noch!« fügte Ythbane lautstark hinzu. »Er, ein berüchtigter Pirat, verlangt, als souveräner Regent von Gark anerkannt zu werden, als handele es sich dabei um einen unabhängigen Staat, so daß er direkt mit Eurer imperialen Majestät über Krasnegar verhandeln kann. Des weiteren verlangt er sicheres Geleit für –«
    »Gewährt!«
     
    Ythbane verstummte abrupt, starrte den Imperator an und fragte ungläubig »Sire?«
     
    »Wenn er ssich hier gut benimmt, kann er andersswo nich plündern.«
    Es folgte ein langes, erschüttertes Schweigen, schließlich verbeugte sich der Konsul. »Wie Eure Majestät befehlen.« Die Senatoren sahen sich wütend um.
    »Wenn er losssegelt, gebt der Marine Bescheid«, sagte Großvater erschöpft.
    Zwischen Ministern und Staatssekretären und Herolden flog ein Lächeln hin und her. Wellen der Heiterkeit rollten durch die Ränge der Senatoren. Die Jotnar warfen mit finsteren Blicken um sich. Ythbane legte sogar ganz kurz ein Lächeln in seine Züge – ein Lächeln, das ganz anders war als alle anderen.
    Shandie hörte so etwas wie ein Stöhnen von Großvater, und am liebsten hätte er sich umgesehen, doch

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