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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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er wagte es nicht, und außerdem hatte er plötzlich ein schreckliches Gefühl im Magen. Und in seinem Kopf klingelte es ganz komisch.
    »Sicheres Geleit für Than Kalkor, und wie viele Männer, Botschafter?« fragte der Konsul mit eisiger Höflichkeit.
     
    »Fünfundvierzig Jotnar und ein Kobold.«
     
    Ythbane hatte sich schon umgedreht, um seine Befehle zu erteilen, doch bei diesen Worten wirbelte er zu Krushjor herum. »Ein Kobold?«
    Großvater schnarchte wieder. Die Sonne verschwand allmählich. »Ein Kobold«, sagte der Botschafter, »männlich, offenbar.« »Was macht er mit einem Kobold?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er ihn irgendwo erbeutet? Fragt ihn selbst
– ich tue es nicht! Doch in seinem Brief beharrte er darauf, einen Kobold mit nach Hub zu bringen.«
    Plötzlich schwoll das Klingeln in Shandies Ohren zu einem Brüllen an. Die Stufe unter ihm schwankte. Er taumelte und hörte sich selbst aufschreien.
    Als er vorwärts stürzte, sah er als letztes, wie Ythbanes dunkle Augen ihn beobachteten.

2
    Ganz weit im Osten wurde es in Arakkaran langsam Abend. Doch immer noch sprenkelten weiße Segel das Blau der Bucht. Palmen tanzten im warmen und salzigen Wind – Wind, der den Geruch von Dung und Kot in die Fenster wehte und den Duft von Moschus, Gewürzen und Gardenien durch die schmutzigen Gassen trieb. Den ganzen Tag hatte sich, wie jeden Tag, der Reichtum des Landes per Schiff und Kamel, per Maultier und Wagen, in die glänzende Stadt ergossen.
    Jotunnseeleute hatten sich am Hafen abgeplackt, während eine bunte Völkermischung ihren Geschäften nachgegangen war: impische Händler, zwergische Handwerker, elfische Künstler, Mermaid-Kurtisanen, gnomische Wäscher; doch von diesen Außenseitern gab es nicht sehr viele unter den vielen Eingeborenen. Groß und mit rötlicher Haut, meist eingehüllt in fließende Roben, hatten die Djinns wie stets in ihrem harten zarkianischen Dialekt gestritten und geklatscht; sie hatten gefeilscht und sich ereifert, gelacht und geliebt wie alle anderen Menschen. Und wenn sie auch ein wenig mehr gelogen und betrogen hatten als andere – nun, jemand, der die Regeln nicht kannte, war hier fremd, warum sich also Sorgen machen?
    Über der Stadt stand der Palast des Sultans, ein Ort von legendärer Schönheit und einem Ruf, der das Blut in den Adern gefrieren ließ; und dort, auf einem schattigen Balkon, wurde Prinzessin Kadolan von Krasnegar langsam verrückt.
    Mittlerweile waren beinahe zwei Tage vergangen, seit ihre Nichte den Sultan geheiratet hatte, und Kadolan hatte seitdem nichts von ihr gehört. Inosolan hätte genausogut vom Erdboden verschluckt verschwunden sein können. Natürlich konnte ein frisch verheiratetes Paar erwarten, daß seine Intimsphäre gewahrt wurde, doch dieses völlige Schweigen war unheilvoll und beunruhigend. Inosolan würde ihre Tante niemals freiwillig so behandeln.
    Kadolan war, wenn auch nicht offiziell, eine Gefangene, ihre Fragen wurden nicht beantwortet, die Türen waren verschlossen und wurden bewacht. Wortkarge Fremde gingen ihr zur Hand. Sie hätte niemals behauptet, in Arakkaran Freunde zu haben, doch mittlerweile hatte sie unter den Damen des Hofes viele Bekannte; Menschen, die sie mit Namen ansprechen konnte, mit denen sie Tee trinken und plaudern und ein oder zwei Stunden vertändeln konnte. Sie hatte nach vielen von ihnen schikken lassen, doch ohne Erfolg.
    Ganz besonders hatte sie nach Mistress Zana verlangt. Kadolan hatte den Verdacht, daß Zana ihr am ehesten ein mitleidiges Ohr leihen würde, doch selbst Zana hatte ihre Nachrichten nicht beantwortet.
    Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Von Rechts wegen hätten alle im Palast frohlocken müssen. Es gab nicht nur eine königliche Hochzeit und eine neue Sultana Inosolan zu feiern, sondern auch den Tod von Rasha. Arakkaran war von der Zauberin befreit, die das Land mehr als ein Jahr lang regiert hatte. Das sollte ein Grund für Fröhlichkeit sein, doch statt dessen erfüllte ein Hauch von Angst die Luft, durchdrang langsam den Marmor und die Kacheln, um schließlich das zornige Starren der Sonne zu verdunkeln.
    Das alles mußte Einbildung sein, sagte sich Kadolan immer wieder, während sie auf und ab lief, doch eine beharrliche innere Stimme flüsterte ihr zu, daß sie sich schließlich noch nie zuvor solchen morbiden Launen hingegeben hatte. Daß sie beinahe siebzig Jahre alt war, wußte kaum jemand außerhalb von Krasnegar und auch in Krasnegar nur wenige. Nach so

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