Dave Duncan
Okkulte geglaubt – noch nicht einmal, als sie den Tod von Inosolans Mutter gespürt hatte und eilends nach Krasnegar zurückgekommen war, mit dem letzten Schiff aus Kinvale, drei Tage vor Einbruch des Winters. Rückblikkend war es eine wundersame Vorahnung gewesen, und dennoch hatte sie sich geweigert, es zu glauben. Niemals hatte sie irgend jemandem davon erzählt. Holindarn hatte geglaubt, ihre Rückkehr sei einfach ein glücklicher Zufall. Inosolan war noch zu jung gewesen, um sich überhaupt darüber zu wundern.
Auf dem Balkon war es in der westwärts wandernden Sonne unerträglich heiß geworden. Ganz schwindelig vor Erschöpfung durch das viele Hin– und Herlaufen wankte Kadolan ins Zimmer und sank auf einen gepolsterten Stuhl.
Nach den Maßstäben des Palastes war ihr neues Quartier beinahe eine Beleidigung – alt und schäbig, überfüllt mit häßlichen Möbeln im Stil der XIV Dynastie, die anscheinend in einem längst vergessenen Krieg erbeutet worden waren. Es kam ihr beinahe so vor, als habe man sie in einem Abstellraum eingesperrt, bis man sich klar wurde, was mit ihr geschehen solle.
Warum, o warum nur antwortete Inosolan nicht auf ihre Botschaften? Hatten sie sie überhaupt erreicht?
3
Weiter unten am Berg, in der Mitte der Stadt, lagen die Schatten des Abends kühl und blau über dem Juwelengarten von Scheich Elkarath, und die Luft duftete schwer nach Jasmin und Mimose. Die ersten Sterne funkelten, Brunnen plätscherten.
Master Skarash war jetzt ganz eindeutig beschwipst. Er griff nach der Weinflasche und, sah, daß sie leer war. Daraufhin schmetterte er sie in den Hibiskus. Wieviel machte das jetzt? Was machte das schon? Was bedeutete der Preis einiger Weinflaschen gegen den Profit, der mit einer wichtigen Geschäftspartnerschaft einhergehen würde? Gelegenheiten wie diese gab es nur selten im Leben eines Kaufmannes, und Großvater würde unheimlich stolz auf ihn sein. Die Einzelheiten waren natürlich noch ein wenig unklar und außerordentlich komplex, man würde sie am nächsten Morgen noch einmal genau durcharbeiten müssen, wenn beide Parteien ein wenig munterer waren, doch es bestand kein Zweifel daran, daß aus dieser Abendbelustigung in Zukunft Berge von Reichtum für das Haus des Elkarath erwachsen würden. Das wäre der erste Coup einer sehr langen und erfolgreichen Karriere.
Skarash brüllte laut einer seiner Cousinen zu, sie möge mehr Wein bringen.
»Habt Ihr gesagt, exklusive Lizenz, Sir?«
»Unbedingt«, antwortete der Besucher. »Der imperiale Hof zieht es vor, jede Ware von einem einzigen Handelspartner zu beziehen – oder auch mehrere Waren. Das erspart überflüssige Buchhaltung, versteht Ihr.«
Skarash nickte weise, bekam einen Schluckauf und rief erneut nach Wein. Wie klug von Großvater, ihn, Skarash, bis zu seiner Rückkehr mit den Geschäften zu betrauen! »Wie viele Wa-haren erwartet Ihr so?«
»Viele! Doch genug des ermüdenden Geschäfts. Laßt uns über angenehmere Dinge sprechen. Ich höre, Ihr seid erst vor kurzem aus Ullacarn zurückgekehrt?«
»Dassis absoholut korrekt. Woher wißt Ihr das?« »Mit demselben Schiff wie der Sultan?«
Skarash nickte, als ein verhülltes Mädchen – eine Cousine oder vielleicht eine seiner Schwestern – mit Nachschub aus dem Haus gehuscht kam.
»Aus Ullacarn ?« hakte der Fremde lächelnd nach. Für einen Imp sah er außergewöhnlich gut aus. Sehr kultiviert und sympathisch. Und er verfügte über den glatten Akzent eines Mitglieds der Oberklasse aus Hub. Skarash hatte diesen runden Vokalen sorgfältig gelauscht… allerdings nicht in den letzten Minuten.
»Jäh«, hörte er sich selbst erklären, »ich bin direkt gereist. Mit dem Kamel. Nicht, daß wir Händler die direkte Route nehmen, verschteht Ihr… verschteht… weil wir wandern. Richtig?«
»Natürlich«, stimmte der Fremde unter neuerlichem gewinnendem Lächeln zu. »Und der Sultan?«
»Der Sultan und Großvater haben einen kleinen Umweg gemacht.« »Umweg?«
»Durch Thume!«
»Nein! Das Verwunschene Land? Jetzt seht Ihr mich wirklich verblüfft!«
Ein wenig später fand Skarash Zeit, sich zu fragen, ob es klug gewesen war zu erwähnen, daß Großvater ein Magier war, und inzwischen gar ein Jünger des Hexenmeisters Olybino, doch der Imp goß sich noch mehr Wein ein und regte den einen oder anderen Toast an, und das Gespräch ging ohne bemerkenswerte Unterbrechung weiter.
Das Gespräch plätscherte dahin, Insekten summten.
»Doch wie um
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