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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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unwiderstehlich, doch langsam nutzte er sich ab. Jalon war ein Jotunn, und tief innen ein richtiger Mann, trotz seines armseligen Äußeren.
    Andor setzte zum Sprechen an, stöhnte kurz auf und verschwand.
    An seiner Stelle erschien Sagorn, sein Gesicht war bleich und das silberne Haar schimmerte hell im Licht der Laterne. Er seufzte beifällig. »Gut gemacht, Seemann.«
    »Was hat er erfahren?«
    »Ah!« Einen Augenblick lang stand der alte Mann schweigend da und dachte nach, oder vielleicht wühlte er auch nur in Andors Erinnerungen. »Den Berg hinauf«, sagte er und machte sich davon in die Dunkelheit. Gathmor rückte das Bündel auf seinem Rücken zurecht und trat an Sagorns Seite, und die Schatten tanzten davon, sobald sie sich näherten, um gleich darauf hinter ihnen wieder hervorzukommen.
    »Was hat Andor herausgefunden?«
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal einem Gnom dankbar sein müßte«, bemerkte Sagorn. »Doch der Drachenwärter Ishist stellt alle Ärzte in den Schatten, von denen ich bislang gehört habe. Er muß ebenso gut sein wie…«
    »Ihr werdet schon bald wieder ärztliche Hilfe benötigen.«
    Der Gelehrte lachte leise und verlangsamte seinen Schritt. Er war bereits ins Schnaufen gekommen. »Wir könnten Ishist jetzt gut gebrauchen, nicht wahr? Wenn das, was wir über Wundbrand gehört haben, wahr ist, hat der Faun nicht mehr lange zu leben. Seine Heilungskräfte versagen offenbar.«
    Gathmor erschauerte. Noch vor Mittag war Thinal erneut über die Mauern des Palastes gestiegen, so daß Andor noch einige Wachen befragen konnte. Das Problem war, daß er anschließend Darad gerufen hatte, um sicherzustellen, daß die Wachen nicht redeten, und verständlicherweise waren die anderen ziemlich alarmiert über diese plötzliche Epidemie von Blutarmut in ihrer Berufsgruppe.
    »Und Darad hat Prinzessin Kadolan auf einem Balkon gesehen«, fuhr Sagorn fort. »Das ist wichtig, obwohl es den anderen nicht klar war.« Die Gasse mündete in einen winzigen Platz, und Gathmor sah sich nervös um. »Letzte Warnung – spielt keine Spielchen mit mir, Sagorn.«
    Der alte Mann schnaubte verächtlich. Inzwischen atmete er keuchend, doch hielt er offensichtlich auf den Palast zu. Wie lange würde ihr Glück noch anhalten?
    »Gibt es eine Lösung?« verlangte Gathmor zu wissen.
»Gewiß.«
»Tatsächlich?«
    »Gewiß. Ich weiß es, seit Jalon mich gestern gerufen hat. Ich wollte Euch nur nicht zuviel Hoffnung machen.«
    Gathmor versprach sich selbst, daß er sich an diesem mageren, alten Bücherwurm rächen würde – irgendwann, irgendwie. »Dann macht sie mir jetzt.«
    »Noch mehr Magie! Rap ist lediglich ein Geweihter. Seine Kräfte haben ihn bislang trotz seiner Verletzungen am Leben erhalten, doch da er nicht mehr sprechen kann, um seine Wachen…«
    »Ich bin nur ein unwissender Seemann!« brüllte Gathmor. »Aber ich bin nicht dumm. Das weiß ich alles.« Der alte Windbeutel benutzte stets allzu viele Worte, doch offenbar holte er diese Geschichte absichtlich zum Vorschein.
    »Wollt Ihr, daß alle Welt uns hört? Sprecht leise! Also, wollt Ihr es hören oder nicht?«
     
    »Wie lautet die Antwort?«
    Die beiden Jotnar traten auf eine breite Straße, die noch besser vom Mond erhellt wurde. In diesen frühen Morgenstunden waren keine Wagen unterwegs, doch eine Gruppe von Männern ging auf der anderen Straßenseite mit Laternen vorbei und warf ihnen argwöhnische Blicke zu; sie geleiteten einen fetten Kaufmann, der wie ein Eidotter zwischen ihnen watschelte.
    Sagorn tat sich schwer und atmete jetzt heftiger. »Mehr Macht! Wenn wir noch ein Wort in Erfahrung bringen können, dann bin ich auch ein Geweihter, ebenso Andor oder Thinal oder Jalon oder sogar Darad. Ich gebe zu, daß der Gedanke, Darad könnte ein Geweihter sein…« Er spürte Gathmors Wut und brach ab. »Das ist die Antwort! Noch ein Wort der Macht.«
    Welch ein Wahnsinn war das? »Und wo genau meint Ihr finden wir jetzt noch eines, nachdem Ihr hundert Jahre lang versagt habt?«
    Sagorn lachte trocken. »Ich weiß genau wo.«
»Wo?«
»Das Mädchen hat eins.«
»Raps Prinzessin? Wirklich? Meint Ihr das im Ernst?«
    »Voll und ganz! Eines von Inissos Worten ist in ihrer Familie weitergegeben worden. Ihr Vater hat es ihr auf seinem Totenbett genannt. Vielleicht war das der Grund, warum die Zauberin sie entführt hat. Aber ich konnte nicht ganz sicher sein… Sie hat offenbar nicht besonders viel Glück gehabt, und normalerweise bringt schon ein

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