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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem Fechter zu machen, wie Ihr es wünscht. Oder zum Künstler oder Jongleur. Normalerweise beginnen echte okkulte Kräfte erst mit dem zweiten Wort. Versteht Ihr?«
    »Eigentlich nicht, Sir. Meint Ihr so etwas wie einen Bann, ein Zauberwort? Ich habe kein Zauberwort gesprochen, um die Pferde zu rufen oder den Damm zu finden.«
    Der alte Mann schüttelte ungeduldig seinen Kopf. »Nein, nein! Ihr sagt diese Worte nicht. Ihr müßt sie nur wissen. Sie werden von Generation zu Generation weitergereicht als kostbarstes Gut, das eine Familie besitzen kann. Sie werden normalerweise nur am Sterbebett verraten.« Sein Blick wanderte zurück zum König.
Der König biß erneut seine Zähne zusammen. »Ihr versteht also, warum wir glauben, daß Ihr eines der Worte der Macht kennt, Rap?«
    »Der Spielmann, Sire! Er fragte mich danach!«
    Dem König gelang ein verzerrtes Lächeln. »Jeder Mann, der so gut singen kann wie Jalon, wird automatisch verdächtigt, ein Wort zu kennen. Jedes hervorragende Talent wie… jedes Genie…« Er brach ab, holte tief Luft und knurrte Sagorn an: »Erzählt ihm von den Gefahren.«
    Sagorn wandte seinen Blick nicht vom König ab, sprach aber weiter zu Rap. »Die Worte widersetzen sich der Sprache – man kann sie schwer aussprechen. Ihr erinnert Euch wirklich nicht daran, wie Eure Mutter Euch ihr Wort gesagt hat?«
    »Nein, Sir.«
    »Eures ist unzweifelhaft stärker als die meisten«, brummelte der alte Mann, aber seine Aufmerksamkeit war weiter auf den König gerichtet. »Vielleicht läßt es Euch vergessen, daß Ihr es kennt, obwohl ich das noch nie gehört habe…«
    Der König gab ein Stöhnen von sich und krümmte sich plötzlich zusammen. Seine Hand lag auf seiner Seite, und der Schweiß lief über sein aschfahles Gesicht.
    »Noch etwas von dem Stärkungsmittel, Majestät?«
    Holindarn nickte wortlos. Der alte Mann drehte sich um und ging zu einem Ecktisch. Er kam mit einem Glas zurück und einer großen Viole, die mit einer rauchig-grünen Flüssigkeit gefüllt war. Rap erhob sich von seinem Stuhl und fühlte sich fehl am Platze. Sagorn fing seinen Blick auf und nickte.
    Rap verbeugte sich und zog sich zur Tür zurück.
     
    Er war draußen, bevor ihm klar wurde, daß niemand über die Gefahren gesprochen hatte.

2
    Am nächsten Morgen traf Rap Foronod mit einigen anderen Männern in der Sonne am Kiesstrand. Der Schnee war beinahe geschmolzen. Er wartete geduldig ein paar Meter entfernt, bis alle ihre Aufgaben erhalten hatten, dann trat er selbst vor. Er grüßte nur mit einem Kopfnicken. Obwohl der Verwalter so aussah, als habe er seit der Nacht des Schneesturms nicht geschlafen, sagte er nichts zu der ganzen Angelegenheit und rieb sich lediglich die Augen und hörte schweigend zu, als Rap ihm den Befehl des Königs erklärte.
    Dann nickte der Mann mit der silbernen Mähne. »Kannst du lesen?« »Nein, Sir. Aber ich soll es lernen.«
»Das muß allerdings warten. Bist du bereit, mir gleich zu helfen?« »Ja, Sir.«
    »Mir wurde berichtet, daß ein Wal bei Tanglestone Point gestrandet ist. Ich muß wissen, ob er frisch genug ist, um ihn auszuweiden. Nimm ein gutes Pferd.«
    Nach Tanglestone war es ein langer Ritt. Rap nahm Firedragon und kehrte am Abend ausgelaugt und zufrieden zurück, denn er hatte erledigt, was ihm aufgetragen worden war. Und selbst Firedragon hätte, wenn er über die Gabe der Sprache verfügt hätte, erfreut über den Ausritt berichtet. Es war Jahre her, daß ein anderer Mann versucht hatte, den Hengst zu reiten. Niemandem sonst gelang es, sich längere Zeit auf ihm zu halten, aber darum kümmerte sich Rap nicht.

    Drei Wochen später erkämpften sich Rap und Foronod ihren Weg durch einen Schneesturm und folgten der letzten Karawane über den Damm. Der Große war endlich gekommen, und Krasnegar würde nun den ganzen Winter lang unerreichbar sein… oder, wie es die Bewohner ausdrückten, die Welt wurde von ihnen abgeschnitten.
    Die beiden ritten in ermüdender Stille durch die Stadt. Foronod machte am Fuße einer langen Treppenflucht Halt. Steif glitt er vom Sattel und übergab Rap seine Zügel. »Bis morgen dann«, sagte er und ging zu Fuß weiter – zu seiner Familie und einem warmen Bett, zu einer langen Ruhepause, die niemand mehr verdient hatte, und möglicherweise sogar zu einem heißen Bad.
    Rap führte die Pferde zu den Ställen des Schlosses und fragte sich, wohin er anschließend gehen sollte. Die Ställe selbst, dunkel und warm und mit starken Gerüchen

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