Dave Duncan
Medizin.
«Warum gehst du so komisch«. Thorog starrte ihn an.
»Weil ich mir auf deinem Bett in die Hosen gemacht habe«, sagte Shandie und war verschwunden, bevor sein Cousin feststellen konnte, daß das nicht stimmte.
3
Siebenhundert Wegstunden westlich von Hub, an Deck feiner imperialen Galeere, zitterte Botschafter Krushjor an einem kalten und klammen Morgen in seinem Fellgewand. Nebel hing wie ein weißes Geheimnis über dem Meer, und die See darunter war dunkel und drohend und aufgewühlt. In einem Beutel, der an seinem Gürtel hing, befanden sich höchst eindrucksvolle Dokumente, Pergamentrollen mit schweren Wachssiegeln – ein Edikt, das sicheres Geleit zu dem treuen und teuren Cousin des Imperators zusicherte sowie ein Sendschreiben, das den Than von Gark in der Stadt der Götter willkommen hieß. Betagte Schreiber, an Scheinheiligkeiten gut gewöhnt, hatten Verwünschungen gemurmelt, als sie die Worte niederschrieben.
Wenn einem Jotunn kühl wurde, gefroren Imps zu Eis. Ruderer, Bogenschützen, Legionäre, Beamte…. ihre Zähne klapperten wie Kastagnetten, und ihre schwärzliche Haut schimmerte im Zwielicht fahlblau. Feuchtigkeit glänzte auf ihrer Rüstung wie auf Planken, Takelage und Schwertern.
Für beide Seiten waren von Anfang an die Möglichkeiten des Betruges offensichtlich gewesen. Than Kalkor hatte viele mögliche Tage und Orte genannt, an denen er erscheinen und die Antwort des Imperators auf seine arrogante Bitte erfahren wollte. Dies war einer der Orte und einer der Tage, aber nicht der erste, denn die Räder der Bürokratie hatten sich mit der Langsamkeit eines Gletschers vorwärts bewegt, und selbst die Entscheidung des Botschafters, die Antwort persönlich zu überbringen, hatte nichts an einer Verspätung durch schlechtes Wetter ändern können.
Krushjor warf einen Blick gen Himmel, befaßte sich einen Augenblick lang mit Zeit und Tide, und beschloß, noch eine weitere halbe Stunde in der Nähe zu bleiben in der Hoffnung, daß einige der Imps Opfer einer Lungenentzündung würden. Schließlich wußte er sicher, was sie nur vermuteten – daß die Dokumente in seinem Beutel wertlose Fälschungen waren. Der Geleitbrief war sorgfältig formuliert worden, und trat nur in Kraft, wenn das Papier auch übergeben wurde, und es bestand keinerlei Aussicht, daß sein teurer Neffe Kalkor in eine derart offensichtliche Falle tappen würde.
Ganz weit im Süden, in noch dickerem Nebel, flackerte und qualmte ein Lagerfeuer auf einer Landzunge felsiger Küste. Einen Bogenschuß weit ins Meer hinein bildete ein zerklüfteter Fels einen bemerkenswerten Orientierungspunkt, doch zur Zeit war er unsichtbar. Seevögel flatterten wie Spielzeugboote gerade noch in Sichtweite. Die Felsen und das Gras waren so feucht wie das Meer, die Luft schwer vom Duft nach Seetang und dem ruhelosen Ozean.
Ein alternder Jotunn mit Namen Virgorek, der zitterte, mit den Stiefeln stampfte und sich um das Feuer kümmerte, verfluchte die Nachtwache und die Götter, die ihm dieses Los auferlegt hatten. Er war in Nordland geboren, hatte blaue Augen und blonde Haare wie alle Jotnar, doch er war mit einer äußerst untypischen Vorliebe für Sicherheit geschlagen. Vor langer Zeit, als er vierzehn gewesen war, hatte er einen Mann getötet, der seine Schwester vergewaltigt hatte. Und natürlich hatte er auch seine Schwester getötet, weil sie nachgegeben hatte. Der Zwischenfall hätte seiner Karriere beträchtlich weiterhelfen können, wenn die Familie des Mannes nicht mehr kämpfende Männer gehabt hätte als seine eigene. Als Virgorek merkte, daß sein Leben weniger wert war als das Ei eines Kormorans, war er aus seinem Heimatland geflohen und hatte sein Glück im Impire gesucht. Schon bald fand er sich in der Hauptstadt wieder, wo er zum Personal der ständigen Nordland-Vertretung gehörte.
Die Bezahlung war ausgezeichnet, denn nur wenige seiner Landsleute konnten Arbeit in geschlossenen Räumen aushalten, ohne den Geruch nach Salzwasser in der Nase verschmachteten sie. Er hatte ausgerechnet, daß er nach einigen Jahren dieser stumpfsinnigen Schinderei genug verdient haben würde, um sich ein eigenes Boot zu kaufen und aufs Meer zurückkehren zu können, damit er bis zum Ende seiner Tage mit ehrbarem Fischfang, Raufereien und Schmuggelei leben konnte. Dabei hatte er übersehen, daß es schier unmöglich war, in einer impischen Stadt sein Geld zu behalten, wenn man kein Imp war.
Nach fünf Jahren dieser degradierend ehrlichen
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