Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
auf der Großen Südstraße als passenden Treffpunkt vorgeschlagen. Daß die Straße weit aus der Stadt führte, wußte sie, hatte jedoch keine Ahnung, wo sie innerhalb der Stadt verlief. Sie hatte jedoch nicht erwartet, wie groß eine Zwischenstation sein konnte.
    Der Brief war von dem nächsten Kurier mitgenommen worden, und eine Botschaft an einen Senator würde sicherlich bevorzugt behandelt. Azak hatte danach eine ruhigere Gangart vorgelegt – vielleicht, um weniger aufzufallen, oder damit der Brief ankommen und entsprechende Reaktionen bewirken konnte. In jener Nacht hatte der Wirt Soldaten herbeigeholt, damit sie seine verdächtigen Gäste untersuchten, aber der elfische Paß hatte wieder gute Dienste geleistet. Inos rechnete stets damit, daß es schiefging.
    Und am nächsten Mittag geschah es.
    Der südliche Posten Nummer Eins war riesengroß. Hier begann nicht nur die Große Südstraße, sondern auch die Pithmotstraße und ein Ausläufer der Großen Oststraße. Hier begannen und endeten die Reisen der Imperialen Post und der Passagierkutschen. Hier konnten private Reisende ihre Kutschen abgeben und mit Mietfahrzeugen in die Stadt weiterreisen. Abreisende Besucher konnten Pferde oder ganze Equipagen von Pferden, Kutschen und Dienstboten mieten. Hallen, Höfe, Gatter und Ställe dehnten sich wie eine kleine Ortschaft aus, in der es von Kurieren, Botenjungen, Trägern, Stallknechten und Taschendieben nur so wimmelte. Tausend Pferde gab es hier, und beinahe genauso viele Menschen, und anscheinend irrten alle ziellos und schreiend im Regen umher. Räder rumpelten und spritzten Wasser auf. Die Luft roch schwer nach nassen Pferden. Auch Soldaten waren vor Ort.
    Inos hatte nicht bedacht, wie schwierig es war, jemanden zu treffen, den sie nicht kannte und der sie nicht kannte, denn sie hatte sich einen viel kleineren Ort vorgestellt, niemals solch einen Aufruhr. Zwei Tage lang hatte sie von einem freundlichen, familiären Senator geträumt, der Gastfreundschaft und Schutz bot, vielleicht auch ein wenig kultivierte Entspannung nach einem halben Jahr voller verrückter Abenteuer. Er hatte möglicherweise auf ihre Bitte geantwortet und war zu dem Treffen erschienen oder hatte jemanden an seiner Stelle geschickt, doch wie konnten sie einander erkennen? Sie hatte nicht gewagt, ihm zu sagen, daß sie in Begleitung von vier Djinns reiste.
    Sie hatten ihre Pferde abgegeben und ihr Pfand zurückerhalten. Danach hatten sie das Kontor verlassen, und jetzt standen sie draußen im Regen; Azak überließ ihr den nächsten Schritt. Er blickte finster und wild, aber er sagte nichts, als die Minuten verrannen und sie links und rechts schaute und sich fragte, wohin sie um alles in der Welt zuerst gehen sollten. Pferde und Reisende drängten vorbei, und dann wurden sie von allen Seiten – wie von Wölfen, die aus dem Wald hervordrangen – von Legionären mit gezogenen Schwertern umzingelt.

    Inos wurde, im Gefolge ihre vier Djinn-Begleiter, in ein Haus und dann eine dämmrige Treppe hinauf in ein Zimmer geführt, wo bereits ein Tribun, ein Zenturio und ein wenig bemerkenswerter Zivilist warteten. Ungefähr ein Dutzend Legionäre drängten hinter den Gefangenen hinein und verteilten sich mit gezückten Schwertern. Es gab nur einen Tisch, keine Stühle. Schließlich wurde die Tür geschlossen und verriegelt. In ihren Schläfen pochte die Angst. Die Fälschung war entdeckt worden, der Senator hatte sie verraten. Das absichtliche Gedränge von Menschen im Zimmer trug zur Belastung bei; sie merkte, daß sie kaum zukken konnte, ohne einen gepanzerten Torso zu berühren. Sie standen alle herum, ihre Augen waren viel zu nahe. Sie konnte das Leder riechen und die Politur und den Atem der Männer.
    Der Tribun lehnte sich gegen den Tisch und überflog den Paß. Dann betrachtete er befriedigt seine fünf Gefangenen »Das ist sehr gute Arbeit«, sagte er. »Eine sehr gute Fälschung.«
    »Ist es nicht«, erwiderte Azak.
    Der Tribun lächelte und reichte den Paß an den Zivilisten weiter, der jung war, langsam kahl wurde und belesen wirkte – ein unaufdringlicher kleiner Mann, offensichtlich gefährlich, sonst wäre er nicht anwesend gewesen. Er trug das Dokument zum Fenster und sah es genauer an, wobei er es beinahe gegen seine lange Nase drückte. »Ja, sehr gut«, folgerte er. »Elfisch, das ist fast sicher.« Er begutachtete weiter die kunstvolle Leistung.
    Der Tribun schenkte Azak wieder sein geduldiges Lächeln. Er war ein kleiner Mann in

Weitere Kostenlose Bücher