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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem kleinen, schmutzigen und verriegelten Oberlicht, sowie einigen Ritzen in der Tür. Die Treppe vor ihnen war schwarz wie die Nacht. Andor schloß die Tür sorgfältig und hantierte dann mit Feuerstein und Feuerstahl.
    »Wir sind an einem sonderbaren Ort«, stellte er fest. »Was meinen Gefährten und mir am besten gefällt, sind die drei Eingänge in drei verschiedenen Straßen. Thinal und ich sind außerdem dafür bekannt, daß wir durch Dachfenster hereinkommen.«
    Raps Sehergabe erkundete bereits eine erstaunlich komplizierte Anordnung von Zimmern, Gängen und Treppen, eine Art menschliches Ameisennest, das aus Dutzenden von aneinandergrenzenden Häusern geschaffen wurde, indem einfach hier ein Zimmer und dort ein Raum zusammengefügt worden waren. Nur wenn er den Weg durch das Labyrinth verfolgte, konnte er feststellen, welche Zimmer zu diesem Haus gehörten und welche nicht. Selbst die Nachbarn vermuteten wahrscheinlich nicht, daß in ihrer Mitte dieses Labyrinth existierte.
    Die Hand Sagorns machte sich sofort bemerkbar – ein Zimmer nach dem anderen war mit Büchern, aufgerollten Karten, hermetischen Apparaturen und Stapeln bizarrer Kleinigkeiten angefüllt –, aber Rap bemerkte ebenso mehrere begehbare Schränke, die alle voller vornehmer Kleidung hingen, sowie eine Werkstatt unter dem Dach, in der die Ausrüstung eines Künstlers sowie Teile von Musikinstrumenten herumlagen. Thinals Existenz spiegelte sich offenbar nur in einem kleinen Schrank unter einer Treppe wider, halb voll mit Edelsteinen und goldenen Kinkerlitzchen – natürlich alles nur vom Feinsten. Auf Darad gab es keinerlei Hinweise, aber Darad hätte auch keinen Grund oder den Wunsch, überhaupt nach Hub zu kommen.
    Die Laterne begann flackernd zu leuchten und warf einen goldenen Schein auf die erschöpften Gesichter.
    »Das Haus muß einmal ordentlich saubergemacht werden«, gab Andor zu. »Alle zehn Jahre oder so stellen wir für einige Monate einen Dienstboten ein. Wir sind überfällig. Das ist vielleicht nicht der Stil, den Ihr gewohnt seid, Ma’am, aber das Haus ist genau richtig als Versteck für eine Gruppe von Männern, auf denen ein alter Fluch lastet.«
»Ihr habt das Haus nicht selbst entworfen?« wollte Rap wissen.
    Andor hatte sich den Stufen zugewandt. Er drehte sich wieder um, als lese er aus Raps Unterton etwas heraus. »Nein. Es ist sehr alt. Wir hatten Glück, daß wir davon hörten, als es verkauft wurde, und Sagorn hat das zeitlich unbegrenzte Recht daran erworben. Warum?«
    »Ungefähr zwei Drittel davon sind von einem Schutzschild umgeben. Ich nehme an, daß der Rest des Hauses später angebaut wurde, aber der Originalteil war das Werk eines Zauberers.«
    Ausnahmsweise war Andor einmal sprachlos. Dann lachte er unbehaglich. »Unser Glückswort am Werk?«
    »Gewiß. Ihr verdankt ihm vermutlich Eure Leben, weil ihr alle manchmal die Umgebung in Schwingungen versetzt. Ich habe es immer für ein Wunder gehalten, daß Ihr der Entdeckung so lange entgangen seid… das hier ist das Wunder.«
    »Götter! Tatsächlich? Dann zeigst du mir, welche Teile sicher sind, bevor wir wieder fortgehen?«
     
    »Gerne.«
    Andor zuckte, sichtlich angegriffen von diesen Neuigkeiten, die Achseln. Dann ging er wieder auf die Treppe zu, hielt dabei die Lampe hoch und bot der Prinzessin seinen Arm an. In stillschweigendem Einverständnis gingen Rap und Gathmor jeweils an ein Ende desselben Schrankkoffers, stemmten ihn zwischen sich und ließen den anderen stehen, um ihn später zu holen.
    Sie richteten sich schnell ein. Andor wies allen eine Schlafkammer zu, die beiden anderen brachten das Gepäck und schließlich Eimer voller Wasser von der Pumpe im Keller, der an jenem Tag selbst knöcheltief unter Wasser stand. Gewaschen und erfrischt versammelten sich die Besucher im großen Wohnzimmer und entdeckten, daß ihr Gastgeber nicht länger Andor war.
    Sagorn lehnte lang und hager in einer silbernen Robe am Kamin und überblickte den Raum mit dem hochmütigen Lächeln voller Hohn, das zeigte, daß er nicht zufrieden war. Er trug eine schwarze Kappe, ein affektiertes Accessoire, das Rap noch nie zuvor an ihm gesehen hatte.
    Das Zimmer war groß, mußte jedoch dringend gesäubert werden. Im Kamin türmte sich uralte Asche, auf den Tischen lag dicker Staub, die Regale waren von Spinngeweben überzogen. Rap wußte nicht, wie viele Einzelheiten die anderen in dem Dämmerlicht wahrnehmen konnten, das durch die schmuddeligen Fenster hereinschien,

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