Dave Duncan
raste über eine breite Straße mit prächtigen Gebäuden, und Inos wußte unbestimmt, daß sie sie wie eine Touristin betrachten wollte, doch sie wußte ebenso, daß jetzt nicht die Zeit war, sich Sehenswürdigkeiten anzusehen.
Eigaze runzelte die Stirn. »Ich glaube, das war, nachdem die Gesundheit seiner Majestät sich verschlechtert hatte. Konsul Ythbane… er ist jetzt natürlich Regent… er schlug vor, Angilki habe die besten Aussichten, da die direkte Linie jetzt ausgestorben sei – denn Kadolan wäre nach Euch natürlich die nächste gewesen. Doch Krasnegar war offenbar keinen Krieg wert, und soeben war der Einmarsch in Zark bestimmt worden, und die Zwerge begannen Schwierigkeiten zu machen, von den Kobolden ganz zu schweigen. Zu jenem Zeitpunkt hatten wir Nachricht von Ekka, und Vater konnte berichten, daß der Herzog kein Interesse daran hat, echter Regent zu werden. Also wurde der Kompromiß getroffen, daß Angilki nominell den Titel erhalten und durch einen Vizekönig regieren sollte, der von den Thans bestimmt wird. Der Botschafter von Nordland willigte ein, und man unterzeichnete ein Memorandum.«
Ganz offensichtlich war Lady Eigaze nicht weniger bei Verstand als Kade.
»Wie günstig!« murmelte Inos. »Nur nicht für die Bürger von Krasnegar.«
»Sie unterstehen nicht der Verantwortung des Imperators, Liebes, es sei denn, Ihr erklärt, daß Ihr das Königreich als Lehen von ihm erhalten habt.«
»Sicher nicht!« beeilte sich Inos zu sagen. »Nun, offensichtlich hat der Hexenmeister gelogen.«
Lady Eigaze schien ein wenig blasser zu werden und hustete. »Selbst Hexenmeister machen manchmal Fehler, nehme ich an, Liebes. Und Kade, sagt Ihr, ist gesund und wohlbehalten wieder in… äh…«
»Arakkaran«, sagte Azak.
»Danke.« Sie sah diesen unsäglichen Wilden mit offensichtlicher Verwirrung an und wandte sich einem sichereren Thema zu. »Das alles ist ganz außergewöhnlich! Angilki wußte von alledem nichts!«
Inos spürte eine leichte Vorahnung. »Angilki?«
»Oh… natürlich wißt Ihr das nicht! Er ist hier in Hub, Liebes! Er ist vor zwei Tagen in einem fürchterlichen Zustand hier angekommen.« »Angilki? Der Herzog ist hier?«
»Nun, ja, Liebes. Der Regent hat ihn herbefohlen, als – aber auch das könnt Ihr nicht wissen, nehme ich an.« Lady Eigaze wirkte zunehmend beunruhigt. Sie griff in einen Kasten und brachte eine Schachtel Konfekt zum Vorschein. »Er hat einen gebrochenen Knöchel. Angilki, meine ich. Er hat eine gräßliche Reise hinter sich, der arme Mann. Und er ist jetzt kein Herzog mehr, er ist der König von… O Liebes!«
»Was weiß ich sonst noch nicht?«
»Konfekt? Nein? Eure Majestät?«
Azak lehnte ab. »Bitte nennt mich einfach Azak«, fügte er hinzu, »da wir ja jetzt alle zur Familie gehören.«
»Mögen die Götter meiner Seele Frieden geben!« murmelte Eigaze und aß ganz schnell drei Stück Konfekt, ohne ihre Augen von Azak abzuwenden. Im Augenblick würde man es in Hub nicht besonders schätzen, wenn jemand Djinns als Verwandte hatte.
»Warum hat der Regent Angilki gerufen?« fragte Inos entschlossen. »Wegen Kalkor, Liebes. Er ist ein Than von Nordland –«
»Ich weiß über Kalkor Bescheid. Er ist auch ein entfernter Verwandter, sehr entfernt.« Inos dachte an die Vision im magischen Fenster und verzog das Gesicht. »Ich habe ihn sogar einmal gesehen. Je entfernter, je besser! Was ist mit Kalkor?«
»Er ist – o heiliges Gleichgewicht!« Eigaze nahm noch ein Stück Konfekt, und ihre Augen weiteten sich. »Liebling, ich habe vielleicht einen schrecklichen Fehler gemacht!«
»Was für einen Fehler?« Nur die vielen Jahre, die Inos mit Kade verbracht hatte, hielten sie davon ab, die Frau an ihrer fetten Kehle zu pakken und sie zu schütteln.
»Nun, Euer Brief ist heute morgen eingetroffen, nachdem Vater zum Palast gefahren ist. Ich habe eigentlich nicht geglaubt, daß er echt war, also habe ich ihn nicht darüber informiert. Ich wäre beinahe gar nicht gekommen. Ich mußte eine Anprobe ausfallen lassen. O Liebes!«
Azak machte ein finsteres Gesicht. Inos spürte ihr Herz wild klopfen. »Was ist mit Kalkor, Eigaze?«
Noch zwei Stück Konfekt… »Er ist auch in Hub! Deswegen treffen sich heute alle bei Hofe! Er hat um sicheres Geleit gebeten, und natürlich hat der Regent es ihm gewährt, denn es wird ihm nie gelingen, anschließend zu entkommen, und er ist vor einigen Tagen angekommen, und darum geht es heute – Krasnegar! Als Angilki bei
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