Dave Duncan
die Prinzessin Kadolan von Krasnegar mit derselben zielstrebigen Hingabe an ihren Platz, mit der er seine Legion führte. Ekka erhob ihren Stock, und ihre Augen erhaschten Kades Blick. Der Legat schwenkte gehorsam nach rechts und führte die Prinzessin zu Ekkas Podest. Er verbeugte sich. Kade dankte ihm. Er zog sich zurück.
Heftig schnaufend sank Kade neben der Herzogin nieder. Dieses Jahr waren wieder Fächer in Mode, und Kade nutzte diese Tatsache weidlich aus.
»Uff!« stöhnte sie. »Ich lasse es zu, daß mein Ehrgeiz meine Fähigkeiten übersteigt! Zwischendurch hatte ich schon Angst, einen Schlag zu bekommen.«
»Ich bin sicher, so etwas Taktloses würdest du niemals tun, meine Liebe. Es läuft gut, denke ich?«
»Hervorragend!« Kade seufzte zufrieden. »Außer in Kinvale ist das Winterfest eine trockene Angelegenheit. Es ist wundervoll, wieder hier zu sein.« Ihre Augen streiften durch den Saal.
»Dort drüben am Büffet auf der anderen Seite«, sagte Ekka. »Mit dem Legionär, dem großen.«
Kade nickte und entspannte sich. »Eine großartige Erfahrung für sie. Sie wird das Winterfest von Kinvale niemals vergessen. Niemand tut das.«
»Nett, daß du das sagst.« Ekka runzelte die Stirn, als sie sah, wie das Astilo-Mädchen mit dem schmächtigen jungen Mann aus Enninafia sprach. Seine Familie brauchte ihr Geld nicht, könnte allerdings einen Schuß Verstand gebrauchen, den ihre Blutlinien nicht bieten konnten. »Deine Nichte macht dir alle Ehre, Ma’am.«
Kade lächelte albern, und beide lachten in sich hinein. Sie waren früher – und natürlich noch immer – Schwägerinnen gewesen. Sie kannten sich beinahe ein halbes Jahrhundert. Es bedurfte nur weniger Worte, um sich der anderen verständlich zu machen.
»Ihr steht die neue Mode besser als mir«, stellte Kade wehmütig fest. Ekka war zu höflich, um zu lächeln. Nur wenige Wochen vor dem Winterfest hatte die dramatische Nachricht aus Hub sie erreicht – Trompeten waren out, Gesäßpolster waren wieder in. Die Pläne für die Kleider waren kurzfristig geändert worden, doch das letzte, was Kadolan brauchte, war ein solches Polster. Sie hatte ihr Bestes getan und war bei dem dundunkelblauen Satin geblieben und einer einfachen Perlenkette, die sie durch Ekkas Perlentiara ergänzte, doch selbst in dieser Schlichtheit wirkte sie unförmig, und das Polster machte sie lächerlich.
»Von hinten auf jeden Fall«, bemerkte Ekka. »Sie ist noch ein wenig jung für diesen Ausschnitt.« Die gegenwärtige Ausschnittmode fand nicht ihre Zustimmung. Sie lenkte die Männer vom Gespräch ab.
»Nun, mit Ausschnitten kenne ich mich aus.« Kade erhob ihren Fächer, um ihren Mund zu verdecken. »Meine Nichte hatte die Stirn mir zu sagen, meine Figur sei alles in allem doch mehr als umfangreich.«
Ekkas dünne, trockene Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Natürlich hast du sie wegen ihrer wenig damenhaften Gedanken und unziemlicher Pöbelei ermahnt?«
Das Orchester stimmte eine Gallopade an, und der Tanzboden füllte sich mit tanzwilligen Paaren.
»Natürlich! Aber Kinvale ist wunderbar für sie! Vor sechs Monaten hätte sie das noch in der Öffentlichkeit gesagt!«
»Das wollte ich dich fragen, Liebe. Wie macht sich unser junger Husar?« Kade seufzte erneut. »Sie vermutet, daß er vielleicht seinen Helm zu lange in die Sonne gehalten hat. Mit seinem Kopf darin.«
»Das könnte gut sein«, stimmte Ekka zu. »Ich fürchte, mir gehen die Kandidaten aus, Kade. Wenn du wirklich im Sommer wieder zurückfahren willst, dann wird uns die Zeit knapp. Sollen wir noch einmal die Anforderungen überprüfen?«
Die Gallopade war in vollem Gange, und die nach allen Seiten lachende und lächelnde Inosolan wurde an einer Reihe von Männern entlanggereicht. Ihre tänzerischen Fähigkeiten hatten sich unverkennbar verbessert. Ekka und Kade fuhren mit ihrer Unterhaltung fort, während sie die Tanzenden beobachteten.
»Charakter, so fürchte ich, kommt an erster Stelle«, sagte Kade traurig. »Das ist ein Problem. Alles andere ist einfach. Und Charakter ist nicht nur selten, er ist auch schwer zu erkennen.
Obwohl nichts ihn so sehr zum Vorschein bringt wie die Ehe.«
»Dann ist es natürlich zu spät.« Kade nahm einen funkelnden Kelch vom Tablett eines Lakaien. »Holindarn besteht darauf, daß sie sich frei entscheiden kann, wie ich dir schon erzählt habe.« Sie hielt inne. »Selbst wenn ihr Glück es erfordern sollte, daß sie im Impire bleibt,
Weitere Kostenlose Bücher