Dave Duncan
Andor.« »Andor? Oh, der! Immer noch?«
Ekka runzelte die Stirn. »Er war keiner von meinen, Kade. Du hast mich nicht gewarnt, denk dran. Es hat einige Zeit gedauert, sie von den Weiden herbeizurufen. Angilki hat ihn eingeladen.« Im selben Augenblick entdeckte sie ihren Sohn, der mit der Yyloringy-Frau tanzte; sein Gesicht war so leer wie ein frischpolierter Tisch.
»Vielleicht eine glückliche Fügung«, bemerkte Kade zuversichtlich. »Vielleicht.«
Dieses Mal bemerkte Kadolan das Zögern. Sie wandte sich mit fragendem Blick an die Gastgeberin.
»Nun, es ist sein Haus«, sagte Ekka. »Ich kann ihn kaum daran hindern, seine Freunde einzuladen.«
»Natürlich nicht, meine Liebe.«
Aber das war nicht das erste Mal, daß Angilki die Pläne seiner Mutter unabsichtlich kompliziert hatte. Sie hatte ihm mehr als einmal gesagt, daß er jeden einladen könne, den er mochte, außer Männern – oder Frauen. Den Witz hatte er nicht verstanden. Die meisten Witze verstand er nicht.
»Nun, Sir Andor hat unzweifelhaft Charakter«, stellte Kade fest, »oder zumindest Charme. Wenn Diplomatie für einen Regenten in Krasnegar Bedingung ist – dann wäre er sicherlich qualifiziert. Was wissen wir noch über ihn?« Inos kam wieder vorbei.
Eine sehr gute Frage! Ekka glaubte nicht, daß ihr Gedächtnis sie schon verließ. Sie war ziemlich stolz darauf. Aber so spontan konnte sie sich an überhaupt nichts erinnern, was diesen Andor betraf. Sie hatte ihn natürlich mehrere Male in ein Gespräch verwickelt. Vorsichtig hatte sie ihn ausgefragt. Merkwürdigerweise war Sir Andors Lebenslauf jedoch jedesmal in den Hintergrund getreten. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, über einige seiner Zoten ziemlich laut gelacht zu haben.
»Warum überprüfen wir morgen früh nicht die Unterlagen?« schlug sie vor. »Er hat natürlich Briefe mitgebracht… und meine Notizen. Schau dir nur dieses unglückliche Ithinoy-Mädchen an! Wie konnte ihre Großmutter ihr nur jemals erlauben, braunrot zu tragen, bei ihrem Aussehen?«
»Ekka?« sagte Kade scharf.
Ekka seufzte. »Du hättest ihn schon früher vorschlagen sollen. Wir hätten ihn zum Ball einladen können.«
»Vielleicht hat er keine Zeit. Er hat Inos erzählt, er müsse fort zu einer romantischen Mission von Ehre und Gefahr. Er hat nicht geschrieben. Sie schreibt ihm nicht.«
Die beiden Damen tauschten verwirrte Blicke,
»Aber warum ist er fort?« fragte Ekka. »Wenn es das war, was er wollte?«
»Wenn er sie wollte, dann hatte er Erfolg. Sie hat keinen anderen mehr angesehen.«
»Er hat doch nicht…« Ekka hielt inne. Selbst mit einer sehr alten Freundin gibt es Fragen…
»Nein! Da bin ich ganz sicher. Das merkt man doch. Aber wenn er gewollt hätte, wäre ihm auch das gelungen. Sie war sehr unschuldig, denk dran. Jetzt ist sie vielleicht ein wenig klüger, aber er kennt jeden Trick. Ich bilde mir ein, die meisten Tricks zu kennen, aber dieser junge Mann hätte mich glatt ausstechen können, wenn er gewollt hätte.«
Das war ein erstaunliches Geständnis. Während ihrer Jahre in Kinvale, noch bevor ihre Ehemänner starben, war Kade Ekkas Schülerin und Partnerin bei Eheanbahnungsversuchen gewesen. Alles, was Prinzessin Kade nicht über Anstandsfragen und die Schliche der Liebhaber wußte, war es nicht wert, darüber zu reden.
Dennoch war Ekka erleichtert. Drei jugendliche Bedienstete waren nach Sir Andors Abreise entlassen worden, und mehrere andere waren vermutlich bei ihren Torheiten glücklicher davongekommen.
»Was wollte er also, frage ich mich? Die Krone?«
»Warum dann fortgehen?« Es sah Kade überhaupt nicht ähnlich, ihre Sorge so deutlich zu zeigen. »Was könnte dann wichtiger sein?« »Vielleicht ist er fort, um einen Blick auf Krasnegar zu werfen?« Diese Bemerkung provozierte lautes, undamenhaft schallendes Gelächter bei den beiden.
Die Gallopade war zuende. Angilki kam vorbei, an seinem Arm die Yyloringy-Frau, und er atmete viel zu schwer und war immer noch vor Langeweile ganz schläfrig.
»Nun«, rief Kade fröhlich aus, »es hat wohl keinen Zweck, wenn wir uns über diesen Andor Sorgen machen. Inos weiß nicht, wo er ist, und wenn sie es nicht weiß, so nehme ich an, daß niemand es weiß. Wir müssen einfach weitermachen und hoffen, daß sie einen anderen nimmt.«
»Oder daß er wiederkommt?«
»Genau.«
»Und wenn er ihr einen Heiratsantrag macht?«
»Oh, Inos würde ihn sofort annehmen. Er hat sie verhext. Und ich habe meine
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