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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zeit«, fuhr Rap ihn an.
    Was er wirklich üben sollte, war die Zauberei. Es war eine vernichtende Erfahrung gewesen, das vierte Wort zu hören, viel großartiger als bei allen anderen Worten. Sein Verstand schwirrte immer noch davon. Vielleicht war das Wort des Kobolds besonders stark gewesen, vielleicht lag es auch daran, daß es bei einem Zauberer nun mal so war. Er hatte das Gefühl, als hätte man ihm ein paar zusätzliche Sinne gegeben.
    Jetzt erkannte er eine Nebenwelt, wie eine ganze okkulte Welt, die man über die der Normalsterblichen gestülpt hatte. Er konnte sehen, ohne die Augen zu benutzen, und riechen, schmecken, fühlen, hören, und keines dieser Worte beschrieb ganz genau, was er dadurch erfuhr. Es war eine andere Ebene, die er erreichen konnte, ohne seinen Standort zu verlassen. Hub war vor seinen Augen eine großartige Stadt, doch in der anderen Dimension war sie ein Universum der Schatten, bewohnt von den leuchtenden Feuern der Zauberei.
    Leuchtfeuer, Donnerrollen oder monströse Umrisse, wie er es wollte. Dazwischen kleine Wirbel und Blitze geringerer Magie: eine Frau, die mittels ihrer betörenden Aufmachung einen Liebhaber umgarnte, ein Koch, der mit okkulter Gabe meisterhaftes Gebäck für den Tisch eines Lords herstellte, ein Kaufmann, der einen ahnungslosen Gegner beschwindelte. Wenn er wollte, konnte er sie so sehen, wie sie waren, oder er konnte ihre Erweiterung in der Nebenwelt sehen, ihre Projektionen der Macht. Purpurfarben, schrill, ätzend, eckig oder wütend – Worte und Ideen waren absolut unzureichend geworden, um auch nur die Gedanken zu beschreiben, und er hätte sie einem Normalsterblichen nicht vermitteln können, und wenn er es bis zum Verlöschen der Sonne versucht hätte. Kein Wunder, daß Zauberer anders waren als andere Menschen.
    Konnten alle Zauberer diese Dinge so deutlich wahrnehmen wie er, oder war eine solche Einsicht ein Zeichen für Stärke? Und wie stark war er? Er fühlte sich schwindelig vor lauter Macht, allmächtig. War das eine gefährliche Selbsttäuschung? Konnte er wirklich so mächtig sein, wie er sich fühlte?
    Auf der anderen Seite des Feldes stand, viel zu aufgeregt, um zu sitzen, Kalkor in dem anderen Zelt. Er hielt sein Schwert mit einer Hand hoch und schärfte es mit einem Stein, den er in der anderen Hand hielt, und er war bereits bis auf das Fell um seine Lenden ausgezogen, bereit für das Blutbad. Da spürte er Raps Aufmerksamkeit und blickte auf, und seine blauen Augen schimmerten in wahnsinnigem Vergnügen.
    Rap warf einen Blick in die Nebenwelt und sah Kalkor als durchsichtiges, nacktes Abbild seiner selbst. In diesem Raum, der keine Dimensionen hatte, hätte er eine Armeslänge entfernt oder in Nordland stehen können. Aber es gab mehr als nur eine Geisterscheinung zu sehen. Auch Rap spürte roten, verzerrten Haß wie züngelndes Feuer. Tod und Vergewaltigung und andere Greueltaten funkelten darin, und da war nichts Menschliches.
    »Ihr sterbt schon bald, Halbmann!« sagte Kalkor, und die Flammen seines Hasses züngelten noch heißer und voller Schadenfreude. »Warum?« fragte Rap. Er hatte die Arme auf die Knie gestützt und schickte diese Nachricht, ohne zu sprechen. Der alte Mann neben ihm blickte nicht auf. »Was erhofft Ihr Euch von diesem Wahnsinn?«
    Kalkor lachte, und sein Gelächter war wie Blut, das im Schnee vergossen wurde und Frauen, die sich in wildem Schmerz wanden. »Wenn Ihr es nicht wißt, seid Ihr nicht wert, es zu erfahren.«
    »Ihr trachtet danach, mittels Zauberei ein Königreich zu gewinnen. Das werden die Wächter nicht zulassen. Ihr habt bereits gegen das Protokoll verstoßen!«
    »Die Wächter?« Der Jotunn grinste höhnisch. »Ich fürchte die Vier nicht! Olybino hat bereits mit drei Kriegen zu tun und wagt es nicht, auch noch die Jotnar gegen sich aufzubringen. Bright Water zollt mir Applaus. Sie hat mich eines Nachts auf meinem Schiff aufgesucht, nur in okkulte Schönheit gehüllt, und sie begehrte meine Stärke und genoß meinen übermächtigen Willen.«
    Rap konnte nicht sagen, ob es Wahrheit oder Wahnsinn war.
    Das Gewebe aus Feuer wurde zu einem Ding aus Klauen, Schuppen und giftigen Fängen, die in einem mißtönenden Klagelied auf einander schlugen. »Ich habe also zwei von ihnen auf meiner Seite, und auch der Regent wird einen weiteren Krieg scheuen! Ich werde die Abstimmung gewinnen, und die Wächter werden nichts dagegen unternehmen!« Körperlich stand Kalkor in seinem Zelt auf der anderen Seite des

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