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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich vermutlich die ganze Zeit im Dschungel der Nogiden verborgen und seine Wunden heilen lassen und sich von dem Mädchen umsorgen lassen, das er gestohlen hatte. Doch es gab viele Dinge, die er nicht erzählte.
    »Und dann bist du fortgesegelt und hast sie verlassen?« Nein, das war nicht richtig…
     
    »Bin mit einem Einboot zur nächsten Insel gepaddelt. Frau sagte, nach sechs oder sieben Inseln gebe es noch ein Imp-Fort.«
    Also hatte Little Chicken sein Schicksal verfolgt, und sie hatte beschlossen, mit ihm zu gehen. Er log nicht, was ihre Gefühle anbelangte. Die Menschenfresserfrau hatte sich wirklich in ihren Entführer, den Kobold, verliebt. Wahrscheinlich hatte er sie so gut behandelt, wie er konnte, denn Frauen waren nützlich. War es möglich, daß Little Chicken jemals etwas so Unkoboldhaftes getan und sich verliebt hatte? Rap wollte ihn gerade damit aufziehen, doch er hielt sich zurück.
    »Schlimme Strömung«, sagte der Kobold. »Großer Sturm kam.« »Das tut mir leid.« Ein Magier konnte spüren, daß unter der Pose der Gleichgültigkeit andere Sorgen lauerten. Wie eigenartig! Wie traurig!
    Der Rest der Geschichte folgte ganz leicht. Kalkor, der auf der Blood Wave wieder gen Westen reiste, hatte einen Einbaum im Dyrekanal gefunden, in dem ein Kobold lag, der beinahe tot war. Doch das war genau die Art unberechenbaren Zufalls, den Worte der Macht herbeiführen konnten, und natürlich kannte der Kobold auch ein Wort. Da mußte Kalkor sein eigenes Schicksal gesehen haben, denn er hatte von den drei Visionen im magischen Fenster erfahren. Das mußte der Zeitpunkt gewesen sein, wo er seine, wahnsinnige Reise nach Hub beschlossen hatte.
    »Also hat er dir dein Wort der Macht abgenommen, und das hat ihn zu einem Zauberer gemacht?«
    Little Chicken errötete oliv über diese Beleidigung. »Du solltest die Kobolde besser kennen! Er war schon Zauberer. Hat es nicht gebraucht!« Das waren vielleicht gute Neuigkeiten. Little Chickens Wort stammte direkt von den Elben. Niemand hatte es geteilt – bis jetzt. Ein starkes Wort.
    Regen trommelte auf das Dach der Hütte und tröpfelte durch undichte Stellen. Rap überprüfte noch einmal das Haus. Kalkor hatte seine Tätigkeit beendet und schien wieder zu schlafen. Die Frau lag neben ihm und schluchzte leise. Doch in anderen Zimmern kamen Männer in Bewegung. Selbst Jotnar bemerkten vielleicht die Kälte dieses klammen Morgens und wollten möglicherweise ein paar Feuer anzünden. Er mußte sich beeilen.
    Little Chicken streckte sich noch einmal. »Warum hast du überhaupt zugestimmt. Ich habe es gesehen. Hat Magie benutzt?«
    »Nein. Nicht direkt.« Natürlich hätte Kalkor dafür sorgen können, daß Rap seine Meinung änderte, wie er es schon beim Regenten getan hatte, doch dann hätte er das Spiel nicht so spielen können, wie er gerne wollte.
    »Wie dann? Du bist stur wie die Mutter eines Bären, Flat Nose. Ich weiß.«
    Trotz seines Zorns und seines dunklen Vorhabens lachte Rap leise. »Nun, danke, Little Chicken!« Die schrecklichen Wochen im Wald waren in seiner Erinnerung verblaßt, und er konnte schon fast mit Wehmut darauf zurückblicken. Oh, die Unschuld der Jugend! Damals war er noch kein Magier gewesen. »Erinnerst du dich an Gathmor?«
    Der Kobold nickte und war jetzt als grauer Schatten in der Morgendämmerung erkennbar. »Er war damals mit dir auf dem Langschiff?.« »Er war ein guter Mann, Little Chicken. Er ist mit mir nach Hub gekommen.«
     
    Die eckigen Augen weiteten sich verständnisvoll. »Ja, guter Mann… was hat Kalkor dir gestern zugeworfen?«
     
    Rap erschauerte. »Sein Herz. Es schlug noch.«
    Der Kobold dachte darüber nach und schüttelte den Kopf. »Schlimm, einen Mann so zu töten. Keine Ehre.« Er hatte sonderbare Vorstellungen darüber, wie man zu sterben hatte, aber es war eine Achtungsbezeigung.
    »Ich muß Kalkor töten!« Die Glut von Raps Wut wurde zur Flamme und ließ seine Hände erzittern.
     
    Little Chicken zuckte die Achseln. »Er sagte, du würdest herkommen und mein Wort verlangen.«
    »Wirst du es mit mir teilen?«
»Nein.« Er zeigte wieder die großen Fänge. »Es ist schön, stark zu sein.«
»Du wirst immer noch sehr stark sein, wenn du es teilst.«
Der Kobold schüttelte den Kopf. »Wie viele hast du schon?« »Das sage ich nicht.«
    »Und ich sage dir auch nichts.« Er brach in ein unerwartet schrilles Lachen aus. »Du kannst mir das Wort nicht abzaubern, nicht wahr, Flat Nose? Was willst du noch

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