Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
des Feldes sprang auch Kalkors alter Sekundant auf und wirbelte aus dem Zelt hinaus in den strömenden Regen und griff im Vorbeigehen nach Helm und Signalhorn.
    Schließlich kam er, verwirrt über seine eigene unerwartete Bewegung, schwankend zum Stehen, denn es war Rap, der ihn in Bewegung gesetzt hatte.
    Ein Donnerknall ließ ihn zusammenzucken und nervös nach oben blikken, als erwarte er, daß Götter als Geisterscheinung auftraten. Als nichts weiter geschah, hob er ziemlich unsicher das Mundstück an die Lippen und begann mit der Zeremonie.
    Tusch des Herausforderers.
    »Ah!« Raps Sekundant legte die Axt nieder, nahm seine eigene Trompete und seinen Kopfschmuck und trottete nach draußen, um die Antwort zu blasen.
    Rap legte sich das Fell um und folgte hinaus.

    Regen hüllte ihn in eine feuchte Wolke ein, doch die Wolke konnte das Feuer seines Zorns nicht auslöschen. Er trippelte wütend von einem Fuß auf den anderen, während das uralte Ritual in einem lange vergessenen Dialekt gemurmelt wurde.
    Töte Kalkor!
    Kalkor war als verschwommene blaue Silhouette auf der anderen Seite des Feldes kaum zu erkennen, und die Jotnar, die dort das Ritual vollzogen, waren für weltliche Augen nicht zu sehen.
    Töte Kalkor!
    Raps Herz raste und pochte, und jeder Schlag sagte »Töte ihn.« Töte ihn töte ihn töte ihn… All seine Muskeln zuckten erwartungsvoll. Er wollte dem alten Priester oder welches Amt er auch bekleidete zurufen, er solle sich beeilen. Endlich kam der Opa zu Ende und hob die Axt mühevoll hoch. Rap wußte aus der Vision des Fensters, daß Kalkor seine Axt mit einer Hand förmlich entgegennehmen würde. Er hatte keinerlei derartige Ansprüche. Er packte die Waffe mit beiden Händen und… ließ sie beinahe fallen. Sie war erschreckend schwer, eine aufleuchtende Klinge so breit wie seine Brust und ein polierter Metallschaft länger als sein Bein und viel zu dick, als daß er seine Finger darum hätte schließen können. Er hatte keine Ahnung, wie er mit solch einer schwachsinnigen Waffe kämpfen sollte.
    Kalkor hingegen schon.
    Rap hievte das monströse Ding auf seine Schulter und schleppte sich allmählich über das Gras vorwärts. Der Regen wehte in seine Augen und tropfte eisig über seine nackte Haut. Seine Beine taten weh, der Mangel an Schlaf machte ihn benommen, doch er hatte eingewilligt, bei dieser Abrechnung keine Zauberei zu benutzen. Er würde Kalkor nach dessen Bedingungen schlagen, von Mann zu Mann mit einer Axt.
    Direkt über ihnen grollte der Donner ohrenbetäubend laut, und sein Echo rollte davon in die Ferne und ging im Hintergrundgemurmel der Zuschauer unter. Von den Tausenden, die gekommen waren, um dieses Duell zu beobachten, würden in diesem Regen nur sehr wenige sehen, wie es ausgehen würde.
    Direkt vor ihm trat Kalkor kaum erkennbar aus dem Nebel, nur spärlich bekleidet und mit einer identischen Axt. Einer von ihnen würde bald sterben, und zwar sehr blutig. Das hatte das magische Fenster gezeigt.
    Aber es hatte nicht gesagt, welcher von beiden.
    Keine Sehergabe… keine Zauberei… Rap trat jetzt absolut weltlich ein wenig vorsichtiger vor. Kalkor nahm die Axt von der Schulter, umfaßte sie mit beiden Händen wie einen Bauernspieß und hielt sie beinahe senkrecht. Er war der Fachmann, und Rap ahmte seine Bewegung nach. Auf eine Entfernung von ungefähr drei Schritten kamen sie voreinander in einer Wasserlache zum Stehen.
    Die Menge war still geworden.
    Kalkor lächelte und zeigte weiße Zähne in einem bronzefarbenen Dämonengesicht. Er trug eisige Gelassenheit zur Schau, doch in diesem Lächeln zeigte sich die aufgeheizte Jotunn-Mordlust. Einer der größten Mörder. Würde eher einen Mann umbringen, als mit einer Frau ins Bett steigen…
    Gathmor!
»Bereit zu sterben, Halbmann?«
    Rap gab keine Antwort, beobachtete die saphirblauen Augen und behielt auf der Suche nach Zauberei vorsichtig auch die Nebenwelt im Auge. Weit entfernt rollte der Donner.
    Kalkor trat einen Schritt vor.
Rap tat es ihm nach.
    Der Than hob fragend und spöttisch eine Augenbraue. »Es wird schnell gehen«, versprach er und tat versuchsweise einen Schwung mit der Axt, eine hoch ausholende Bewegung, nicht nahe genug, um zu treffen.
    Rap ignorierte die Bewegung. Beobachtete. Wartete. Es sollte besser schnell gehen, denn der Jotunn hatte zweimal so viele Muskeln wie er und konnte länger durchhalten. Seine Arme und Handgelenke schmerzten bereits… ein zerschlagener Finger konnte in diesem Spiel

Weitere Kostenlose Bücher