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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren völlig unreal. Zumindest waren die Visionen der Koboldin leidensfähig.
    Da waren sie also, die Wächter, endlich hatten sie sich gezeigt – vier gut aussehende junge Leute auf ihren Thronen in Emines Rundhalle und vier schreckliche Alpträume, die sich in der Nebenwelt um Rap scharten. Rap hegte die sonderbare Illusion, daß sie alle etwas von ihm wollten, doch er konnte sich nicht vorstellen, was das sein könnte. Er hatte das Gefühl, als würden Knochenhände von Skeletten an seinen Armen zupfen und in seinen Taschen wühlen. Ihm fielen die gelähmten, verfaulenden Bettler von Finrain ein, und er beschloß, sich lieber von ihnen anfallen oder von hungrigen Menschenfressern auffressen zu lassen.
    »Setzt Euch, alter Freund«, forderte Lith’rian den Imperator auf. Sein freundlicher Ton mochte echt sein, doch er versetzte die Zuschauer in einen Schock. Emshandar sank steif auf seinen Thron.
    »Death Bird!« kreischte die Hexe des Nordens, sprang auf und streckte einladend ihre Arme aus. Die Zuschauer zuckten zusammen, und Little Chicken trat gar einen Schritt zurück. Schließlich straffte er seine dicken Schultern und näherte sich dem Weißen Thron.
    Unter einem dunklen Nachthimmel hatte sich die Festung gen Westen weiter an Rap angenähert, und jetzt fiel ein großer Brocken von oben herunter, um ihn zu zermalmen. Er trat einen Schritt beiseite und ließ den Felsen vorbeidonnern, der nun auf ewig durch die Nebenwelt rollte. Um seinen Zorn zu bändigen, grub er die Fingernägel in seine Handflächen. Dieser widerliche, graue Zwerg hatte ihn auf die Galeere verkauft. Es gab noch einige andere Punkte zu klären. Sollte das Böse sie alle holen! »Westen, benehmt Euch!« schnauzte Olybino gereizt. »Er übt nur», sagte er zu Rap. »Er benutzt noch lange nicht seine gesamten Kräfte.«
    Ein weiterer Felsbrocken kam donnernd den Hügel herunter, direkt auf den Osten zu. Ein schwergliedriger Krieger trat vor und zerschmetterte ihn mit einem Schlag seines glänzenden Schwertes zu einem Haufen Kies. Olybino lachte rauh. »Ihr seid kindisch, Westen!«
    Doch ein falscher Ton in seiner Stimme brachte Rap auf den Gedanken, wieviel seiner Ressourcen dieser aufgeblasene Imp wohl aufgebraucht hatte, um den spielerischen Angriff des Zwerges zu parieren.
    Little Chicken stand vor der Hexe, und sie umarmte und küßte ihn liebevoll. In der Nebenwelt lag Rap selbst schreiend auf dem Boden der Hütte im RavenTotem. Er schloß das Bild jetzt mit Leichtigkeit aus, denn seine Kontrolle stieg mit der Übung. In einer parallelen Ebene grinste der kleine Körper einer Koboldfrau ihn lüstern an. »Ihr sterbt gut, Faun!«
    »Und jetzt hat er mein Versprechen!«
    Sie gackerte wie ein aufgeregter Hühnerhof. »So ist es! Eure Majestät«, sagte die junge Frau neben dem Weißen Thron, »dieser Mann ist uns sehr teuer. Wir beauftragen Euch, es ihm in Eurem Haus bequem zu machen und dafür zu sorgen, daß er unversehrt zu seinem Volk zurückkehren kann. Ihr werdet ihm sein Schicksal nicht verwehren!« fügte sie an Rap gewandt mit einem freundlichen Grinsen hinzu. »Und Ihr werdet daran denken, daß ich Euch geholfen habe?»
    Sie war verrückt, total verrückt. Sie schien sich nicht darüber im klaren zu sein, daß Rap das wirre Grauen in ihrem Verstand erspüren konnte. Es war zudem äußerst eigenartig, daß die Hexenmeister sich selbst so offenkundig verrieten. War es möglich, daß sie die Nebenwelt nicht genauso wahrnahmen wie er, als wildes Durcheinander von Gedanken und Gefühlen, das sie selbst projizierten? Es war gewiß unfair, daß er sich diesem Wettstreit unterziehen mußte, weil er so wenig Zeit gehabt hatte, etwas über das Geschäft der Zauberei zu lernen.
    Little Chicken ging, völlig benommen und erregt durch die Liebkosungen der jugendlichen Hexe, zu Krushjor, während der verwirrte Imperator ihm versicherte, daß er Ehrengast im Palast sei.
    »Gestern«, verkündete Lith’rian, »versuchte Seine Vorübergehende Hoheit Regent Ythbane uns herbeizurufen, damit wir den Fall des Sultans Azak besprachen. Außerdem hatte er vor herauszufinden, ob Than Kalkor okkulte Kräfte gegen ihn angewandt hatte – was natürlich der Fall war. Meine Kollegen und ich beschlossen – in dem Bewußtsein, daß sich ein weiterer Zauberer in der Nähe befand –, die Ereignisse für einen weiteren Tag am besten einfach weiterlaufen zu lassen.«
    Eine riesige Steinsäule geriet ins Taumeln… Rap trat zurück und ließ sie zu seinen

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